Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl – 18. Kapitel
Heinrich Döring
Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl
Verlag C. F. Schmidt, Leipzig, ca. 1840
Neunzehntes Kapitel
Von einem Pfarrer wundersamen Leiden durch einen störrigen Esel
»Bleibt, o bleibt!«, rief Franz ihm nach. »Haltet es meiner trostlosen Stimmung zu gut, wenn ich Euch beleidigt und dadurch die Hilfe von mir gewiesen, die ich vielleicht von Euch zu erwarten habe. Sagt, o sagt mir, was ich tun soll!«
»Nun so hört und befolgt, was ich Euch rate«, sprach Rübezahl. »Der Pfarrer, der Euch so abgeneigt ist, hält sich, wie Ihr wisst, einen Weiterlesen
Sagen der mittleren Werra 64
Vom Lutherfuß auf der Glasbach
Auf der Glasbach, links an der Straße und rechts vom Fußweg nach Ruhla liegt eine der Steinbacher Pfarrwiesen. In einem der vielen Granitbrocken, die sich hier aus dem Grün erheben, erblickt der Wanderer die einem Fußtapfen ähnliche Vertiefung, welche der Lutherfuß genannt wird.
Ein Holzhauer erzählte: »Als Doktor Martin Luther es den großen Herren auf dem Reichstag zu Worms einmal nach seiner Weise gehörig gesagt hatte und Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 176
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
233. Der Perückenmacher und die Kaboutermännchen
In Brügge wohnte vor langer Zeit einmal ein Perückenmacher, der mit vielen Gesellen arbeitete. Zu dem kam eines Morgens ein Herr, der wollte eine neue Perücke für den folgenden Tag haben, wo er dem Leichendienst eines Verwandten beiwohnen musste. Der Perückenmacher sprach aber, das wäre eine ganz unmögliche Sache, denn um eine gute und schöne Perücke zu machen, brauche er wenigstens zwei volle Tage. Der Herr bat und bat, aber der Perückenmacher blieb dabei, es wäre unmöglich. Eben wollte der Herr wieder fortgehen, als einer der Gesellen sich erhob und sprach: »Meister, ich nehme es auf mich, die Perücke bis morgen fertig zu machen.«
Sagen der mittleren Werra 63
Von der tanzenden Jungfer auf dem Hausfeld
Wenn droben im Gebirge das Heidekraut nur noch auf der Spitze blüht und die reifen Nüsse vom Haselstrauch rieseln, dann tanzt dort hinter dem Gerberstein in der Nähe des Rennsteigs, wo es das Hausfeld heißt, weil da einst ein Haus gestanden haben soll, eine weiß verschleierte Jungfer mit dem schon gefallenen Laub umher. Der darf man sich aber auf keinen Fall nähern, sie ist nicht gut.
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Deutsche Märchen Nr. 1
Karl Simrock
Deutsche Märchen
Verlag der J. G. Cottaschen Buchhandlung, Leipzig, 1864
1. Die Ordnung der Natur
Ein Mann und eine Frau wohnten in einer armseligen Hütte. Der Mann ging jeden Tag aufs Feld, die Frau blieb zu Hause und kochte. Eines Tages, nach dem Frühstück, sagte der Mann zu der Frau: »Du hast es doch recht bequem, wenn du kochst, während ich mich auf dem Feld abrackern muss.«
»Sollen wir tauschen?«, fragte die Frau, »ich will aufs Feld gehen, und du kannst zu Hause bleiben und kochen.«
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 30
Der gespenstige Wagen im Grunewald
Mit dem Geistersehen ist es eine eigene Sache. Es gibt angeblich viele Menschen, die Geister sehen, aber nicht alle in gleicher Weise. Der eine kann es bei Tag und Nacht, ein anderer nur bei Nacht und mancher auch wieder nicht so oft wie ein anderer. Hiervon ein Beispiel. Kühne, Grunow und Tübbecke, drei Fischer, waren einmal von Tiefwerder aufgebrochen, um im Grunewalder See zu fischen. Tübbecke schob die Karre, Grunnow zog sie und Kühne ging so ein Ende hinterher. Es war im Herbst, ganz früh und noch dunkel. Da sah Kühne auf einmal deutlich in der Dunkelheit einen Wagen, mit Pferden Weiterlesen
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