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Das Haus in den Dünen

Ulrich Hefner – Das Haus in den Dünen

In Wilhelmshaven und Umgebung zündet ein Brandstifter alte, leer stehende, abrissreife Gebäude an und hinterlässt an seinen Tatorten Zitate über Feuer aus den fünf Büchern Mose. Einmal jedoch findet die Feuerwehr – als er ein Lagergebäude am Hafen angesteckt hat – in den rauchenden Trümmern die Leiche eines Obdachlosen. Die Polizei weiß nicht genau, ob der Täter nun dazu übergegangen ist, auch Menschen zu töten, oder ob es sich nur um einen Zufall handelt.

Martin Trevisan, Chef des ersten Fachkommissariats der Wilhelmshavener Polizei und seine Leute werden nun mit dem Fall betraut, da es einen Personenschaden gegeben hat. Dem dritten Fachkommissariat unter Hauptkommissar Schneider, das schon lange nach dem Brandstifter gesucht hat, wird der Fall zunächst entzogen.

Einige Tage später wird jedoch ein Lastwagenfahrer namens Hans Kropp erschossen, als er seinen LKW auf dem Gelände seiner Firma abstellt. Auch diesen Fall, der auf den ersten Blick nichts mit dem Brandstifter zu tun zu haben scheint, müssen Martin Trevisan und sein Team bearbeiten. Der Hauptkommissar bildet deshalb aus seinen Leuten zwei Gruppen. Die eine unter Monika Sander beschäftigt sich weiter mit dem Brandstifter, die andere unter Trevisan mit dem Mord.

Monika und ihre Leute bekommen Ärger mit Schneider und tappen bei ihren Nachforschungen im Dunkeln, während weitere Brände gelegt werden. Der Täter ist einfach zu schlau und hinterlässt keine verwertbaren Spuren. Aber es kommen auch keine weiteren Menschen bei den Bränden zu Schaden. Endlich aber hat Monikas Gruppe Glück. Sie können feststellen, dass der Täter hinkt. Und außerdem gibt es eine weitere Spur, die zum Täter führen könnte. Nämlich eine Spur zur jüdischen Gemeinde. Der Täter ist offensichtlich religiös, verwendet aber nur Bibelzitate aus dem Alten Testament. Ist er am Ende selber Jude?

Währenddessen findet die andere Gruppe um Trevisan bei ihren Recherchen heraus, dass der ermordete Lastwagenfahrer ein Filou war, bei den meisten anderen sehr unbeliebt, seine Frau geschlagen hat und mit deren Brüdern einen Streit hatte. Außerdem hat er offensichtlich Zigaretten im großen Stil aus Osteuropa geschmuggelt, ein Geschäft, an dem wohl auch die Brüder seiner Frau beteiligt waren. Sind diese die Mörder Kropps? Oder handelt es sich gar um einen Auftragsmord? Für die letzte Hypothese spricht die eiskalte Ausführung des Verbrechens.

Trevisan und seine Leute fahren nach Ostdeutschland zum Schrottplatz der Brüder von Kropps Frau. Werden sie hier die Täter überführen und die Tatwaffen finden können? Bevor Trevisan Licht in das Dunkel um Hans Kropps Tod bringen kann, geschieht ein weiterer Mord.

 

Ulrich Hefner liefert eine spannende, schlüssige und rundum gelungene Geschichte um den Wilhelmshavener Ermittler Martin Trevisan und dessen Team. Zunächst schildert er den Brand eines Hauses in den Dünen von Spiekeroog im Jahr 1981. Dem Leser wird erst am Ende des Romans klar, warum dieser Brand für die gesamte Geschichte wichtig ist.

Dann wird im nächsten Kapitel in Süddeutschland eine alte Frau von einem Lastwagen tödlich überfahren, und nun folgt ein Zeitsprung in das Jahr 2000 und ein Ortswechsel nach Wilhelmshaven und Umgebung. Dort nehmen die weiteren Geschehnisse ihren Lauf.

