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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen der mittleren Werra 5

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Der Geisterspuk auf der Maienluft bei Wasungen

In einer Sommernacht schritten einstmals drei Mäher aus Wasungen den steilen Schlossberg hinauf, um jenseits desselben im Bremgrund recht frühzeitig an die Arbeit zu gehen. Als sie in der Nähe der vor dem alten Grafenschloss Maienluft gelegenen Pächterwohnung angekommen waren, bemerkten sie zu ihrem Erstaunen, dass die Wohnstube desselben ganz ungewöhnlich hell erleuchtet war. Einer der Mäher eilte zum Gebäude, kletterte an das Fenster und gewahrte dort zwölf in lange weiße Talare gekleidete Männer von ehrwürdigem Aussehen an einer mit Kerzen hell erleuchteten langen Tafel sitzen. Der Mäher betrachtete eine Weile mit steigendem Grauen die Gesichter, dann winkte er seinen Kameraden herbei, doch ehe diese noch das Fenster erreichten, tönte eben der letzte Glockenschlag der Mitternachtsstunde vom Turm des Städtchens und im selben Augenblick versank der Spuk mit fürchterlichem Knall vor dem Auge des Mähers in tiefe Finsternis.


Die weiße Jungfer auf der Maienluft

In den Ruinen des dicht über Wasungen gelegene und von Graf Heinrich dem Ungezogenen von Ostheim 1444 zerstörten Hennebergischen Grafenschlosses, der Maienluft, ebenso in den dabei liegenden Gutsgebäuden lässt sich alle 7 Jahre eine weiße Jungfer sehen. Obwohl sie noch niemandem etwas zu Leide tat, so ist doch ihr Erscheinen besonders dem Gesinde dort oben verhasst.

Einstmals hat sie ein auf Schloss Maienluft wohnender Sackbauer aus Wahns gesehen. Da er aber mit dem unheimlichen Geist nichts zu tun haben wollte und sich abwandte, so verschwand sie mit drei tiefen Seufzern.

So erzählte auch eine Bäuerin von droben, die mit einer Familie in Wasungen vielfach verkehrte, dieser unter Beteuerung der Wahrheit Folgendes:

»Ich saß mittags auf der Türschwelle und schälte Kartoffeln zu der Suppe für das vom Feld heimkehrende Gesinde. Wie ich nun eine Zeit lang geschält hatte und an nichts dachte, hörte ich auf einmal ein Rauschen hinter mir links von der Küche her. Ich drehte mich um und sah eine ganz weiß gekleidete Jungfer auf mich zukommen. Sie blieb dicht vor mir stehen, nahm den goldenen Schlüsselbund von ihrer Seite, reichte ihn mir und sah mich schweigend und bittend an. Da sie von so schönem und edlem Wesen war und dabei jammernd aussah, hatte ich keine Furcht vor ihr, besann mich aber doch, ob ich ihr den Schlüsselbund abnehmen sollte. In dem Augenblick nun, wo ich zugreifen wollte, kam gerade Kaspar, ein junger Knecht, vorn zur Tür herein, wurde die weiße Jungfer gewahr und hob mit den Worten ›Verfluchte Hexe, bist du auch wieder da?‹ die Faust gegen sie auf.

Die Jungfer war mit einem tiefen Seufzer verschwunden.«

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