Sagen der mittleren Werra 99
Vom spukenden Mönch auf dem Wackenhof
Drei Viertelstunden hinter Möhra in Richtung Eisenach stand das ehemalige Lazaritenkloster Wachenhausen mit einer dem heiligen Bonifatius geweihten Kapelle.
Eine der drei Wohnungen, aus denen der Wackenhof besteht, hat noch ein steinernes Untergeschoss. Dieses soll ebenso wie der unter dem Haus befindliche Keller, der sogenannte Mönchskeller, aus jener alten Zeit stammen. In diesem Keller hält sich eine spukende Mönchsgestalt auf, die bis heute nicht selig werden konnte. Wenn es dem Mönch dort zu kalt wird, steigt er die Treppe in die Küche hinauf, setzt sich an den Herd und wärmt sich. Da er niemandem etwas in den Weg legt, machen es die Leute, die an seine Erscheinung gewöhnt sind, mit ihm gerade so. Wenn die Knechte und Mägde jedoch ihre nicht zum Haus gehörenden Liebsten heimlich einschmuggeln und bei sich schlafen lassen, kommt der Mönch zornig zu ihnen ans Bett, packt die Eindringlinge, schleppt sie in den Stall und wirft sie vor das Vieh in die Raufen. Gewiss kommen sie dann kein zweites Mal wieder.
Auch soll der Mönch es nicht dulden, dass die Mägde vor dem Anrichten zu viel von den Speisen naschen. Als eine von ihnen den Weiterlesen
Sagen der mittleren Werra 98
Der verfluchte Wald bei Wilhelmsthal
Zwischen Wilhelmsthal und Ruhla steht rechts und links vom Fahrweg ein Eichwald mit verdorrten Wipfeln. Die Sage erzählt darüber Folgendes:
Es soll einmal geschehen sein, dass sie in Eisenach einen Unschuldigen zum Strick verurteilten. Auf dem Weg zum Galgen beteuerte der Mann vor allen Leuten nochmals seine Unschuld. Als er jedoch sah, dass alles vergebens war, verfluchte er den Wald, aus dem das Holz für den Galgen eines Unschuldigen gezimmert worden war.
Seit jener Zeit verdorren hier die Wipfel des Waldes, weil das Galgenholz aus ihm genommen wurde.
Der Taubeneller Hans
Es kamen einmal zwei Studenten nach Taubenellen. Sie hatten schon viel vom Taubeneller Hans, einem gewaltigen Hexenmeister, gehört und wollten gern einen seiner Streiche miterleben. Man wies sie vom ehemaligen Jägerhaus in die Mühle, wo sie, ohne ihre Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 198
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
273. Karl lässt einen Brunnen graben
Nach der Eroberung von Goulette hatte Karls Heer großen Wasserbedarf. Da ließ Karl einen Brunnen graben. Die Soldaten gruben tief und fanden ein schönes Kreuz. Sie berichteten dem Kaiser davon, der kam hinzu und nahm das Kreuz mit großer Ehrerbietung aus dem Loch. Kaum hatte er es von der Stelle genommen, an der es gelegen hatte, da sprang ein klarer Quell hervor, und das ganze Lager labte sich daran. Das Kreuz sandte er seiner Kaiserin mit der Weisung, es als einen allerköstlichsten Schatz zu bewahren.
274. Karls Handzeichen
Kaiser Karl konnte, wie bekannt, nicht schreiben. Wenn er etwas unterzeichnen sollte, dann tauchte er seine Hand in Tinte, spreizte die Finger weit aus und schlug damit auf das Papier, sodass das Zeichen seiner Hand darauf zurückblieb. Darum nennt man eine Weiterlesen
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 61
Herr von Kahlebutz in Kampehl verwest nicht
Vor mehreren Jahren hauste in Kampehl bei Wusterhausen an der Dosse ein Herr von Kahlebutz, von dem gesagt wird, dass er ein sehr jähzorniger Mann gewesen sei. Eines Tages wollte er nach Wusterhausen reiten. Am Bückwitzer See, wo der Weg über die Schwänze (so heißt der Abfluss des Sees in die Dosse) führt, traf er einen Schäfer. Mit diesem geriet er wegen des Weideplatzes in Streit. Als der Schäfer sein gutes Recht behauptete, erschlug ihn der Jähzornige. Obwohl es niemand gesehen hatte, fiel der Verdacht auf ihn. Er wurde vor Gericht in Neustadt an der Dosse vorgeladen, leugnete die Tat jedoch und schwor, dass er seine Hand niemals gegen den Schäfer erhoben habe. Sollte er einen falschen Eid schwören, dann wolle er, dass sein Leib Weiterlesen
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 60
Die verwünschte Prinzessin und der weiße Bulle auf dem Burgwall zu Wildberg
Zahlreich sind noch die sogenannten Burgwalle im Ruppinischen. Oft liegen sie inmitten von Wiesen, waren also offenbar früher von Wasser umgeben. Zu einem der Festesten und Eigentümlichsten gehörte der Wildberger, um den sich im Osten ein Wasser, die Temnitz genannt, schlängelt, während von den anderen Seiten er durch Sumpf unnahbar war. Zwar sind die letzten Reste der Burg schon im vorigen Jahrhundert verschwunden, aber noch immer erhebt sich der Burgwall zu einer ganz stattlichen Höhe zwischen Wasser und Wiesen. Früher soll sogar die ganze Strecke zwischen Wildberg und Kerzlin Wasser gewesen sein. Achtzehn Dörfer übersieht man von ihm mit einem Blick, und die Städte Neu Ruppin, Wusterhausen und Fehrbellin schließen den Weiterlesen