Dem Autor gelingt es so, mit ganz wenigen, stilistisch klugen Kniffen, einen Bezug der Rahmengeschichte zur eigentlichen Geschichte herzustellen, ohne zu viel zu verraten und so die Spannung zu zerstören. Im Verlauf der weiteren Erzählung um die Ermittlung wegen Brandstiftung und Tod des Obdachlosen baut er dann nach und nach die Spannung auf, die dann mit dem ersten »richtigen« Mord auch ihren ersten Höhepunkt erlebt. Später steigert sich die Spannung von Tat zu Tat weiter, um am Ende in eine turbulente Lösung zu münden, bei welcher auch das Leben von Ermittlern gefährdet wird, wie es wohl tatsächlich im Leben von Polizisten häufiger vorkommt.

Dem Verfasser gelingt hier auf diese Weise nicht nur ein spannender Roman, sondern seine Ermittler und deren Tätigkeit sind bis ins Detail glaubwürdig. Auch die psychologische Beschreibung der Personen dieser Geschichte, ihre Reaktionen auf Erfolge und Misserfolge, ihre Streitigkeiten untereinander, die Problematik des Polizeidienstes für die Familien sowie die Sympathien und Animositäten unter den Kollegen und Kolleginnen könnten meines Erachtens nicht besser beschrieben werden. Auch wird in diesem Buch ehrlich darauf hingewiesen, warum Polizisten bei Ermittlungen ums Leben kommen können und welche Tragödien solches für die Familien der Opfer bedeutet.

Weiterhin zeugt die Geschichte von einem sehr genauen Wissen des Autors um Waffentechnik, die Zusammenarbeit der Polizei mit der Staatsanwaltschaft, die Berichterstattung der Presse in Hinsicht auf polizeiliche Arbeit, um den Einsatz von Beamten in Ausnahmesituationen sowie um Ermittlungen im Bereich Brandstiftung.

Fazit:
Martin G. Puthz schreibt in der Fuldaer Zeitung, Autor Ulrich Hefner habe in Henning Mankell seinen Meister gefunden und seinem Ermittler Trevisan mache auch Kurt Wallander nichts vor. Diese Meinung möchte ich aufgreifen und ihr hinzufügen, dass es – zumindest an dem hier besprochenen Kriminalroman – nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln gibt, und dass der Autor hier zeigt, dass er das Zeug zu einem großen Kriminalschriftsteller hat und all seine Personen durchweg als authentisch gelten können. Folglich ist der Roman jedem – auch dem anspruchsvollen – Krimileser uneingeschränkt zu empfehlen. Eine Geschichte aus einem Guss, die ein Autor geschrieben hat, der polizeiliche Fachkompetenz, Fantasie und schriftstellerisches Können in seiner Person vereint und im wahrsten Sinne des Wortes weiß, worüber er schreibt.

Der Autor:
Ulrich Hefner wurde 1961 in Bad Mergentheim geboren. Er ist Polizeibeamter, Autor und Journalist, verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in Lauda-Königshofen. Er schrieb und veröffentlichte bei diversen Verlagen verschiedene Romane und auch Kurzgeschichten, die er in unterschiedlichen Anthologien unterbrachte. Seine Kriminalromane werden auch in den Niederlanden, in Polen, Russland, Spanien und in der Ukraine veröffentlicht.

2002 gewann er den mit dem Adolf-Grimme-Preis dotierten ZDF-Kurzgeschichtenwett-bewerb escript 2002.

Er ist Mitglied im Syndikat, bei den Polizei-Poeten, im Deutschen Presse-Verband e.V. und in der Interessengemeinschaft deutscher Autoren e.V.
Weitere Informationen unter www.ulrichhefner.de

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Leda-Verlags.
  • Foto des Autors. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Leda-Verlags.

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