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Die Schädeljäger

Christiane Gref, Meike Schwagmann
Die Schädeljäger

Historischer Kriminalroman, Taschenbuch, Gmeiner Verlag August 2012, 370 Seiten, 12,90 Euro, ISBN: 9783839212981

Weimar im Jahr 1805. Kopflose Leichen pflastern die Straßen der Stadt, seit der Phrenologe Dr. Franz Josef Gall Vorlesungen in der Stadt hält. Galls Schädelsammlung weckt das Interesse vieler Menschen, die erste Leiche hingegen weniger. Lediglich der Weinhändler Dennfelder lässt sich mehr von der Musik einer jungen Pianistin hinreißen und kann den Schädelvermessungen nichts abgewinnen. Als er sich dann auch noch weigert, seinen Schädel vermessen zu lassen, macht er sich verdächtig und muss um jeden Preis den Täter finden, wenn er nicht das nächste Opfer sein soll. Für den Polizisten Niemer steht sowieso schon fest, dass Dennfelder etwas mit den Morden zu tun hat, denn immer wird er in der Nähe der Tatorte gesehen. Aber da ist noch jemand, der immer dann in Erscheinung tritt, wenn es brenzlig wird …

Neugierig geworden bin ich auf das Buch durch ein Gespräch mit den beiden Autorinnen. Historische Medizinthriller können eine spannende Sache sein und das Wirken Franz Josef Galls als Aufhänger für solch einen Roman zu nutzen, hörte sich nach einer äußerst spannenden Geschichte an. Nun … spannend war der Roman schon, auch wenn sich der Spannungsbogen durch gar zu schnelle Szenenwechsel etwas holprig aufbaute. Kaum hatte man eine kurze Information zu einer Person oder einem Geschehen gelesen, musste man schon wieder den Schauplatz wechseln. Bis zur Hälfte des Romans fand ich diese schnellen Wechsel als Leser störend für den Lesefluss.

Nun merkte ich sehr schnell, dass ich zum Thema Schädellehre wohl nicht allzu viele Hintergrundinformationen erhalten würde, und konzentrierte mich auf die Kriminalhandlung. Leider war es so, dass diese sich zwar irgendwann ab der Mitte des Buches entwickelte, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, wer als Täter infrage kam. Dieses Profil wurde von den Autorinnen geradezu klischeehaft dargestellt, jedenfalls für Leser, die schon einige Kriminalromane gelesen haben.

Nichtsdestotrotz gab es aber auch positive Elemente, die sich mit den negativen einigermaßen die Waage halten. So ist anzumerken, dass die beiden Autorinnen mit ihrer bildhaften und zeitgemäßen Sprache die Zeit und den Ort glaubhaft geschildert haben. Dialoge und detaillierte Beschreibungen versetzen den Leser in das Jahr 1805. Wären nicht die häufigen Szenewechsel, würde auch der flüssige Schreibstil besser zur Geltung kommen, den die Autorinnen wirklich beherrschen. Da werden selbst Folterszenen zu einem literarischen Genuss.

Fazit:
Das Buch hält nicht ganz, was die Ankündigung verspricht. Von der Gestaltung des Covers und dem Klappentext her hätte ich mir mehr medizinischen oder in diesem Fall besser phrenologischen Hintergrund gewünscht, dennoch ist Christiane Gref und Meike Schwagmann ein lesenswerter Kriminalroman gelungen, der den Leser in die Weimarer Klassik entführt.

Copyright © 2013 by Anke Brandt