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Der Welt-Detektiv Band 6

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Deutsche Märchen und Sagen 147

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

191. Gottes Blut

Im Jahre 1553 saßen unweit Luzern drei Spieler zusammen in heißem Spiel. Einer von ihnen war besonders unglücklich und kam so weit, dass er seine letzten Pfennige einsetzte. Darüber wütend, schrie er, auf seine diesmal besonders guten Scheiben schauend: »Gewinne ich nun nicht, wahrhaftig, ich steche Gott im Himmel meinen Dolch in den Leib.«

Über eine so gräuliche Gotteslästerung hätten die beiden anderen ihn ziemlicher Weise mit harten Worten angehen müssen. Das taten sie aber nicht, sondern gingen ruhig fort in dem Spielen und siehe, der Flucher verlor. Rasend zog er seinen Dolch aus dem Gurt und schmiss den unter abscheulichen Verwünschungen gegen den Himmel. Niemals hat man denselben wiederfinden können; dagegen fielen drei Blutstropfen, die ganz frisch und rot aussahen, aus der Luft und auf die vor den drei liegenden Spielscheiben nieder. Zugleich erhob sich ein fürchterliches Unwetter und während desselben fuhr der Teufel sichtbar herzu und packte den schnöden Lästerer, um ihn zur verdienten Strafe mit sich zu führen. Die anderen wollten, erschrocken darüber, das Blut mit Wasser von den Scheiben abwaschen, vermochten es aber nicht. So wurde es denn auf Befehl der Amtleute nach Wollesann gebracht und dort zu ewigem Gedächtnis bewahrt. Darauf fasste man die zwei anderen Spieler, um sie ins Gefängnis zu bringen. Der eine fiel aber in der Tür nieder, wurde in demselben Augenblick von Millionen von Läusen befallen und nahm also inmitten des umstehenden Volkes ein jämmerlich Ende. Dem anderen machte man den Prozess und schlug ihm den Kopf ab.