Adventskalender 2024 – 1. Türchen
Es war ein schlauer Müller, der lehrte die Säcke tanzen. Wenn sie in seine Mühle kamen, pfiff er ihnen ein Liedchen vor, und wenn sie nicht dazu tanzen wollten, mussten sie zur Strafe Korn lassen. Als er nun gestorben war, wollten ihn gleich zwei Pfarrer ehrlich begraben, weil seine Mühle auf der Grenze zweier Kirchspiele lag und der eine Pfarrer ihn gern begraben hätte und der andere noch lieber. Um den Streit zu schlichten, band man ihn auf den Rat eines klugen Mannes auf einen Esel: Wo der ihn trage, da solle er begraben werden. Und siehe, der Esel wusste es am besten, denn er trug ihn gerade unter den Galgen, und da wurde er auch begraben. Seine Seele aber nahm ein Teufel und führte sie vor das Höllentor. Da stand Meister Satanas und fragte: »Wen schleppst du da?«
»Den schlauen Müller von Zweibrücken«, sagte der Teufel.
Deutsche Märchen und Sagen 194
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
263. Wunderbare Quellen
Dicht am Ufer des Luzerner Sees sieht man einen Quell, der jährlich am Kreuzerfindungstag zu springen beginnt und am Kreuztag im Herbst zu fließen aufhört. Noch andere Quellen haben diese Eigenschaft, wie Cysatus ausführlich beschreibt.
Die Bauern des Dorfes Stansstadt versichern, es springe ein Born in den Alpen, der nur in den Monaten, wo man das Vieh austreibt, und dann auch nur zweimal am Tag, und zwar zu den Stunden, wo das Vieh trinkt, sein Wasser gibt.
Ein Quell im Berner Gebiet leidet, gleich dem Mummelsee, keinen Schmutz. Wirft man solchen hinein, dann fließt er während einigen Tagen nicht. Tut ein Tier das aber, das macht nichts; dann wirft er den Schmutz bloß aus.
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 52
Das Kreuz am Kremmer Damm
Bei Kremmen zieht sich der Weg als ein schmaler Damm durch das Luch. Diese Stelle hat in früheren Zeiten mehrmals bedeutende Kämpfe gesehen, und manches Blut ist dort geflossen. Hier war es auch, dass der erste Hohenzoller im Jahre 1411 mit den Pommern-Herzögen ein Gefecht zu bestehen hatte, in welchem unter anderen ein Ritter, der ihm aus Franken her gefolgt war, ein Graf von Hohenlohe fiel. In Berlin erinnert noch ein Denkmal in der Klosterkirche an ihn, bei Kremmen aber wurde ein hölzernes Kreuz an der Stätte errichtet, wo der erste Kampf stattgefunden, den die Hohenzollern in Weiterlesen
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 51
Die stillen Frösche zu Schwante
In dem Dorf Schwante unweit Kremmen befindet sich ein Rittersitz der Familie von Redern. Da findet man die Merkwürdigkeit, dass, so viele Frösche sich auch dort in der Umgegend überall finden, doch in der Nähe jenes Rittersitzes und eine ziemliche Strecke rund um denselben kein Frosch seine Stimme hören lässt. Fängt auch einer zuweilen an, etwas laut zu werden, so bekommt er von anderen keine Beistimmung, und er hört schnell wieder auf, als ob es ihm plötzlich einfiele, dass er etwas Verbotenes tue, oder als ob ihm über sein Schreien ein Vorwurf gemacht werde.
Weiterlesen
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 13
Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung
III. Greiffenstein und Liebenthal
3. Der Koch und die Ahnfrau
Auf der Burg Greiffenstein wandelte in früheren Jahren die Ahnfrau umher. Sie hatte hauptsächlich ihren Aufenthalt in der blauen Kammer. In derselben gewahrte man fast stets zur Nachtzeit ein blaues Licht. Bei einer Taufe war nun die Ahnfrau aus ihrer Kammer in die Schlosskapelle gekommen und die Dienerschaft flüsterte sich die Erscheinung derselben zu. Es wollte nun auch der Koch den Geist sehen und eilte an die Weiterlesen