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Die Maschinen

Ann Leckie
Die Maschinen
Originaltitel: Ancillary Justice, Orbit, Oktober 2013

Science Fiction, Paperback, Heyne, München, Februar 2015, 544 Seiten, 14,99 Euro, ISBN: 9783453316362, aus dem Amerikanischen von Bernhard Kempen, Umschlagillustration von Billy Nunez, Umschlaggestaltung von Stardust, München, Übersetzung: Bernhard Kempen
www.heyne.de

Breq ist eine Kämpferin, die auf einem einsamen Planeten auf Rache sinnt. Hinter ihrer verletzlichen, menschlichen Fassade verbirgt sich mehr, als es zunächst den Anschein hat: Sie wurde von den Radch geschaffen, die nach und nach das gesamte Universum unterworfen haben. Breq ist nur dem Äußeren nach eine Frau, vor allem aber ist sie ist eine perfekt konstruierte Maschine, abgerichtet zum Erobern und Töten. Nun aber beschließt sie das Unmögliche: Ganz allein will sie es mit Anaander Mianaai aufnehmen, dem unbesiegbaren Herrscher der Radch. Denn Breq will endlich frei sein.

Wer sich auf dieses Buch nach diesem Verlagstext einlässt, sollte das Vorwort von Bernhard Kempen lesen. Einiges sollte bekannt sein, damit der Roman, der mit drei international anerkannten Preisen ausgezeichnet wurde, besser verstanden wird. Mit diesem Verständnis erschließt sich der Roman dem Leser viel besser.

Einst gehörte Breq der Schiffsbesatzung der Gerechtigkeit der Torren an. Für das mächtige Radchaai Imperium eroberte die Flotte, der auch Breq angehörte, Sonnensystem um Sonnensystem. Sie war dort als KI eingesetzt, die das Schiff führte. Doch die Geschichte beginnt anders. Auf dem Planeten Nilt findet sie einen ihrer Offiziere, die auf der Justice of Toren Dienst tat. Im Gegensatz zu den Menschen und Ancillaries konnten die Offiziere immer frei denken, agierten ohne direkte Beeinflussung. Ancillaries sind Körper von Einwohnern eroberter Welten, eine Art Cyborg, deren Bewusstsein einem Kollektiv unterworfen ist. Dadurch war ein bedingungsloser Gehorsam gegeben. Dieser war auch nötig, denn ein Reich regiert sich nicht von selbst. Eine Imperiatrice mit Tausenden von Ancillaries, willenlose Befehlsempfänger, regiert ein Reich, das dem irdischen römischen Imperium ähnelt. Das Radchaai Imperium wird zwar in Einzelheiten geschildert wird, doch müssen wir uns aus vielen beiläufigen Bemerkungen das große Bild selbst erstellen.

Das Reich der Radchaai, angeführt von Anaander Mianaai, kann keine Welten neben sich dulden, die nicht dem Imperium angehören. Dort leben nur minderwertige Intelligenzen, Barbaren gleich. Sie gehören erobert und dem Reich eingegliedert.

Doch dieses Reich hat sich inzwischen selbst überlebt. Intrigen und Ränkespiele sorgen für interne Streitigkeiten.

Zwei Handlungsstränge bestimmen den Roman. Der Erste zeigt, wie eine neue Welt dem Imperium einverleibt wird. Die Segnungen der Zivilisation werden der neuen Welt aufgedrückt, ohne Rücksicht auf die eigene Zivilisation. Die Integration ist nicht sehr einfach, denn die bereits angedeuteten politische Intrigen etc. erschweren den Prozess.

Zwanzig Jahre später begegnen wir Breq wieder. Die KI verlor inzwischen bis auf einen einzigen Körper alle ihre Körper. Sie ist auf der Suche nach einer Waffe, mit der sie die Imperatorin zu töten beabsichtigt. Diese Absicht liegt darin begründet, dass Breq umgebracht werden soll. Und so eine Tötungsabsicht sorgt dafür, dass der Überlebensinstinkt auch einer KI geweckt wird.

Insgesamt betrachtet ist Die Maschinen ein faszinierender Roman. Gewöhnungsbedürftig ist es, alle Personen, als sie bezeichnet, zu sehen. Diese Umstellung fand ich jedoch aufgrund des Vorwortes des Übersetzers nicht mehr so tragisch und schwierig.

Der Roman ist auf keinen Fall etwas für einen Leser, der mal ein Science Fiction-Buch lesen möchte. Es verlangt Konzentration und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen. Der erzählerische Trick ist nicht häufig.

Anne Leckie gewann mit ihrem Roman auf Anhieb alle wichtigen Preise. Sicherlich nicht ohne Grund. Anne Leckie erzählt eine interessante Geschichte. Sie beginnt ungewöhnlich, ist fesselnd und voller faszinierender Details. Aus der Sicht von Breq war ich gern dabei und vor allem bereit, einen deutschen Phantastikpreis dafür zu vergeben.

(es)

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