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Sagen der mittleren Werra 62

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Wie der Teufel nach Nordhausen kam und den Branntwein gebrannt hat

Auf der Hirschbalz zwischen Winterstein und Steinbach waren zwei Schwarzkünstler, ein Steinbacher und ein Wintersteiner, des Nachts damit beschäftigt, wegen eines Grenzstreites die Steine zu versetzen. Und weil sie sich deswegen in die Haare gerieten, gesellte sich auch noch der Teufel dazu.

Es kam zum Kampf. Der Steinbacher schlug nun, nachdem er den Wintersteiner besiegt hatte, den Teufel so, dass die Funken bis in die Wipfel der Bäume stoben und der ganze Wald nach Schwefel stank. In seiner Angst wusste der Teufel keinen anderen Rat, als sich in eine hohle Buche zu verkriechen. Das aber bemerkte der Steinbacher bald und mauerte die Buche zu.

Jahrelang musste nun der arme Teufel in seinem Verlies sitzen, und unter der Zeit geschah nichts Ungeheuerliches auf Erden, und es wanderten auch keine armen Seele mehr in die Hölle.

Da dachten die in der Hölle: Was sollen wir hier allein stecken? Wohlan! Wir ziehen in den Himmel!

Gesagt, getan. Nach einiger Zeit kam der Schlag in den Teil des Waldes, wo die Teufelsbuche stand. Auch dieser Baum wurde gefällt, und mit einem bestialischen Triumph entkam der Teufel seinem Versteck und durchbrach erneut das Höllentor. Verwundert blickte er sich in dem leeren Raum um, in dem nur Mutter und Großmutter saßen.

Letztere gab ihm den guten Rat: »Geh nach Nordhausen und brenne Branntwein!« Und so geschah es. Seitdem sind die Straßen voll von Fuhrleuten, die solches Teufelszeug fahren, und die Bauern trinken das Teufelszeug, werden toll und voll und verschreiben ihre armen Seelen dem Teufel tausendfach. Und die Hölle wurde wieder voll und musste durch einen neuen Anbau erweitert werden.