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Schauernovellen 8 – Die neue Griseldis 5

Ferdinand Kleophas
Schauernovellen Band 2
Verlag Franz Peter, Leipzig 1843

Die neue Griseldis
5. Kapitel

Ohne Titel

Während in der ganzen nachfolgenden Nacht, in immer neu sich wiederholenden Träumen, während den ganzen goldenen Morgen fortwährend das süße A demain, Ferdinand in meinem Inneren widertönte und ich unter diesem Glockenläuten der Liebe alle einzelnen körperlichen Formen, Züge und Umrisse Felicies zu einem idealen Schönheitsbilde goss und diese körperlichen Vollkommenheit mit einem strahlenden Geist, mit einem stolzen, aber edlen Charakter belebte und dann wiederum diese seltene Frau in die pikante Lage versetzte, in der ich sie gefunden hatte, während ich ihr stolzes, aber doch weiches Herz mit zornigem Unwillen erfüllte gegen den Urheber ihrer Leiden, ließ ich – und das war der schöne Zielpunkt all meines Träumens – Wohlwollen, Neigung, Liebe für mich in ihrem Busen keimen. Sie will die meine werden, wenn ich meinen Antrag in sechs Monden wiederhole; um diesen Preis erduldet sie so lange ihre Schande. Sie war zu stolz, um ein Opfer anzunehmen, was ich bereuen könnte; zu edel, um nicht die aufrichtigen Regungen meines Herzens zu würdigen.

Dass sie das Pfand einer schwachen Stunde unter ihrem Herzen trug, konnte meine Illusion nicht zerstören, konnte ihren Wert in keiner Hinsicht schaden.

In der höchsten Liebe sind die besten Mädchen wie die guten: Aus Liebe geben sie sich hin und es kommt nur auf die Schlechtigkeit, gehaltene Stufenfolge und das besonnene Feuer des Mannes an, jede, die ihn heftig liebt, zum letzten Punkt zu führen. Hier ist bloß der Mann zu verachten, denn die Frau gibt nicht den Anlass. Liebe aus Sinnlichkeit hat die Bessere nicht; wohl aber Sinnlichkeit aus Liebe.

Keine Gute glaubt, dass sie fallen könne, denn sie kennt ihren Aufopferungstaumel nicht.

Noch eins: Konnte meine Illusion nicht noch durch einen Umstand zerstört werden? Dass die Reize ihres Gesichtes denen ihres Körpers nicht glichen!

Ich war Sanguiniker und wiederholte mir oft, sie muss schön sein. Wenn sie es aber nicht wäre? Nun dann werde ich wohl so viel Philosophie besitzen, um, von diesem Mangel absehend, nur ihre geistige Schönheit ins Auge zu fassen, welche bleiben wird, während die mangelnde, auch wenn sie nun nicht mangelte, am Ende doch mangeln würde.

Ich ordnete die Angelegenheiten des Baron D. und gedachte des Glückes, das dieser in namenloser Verwirrung von sich stieß. Warum? Weil er an ihrer Tugend zweifelt? Er mag es; aber nur nicht laut; wenn sie die meine ist, wenn sein Kind meinen Namen tragen wird, mag er weder höhnen noch lächeln.

Ich will nicht mit Goethes Graf Friedrich im Wilhelm Meister beim Anblick der schwangeren Philine und dem Gedanken an ihr früheres Übernachten bei Wilhelm stoisch ausrufen: Wenn man so etwas nicht vertragen kann, muss man gar nicht lieben. Hm! Ich möchte es wohl ertragen, wenn Felicies schlanke Taille sich rundet, aber nur nicht, wegen Baron D. dazu lächelt.

Aber es ist ein hartes Ding, wenn man gezwungen ist, sich je dieses Ausspruches zu bedienen und es gehört ein hart geriebenes Herz dazu, um diese traurige Überzeugung lachenden Mundes auszusprechen. Wer weiß, ob es nicht auch dem leichten Graf Friedrich einen tiefen Stich ins Herz gegeben hatte, als er aus der früheren Leichtfertigkeit Philines einen Scherz machte.

Aber die Gemüter sind verschieden. Ich habe gefallene Mädchen geliebt, habe sie noch geliebt, als sie, um ihre Existenz zu sichern, ihre Liebe um schnödes Geld verkauften, aber diese Liebe war ein Verbluten meines Herzens, welches das Schicksal durch irgendeinen Zufall endlich heilte.

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