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Drei Monde

Auf der Schwelle zum 22. Jahrhundert hat sich die Welt stark verändert: Ein paar von Konzernriesen geführte Megacitys sind die scheinbar letzte Bastion der Zivilisation. Vor ihren Mauern kämpfen jene, die keiner der Konzernfamilien angehören, jeden Tag aufs Neue ums Überleben.
So auch der namenlose Ich-Erzähler der Geschichte, der als Kopfgeldjäger auf der Suche nach einem entflohenen Wissenschaftler in entlegene Gebiete der Wildnis aufbricht. Doch stattdessen findet er die sagenhafte Enklave Inlantis und wird prompt als Novize aufgenommen. Anfangs fasziniert von den schlichten gesellschaftlichen Strukturen und moralischen Normen, wird ihm jedoch bald schon klar, dass auch Inlantis nicht das Utopia ist, das er sich erträumt hat.

Für manche Kritiker scheint der einzige Sinn der phantastischen Literatur im Eskapismus begründet zu liegen. Was für eine völlig unzureichende Auffassung das ist, zeigt dieser ambitionierte Debütroman, der zwar über weite Strecken weniger als spannende Erzählung, dafür aber umso mehr als Parabel auf die Gesellschaft der Industriestaaten funktioniert. Dabei versteift sich der Autor Lars Hitzing glücklicherweise nicht auf einen warnenden Zeigefinger-Kommentar, sondern lässt stattdessen die Prämisse(n) der Handlung für sich sprechen.
Der schonungslose, drogenreiche Auftakt hat mich ein wenig an Frédéric Beigbeders 39,90 erinnert. Allerdings versinkt Hitzing nicht im literarischen Drogensumpf, sondern versieht sein Werk mit einem soziokulturellen Sinn, der entfernt an Joy Chants Der Mond der Brennenden Bäume erinnert – nur, dass Hitzing einen deutlich dystopischeren und negativeren Ton anschlägt.
Im Vergleich mit zwei so unterschiedlichen Büchern wird bereits deutlich, dass sich Drei Monde nicht in eine Kategorie sperren lässt, was ja nur für dieses Werk spricht. Auch stilistisch setzt der Roman auf Gegensätze und kreiert so einen Sog, dem man sich als Leser nur schwer entziehen kann. Allerdings bleibt das vor allem auf die Welt und die behandelten Thematiken bezogen, deren Ausführungen man anmerkt, dass der Autor durchaus weiß, wovon er schreibt. Seltsamerweise konnten mich nämlich die Kapitel, in denen der Erzähler in seiner dunkelbunten Konzern-Vergangenheit schwelgt oder die seitenlange Monologe und Dialoge über den Sinn des Lebens beinhalten, deutlich mehr faszinieren als jene, in denen mal was in der Handlung passiert ist. Die ist zwar an sich durchaus überzeugend und bis auf wenige Details stringent, doch lässt sie einen seltsam kalt, was vor allem an den Figuren liegen mag, für die kaum Sympathien aufkommen– dafür sind sie einfach zu wenig Mensch und zu viel Metapher.

Fazit:
Ein faszinierender und besonderer Roman für alle, die Dystopien und phantastische Literatur abseits des Mainstream schätzen. Doch sind es mehr die Ambitionen, die überzeugen können, als Handlung oder Figurenzeichnung – wer auf der Suche nach Spannung oder gar Action ist, für den dürfte dieser Roman eher enttäuschend sein.

Copyright © 2012 by Alessandra Ress

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Lars Hitzing
Drei Monde
Dystopie/Social Fantasy
Gebunden
Dresdner Buchverlag
März 2012
238 Seiten, 17,90 Euro
ISBN: 9783941757332