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Elbsagen 29

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

29. Anzeichen, die dem Tod König Friedrich Augusts II. vorhergingen

Ehe der König Friedrich August seine letzte Reise zu seinem Lieblingsland Tirol im August 1854 antrat, schien er selbst Todesahnungen empfunden zu haben, sonst hätte er nicht kurz vor seiner Abreise mit eigener Hand seinen Letzten Willen aufgesetzt. Sooft er seither ins Ausland gereist war, war ihm dieser Gedanke nie gekommen. Er reiste gerade zur Zeit der Dresdener Vogelwiese ab. Als nun, wie gewöhnlich, bei dem am Freitag der Vogelwiesenwache abgehaltenen Feuerwerk sein Namenszug mit der Krone darüber in Brillantfeuer abgebrannt werden sollte, gelang es trotz aller Bemühungen des Feuerwerkers nicht, Namen und Krone zusammen zum Brennen zu bringen. Zwar brannte zuletzt noch das FA, allein die Krone anzuzünden war vergeblich.

Einige Tage vor seinem unglücklichen Tod (9. August) meldete der in Pillnitz vor dem Bergpalais stehende Wachposten, er habe spät am Abend auf der Galerie einen Mönch erblickt, habe ihn angerufen, aber keine Antwort erhalten. Denselben Mönch soll am folgenden Tage auch eine hohe Person selbst erblickt haben. Am Abend vor dem Todestag des Königs erblickte ihn angeblich die Wache wieder, rief ihn abermals an. Als er keine Antwort gab, soll der Soldat auf ihn geschossen haben. Vierzehn Tage vorher aber hatte man im Schloss selbst besagten Mönch gesehen. Nun wurde ein bekannter Gelehrter deshalb befragt, ob dies wohl der sogenannte Dresdener Mönch sein könne. Das geschah zu einer Zeit, wo kein Mensch an jenen unglücklichen Zufall dachte, der dem König das Leben kosten sollte.

Über dem schönen Portal des sogenannten Jagdtors am königlichen Schloss, zur Brücke zu, wuchsen seit vielen Jahren mitten aus den Steinen heraus eine große Anzahl der schönsten Königskerzen, über deren herrliche Blüten sich der König als Blumenfreund nicht wenig freute. Am Morgen jenes Unglücktages stürzten auf einmal sämtliche Königskerzen herab. Dieses von vielen Dresdnern als ein höchst unglückliches Zeichen betrachtete Ereignis fand durch die am anderen Tag einlaufende Nachricht vom Tod des Königs seine traurige Bestätigung.