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Elbsagen 10

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

10. Die Entstehung des Zinkensteins

Östlich von Jakuben befindet sich eine Hochfläche, von der eine Kuppe, die sogenannte Netterskoppe, bis dicht an die Elbe vorspringt. Einst wettete ein altes, einfältiges Mütterchen mit dem Teufel, dass er nicht imstande wäre, in einer Nacht bis zum Hahnenschrei von dieser Kuppe aus eine steinerne Brücke über die Elbe zu bauen. Das war nach ihrer Meinung schlechterdings auch für den Gottseibeiuns nicht ausführbar. Daher trug sie auch kein Bedenken, ihre Seele als Pfand einzusetzen und das furchtbare Abkommen mit ihrem Blut zu unterschreiben. In der bezeichneten Nacht begann der Teufel sein Werk. Um sich die mühevolle Arbeit doch etwas zu erleichtern, legte er die gewichtigen und furchtbar großen Steinblöcke, die er sich vom Geltsch geholt hatte, auf einer steilen Talwand nieder, um sie späterhin zu seinem nächtlichen Arbeitsplatz abzuholen. Rasch genug waren die Brückenmauern vollendet und es ging bereits an die Wölbung. Als nun aber das Mütterchen, das sich in der sicheren Hoffnung gewiegt hatte, sie werde den Sieg über ihren Gegner davontragen, die Arbeit so schnell vollenden sah, da wurde ihr himmelangst und bange und heller Schweiß rann ihr vom Gesicht. Wie, wenn er fertig würde?

Als sie so eine Weile über ihre missliche und gefährliche Lage nachgedacht hatte, schoss ihr plötzlich ein rettender Gedanke durch den Kopf. Bis zum ersten Hahnenschrei muss er fertig sein, so ist es ausgemacht! Und sofort ging sie zum Hühnerstall, rüttelte an der Tür und machte so lange Lärm, bis der Hahn ein helltönendes Kikeriki in die Berge hinausstieß.

Die Wirkung war ungeheuer, denn plötzlich hörte man von der Anhöhe herab ein gräuliches Fluchen und Schimpfen und dabei ein gewaltiges Gepolter und Krachen, als ob die Erde aus ihren Fugen gehen wollte. Dann war wieder alles still. Früh war das Mütterchen nun neugierig genug, sich den Gegenstand ihrer Wette zu besehen. Von einer Brücke war keine Spur. Auf der Kuppe oben aber lagen eine Menge Steine, die vorher kein Mensch wahrgenommen hatte, die also vom Wunderbau herrühren mochten. Die Steine auf der Talhöhe ließ der Teufel liegen, und aus diesem ist der Zinkenstein entstanden.