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Catwoman 3 – Schach dem Joker

Ann Nocenti
Catwoman 3 – Schach dem Joker

Comic, Softcover, Paninicomics, Stuttgart, August 2013, 132 Seiten, 16,99 Euro, ISBN: 9783862016907, aus dem Amerikanischen von Carolin Hidalgo, Zeichnungen: Rafa Sandoval und Adriana Melo, Cover von Guillem March
paninicomics.de

Selina Kyle wächst in verschiedenen Waisenhäusern auf, wo sie bereits als Kind ein Faible für wertvolle und glitzernde Dinge entwickelt. Eine Leidenschaft, die ihr auch nach der Pflege nur Ärger einbringt, bis sie plötzlich von einem Unbekannten angesprochen, ins »Zweite-Chance-Programm« für Straßenkinder aufgenommen wird und ihren Weg bis ins Büro des Bürgermeisters macht. Doch die Suche nach ihrer Vergangenheit bringt sie in höchste Gefahr, denn eine Selina Kyle scheint nicht zu existieren. (#0)

Catwoman werden einige persönliche Gegenstände ihrer ermordeten Freundin Lola zugespielt (siehe Catwoman 1). Kurz darauf erhält sie einen neuen Auftrag: In Gotham wird eine Art Riesenschach mit übergroßen Figuren gespielt, das Spielfeld ist die Stadt. Selinas Auftrag ist es, die weiße Königin mit der schwarzen zu schlagen. Hinter dem skurrilen Spiel steckt eine Falle des Jokers, der zurückgekehrt ist, um die komplette Bat-Familie zu vernichten (#13-14).

Ihr nächster Auftrag führt Selina in den »Schwarzen Raum« der Forschungseinrichtung Argus. Von militärischer Waffengewalt bewacht lagern hier mythische Artefakte. Unter anderem ein schwarzer Diamant, der angeblich direkt aus der Hölle stammt sowie ein leibhaftiges Monster (#15-16).

Bei einem Bilderraub trifft Catwoman auf einen zweiten – und nicht besonders geschickten – Dieb, der es im Auftrag des Pinguins auf Zierköpfe für Spazierstöcke abgesehen hat. Gleichzeitig sitzt ihre Hehlerin Gwen Altamont zum Verhör bei Detective Alvarez und kann ihr nicht wie vereinbart bei der Flucht helfen. (#17)

Catwoman 3 beginnt mit der »Nullnummer«, die jede New 52-Serie zwischen den Nummern 12 und 13 erhalten hat, und die jeweils eine aktualisierte Origin der jeweiligen Figur(en) erzählen. Hier findet Selina Kyle heraus, dass offenbar ein Geheimnis über ihrer Herkunft liegt. Eine Tatsache, die innerhalb der Serie noch Stoff für einige Geschichten bieten sollte.

In Szene gesetzt wurde diese Nummer noch von der brasilianischen Zeichnerin Adriana Melo (Witchblade, Birds of Prey), bevor mit Nummer 13 der Spanier Rafael »Rafa« Sandoval übernimmt, der mit seinem ungemein dynamisch-flüssigen und teilweise exzentrischen Stil sehr gut die Tradition seiner Vorgänger Guillem March (Catwoman 1) und Adriana Melo fortführt.

Erzählerisch jedoch zerfällt Catwoman 3 entgegen den vorherigen Bänden merklich in vier unterschiedliche Geschichten. Während Nummer 0 noch abgekoppelt von den laufenden Abenteuern gelesen werden kann und sollte, macht die anschließende Vorgeschichte zum Bat-Event Der Tod der Familie für sich alleine gelesen nur wenig Sinn. Auch der Black Diamond-Zweiteiler passt mit seinen übernatürlichen Elementen nicht so recht zu der bodenständigen Diebin. Dass das abschließende Heft 17 mitten in der Action mit »Fortsetzung folgt« abbricht verstärkt den zerfahrenen Eindruck der Ausgabe noch. Das zugrunde liegende US-Paperback sammelte die Einzelhefte immerhin bis einschließlich Ausgabe 18.

Deutlich bemerkbar macht sich der Autorenwechsel in der Serie. Ab #0/#13 ist die klassische Autorin Ann Nocenti (Daredevil), die sich Ende der 1990er fast völlig aus dem Comicgeschäft zurückgezogen hatte, für die Geschicke der Katzenfrau verantwortlich. Für DC und New 52 kehrte sie zu den Comics zurück und schrieb neben Catwoman u.a. einige Ausgaben der aktuellen Green Arrow-Reihe (deutsch in Green Arrow Megaband 1). In Vergangenheit sorgte Nocenti mit ihren politisch gefärbten Geschichten oft für Kontroversen. Ein Biss, von dem hier wenig zu spüren ist. Für Catwoman setzt die Autorin eher auf hanebüchene und actionorientierte Geschichten. Notwendige Charaktermomente, wie sie ihr Vorgänger Judd Winick in die Serie gebracht hat, fehlen fast völlig.

Unglücklich geraten ist außerdem die Verwendung des grottigen Covermotivs von US-Ausgabe #0 als Umschlagbild.

Fazit:
Durch die erzwungenen Einschübe der unabhängig zu lesenden »Nullnummer« und des Catwoman-Tie-Ins zum Bat-Event Der Tod der Familie wirkt der Sammelband unter Neuautorin Ann Nocenti unglücklich verzettelt. Neuzeichner Rafa Sandoval scheint sich dagegen mit der Katzenfrau sehr wohl zu fühlen.

(eh)