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Slatermans Westernkurier 12/2020

Auf ein Wort, Stranger, kennst du die ungekrönte Königin des Westerns?

Western ist, wie wir alle wissen, jenes Genre, in dessen Mittelpunkt der zentrale US-amerikanische Mythos der Eroberung des Wilden Westens der Vereinigten Staaten im neunzehnten Jahrhundert steht.

Egal ob Film, Fernsehen, Buch oder Comic, es ist eine Domäne, die fast nur von Männern beherrscht wird. Allein die Namensliste der bedeutendsten Autoren aus dem Mutterland dieses Genres liest sich wie die Mitgliederliste eines zigarrenrauchenden Herrenclubs.

Luke Short, Louis L ’Amour, Zane Grey und Max Brand zählen hierbei zu den bekanntesten Vertretern, ebenso Clay Fisher, Lewis B. Patten, Loren D. Estleman, Elmer Kelton und Gordon D. Shirreffs, um nur einige wenige von ihnen zu nennen.

Frauen?

Fehlanzeige!

Gewiss gab es mit Peggy Bechko und ihren auch hierzulande sehr erfolgreichen Storys wie Mündungsfeuer in der Nacht oder Am Rande der Hölle, beide in der legendären Heyne Western Taschenbuchreihe erschienen, oder Ruth Bebe Hill mit ihrer grandiosen Hanta Yo Saga ab und an weibliche Sternstunden, aber es gibt nur eine, der es nicht nur gelang, in diesen elitären Kreis der Western Writer of Amerika vorzudringen, sondern sich dort auch auf ewig einen Platz zu sichern.

Die Rede ist hier von Dorothy M. Johnson, der einzig wahren Königin des Westernromans.

 

*

 

Dorothy Marie Johnson erblickte als einziges Kind von Lester Eugene und Marie Louisa Johnson, geborene Barlow, am 19.12.1905 in McGregor, Iowa, das Licht der Welt.

Vier Jahre später siedelte ihre Familie nach Montana über, um sich 1913 schließlich dauerhaft in White Fish niederzulassen.

Dorothys Kindheit war hart und entbehrungsreich, was sie später auch immer wieder in ihren Geschichten zum Ausdruck brachte. 1922 wechselte sie von der High School in Bozeman in das Montana State College und schließlich an die Montana State University in Missoula.

Dort studierte sie Englisch und heiratete George William Peterkin, von dem sie sich aber schnell wieder scheiden ließ.

Diese gleichwohl kurze wie auch entbehrungsreiche Ehe prägte sie ein Leben lang.

Ihr Mann hatte zahlreiche Schulden gemacht, hauptsächlich Spielschulden, die, nachdem er zahlungsunfähig war, von ihr eingefordert wurden, da sie im Gegensatz zu ihm arbeitete und regelmäßig Geld verdiente.

Sie versprach allen Gläubigern, die Schulden bis auf den letzten Cent zurückzuzahlen, und löste dieses Versprechen auch letztendlich ein. Danach schwor sie sich, niemals wieder von jemandem abhängig zu sein und nie mehr einen Cent Schulden zu machen. Alles, was sie fortan besaß, gehörte nur ihr und war bezahlt.

Ein Fatalismus, der sie bis zu ihrem Tod begleitete.

Als sie am Sonntag, den 11. November 1984 in Missoula, Montana starb und danach im Rattelsnake Valley begraben wurde, stand auf ihrem Grabstein das Wort »PAID« (bezahlt).

 

*

 

Dorothy war schon von Kindesbeinen an eine Leseratte und deshalb war es nach ihrem englischen Sprachstudium auch nicht verwunderlich, dass sie ihre Erfüllung im Schreiben sah. Ihre Karriere als Schriftstellerin begann bereits 1930, als ihr die Saturday Evening Post eine ihrer Geschichten für 400 Dollar abkaufte.

Was danach folgte, waren siebzehn Romane, mehr als fünfzig Kurzgeschichten und unzählige Zeitungsartikel, die ihr haufenweise Preise und Auszeichnungen einbrachten.

Die National Cowboy Hall of Fame bedachte sie mit dem Western Heritage Award, 1957 erhielt sie von den Western Writer of America den Spur Award, wurde 1959 Ehrenmitglied der Blackfoot Tribune und 1976 mit dem Western-Oscar, dem Levi Strauss Golden Saddleman Award ausgezeichnet.

Mehrere ihrer Kurzgeschichten wie Buffalo Woman oder Lost Sister, die Cynthia Ann Parkers Wiedereingliederung in die Welt der weißen Siedler zum Thema hatten (Cynthia Ann wurde von den Comanchen geraubt und war die Mutter von Quanah Parker, dem wohl bedeutendsten Führer diese Stammes) wurden mit Preisen geradezu überhäuft.

Nebenbei war sie auch eine erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin, zeitweise Herausgeberin einer Frauenzeitschrift und veranstaltete Schreibkurse.

All diese Erfolge jedoch verblassten angesichts jener drei Romane, die verfilmt wurden und damit Weltruhm erlangten und bis heute noch jedem Westernfan im Gedächtnis geblieben sind.

The Hanging Tree, deutscher Titel Der Galgenbaum, wurde mit keinen geringeren Stars wie Gary Cooper, Maria Schell und Karl Malden verfilmt und erhielt 1959 eine Oscar-Nominierung.

Ebenso Oscar-nominiert ist ihr wohl bekanntestes Werk The Man who shot Liberty Valance (Der Mann, der Liberty Valance erschoss) mit keinen geringeren Hollywoodgrößen als John Wayne, James Stewart und Lee Marvin in den Hauptrollen und schließlich noch A Man called Horse (Ein Mann, den sie Pferd nannten) mit Richard Harris in der Hauptrolle, der an den Kinokassen so erfolgreich war, dass er noch zwei weitere Teile nach sich zog.

Damit hatte sich Dorothy M. Johnson zu Recht einen Platz in der Riege der besten Westernwriter erkämpft.

Als sie am Sonntag, den 11. November 1984 in Montana für immer die Augen schloss, weinten nicht nur die Westernfans.

In diesem Sinne
eine besinnliche Weihnachtszeit und einen glücklichen Start ins neue Jahr.

Euer Slaterman

Quellenhinweis:

www.nytimes.com

montanacowboyfame.org

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