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Elder Scrolls Online – Der erste Eindruck

Vor wenigen Tagen hob Bethesda das Stillschweigeabkommen mit den Beta-Testern auf. Oder mit anderen Worten – jeder, der die Beta gespielt hat, darf darüber berichten.

Vorwort:

Ehe ich mich dem Spiel als solchem widme, möchte ich einige Gedanken formulieren, denn diese spielen für meine spätere Betrachtung eine Rolle.

Spricht man von Fantasy-MMORPG, spricht man in der Regel von World of Warcraft. Gewiss, es gibt eine große Zahl ähnlicher Spiele; manche sind generell kostenpflichtig, viele sind Free to Play und gerade mit Runes of Magic gibt es einen starken Mitbewerber, der es auf viele Hunderttausend Spieler bringt. Den Erfolg von World of Warcraft gerade in Deutschland erreichte bislang kein anderes Spiel.

Im Laufe der Zeit kamen einige Online-Rollenspiele auf den Markt, die im Vorfeld als WoW-Killer gehandelt wurden. Herr der Ringe Online war ein heißer Kandidat, ebenso das Star Wars-MMO.

Am Ende scheiterten sie jedoch kläglich.

Der Grund dürfte sein, dass sowohl Herr der Ringe als auch Star Wars zwar Millionen Menschen erreichen, nicht aber Millionen Spieler. Gewiss, es gab und gibt einige gute und einige weniger gute Star Wars und HdR-Spiele, aber sie stehen meist für sich. Sie sind in einer Welt angesiedelt, erzählen aber keine durchgehende Geschichte, da sie sich an den Geschichten aus Filmen und Romanen orientieren.

Um als MMO erfolgreich zu sein, ist es imho nicht wichtig, einen bekannten Namen aus der Kino-Welt zu nutzen, sondern eine bestehende Games-Serie erfolgreich in eine Online-Variante zu transferieren.

So, wie es bei World of Warcraft und auch bei Ultima Online der Fall war.

Blicken wir nun zu The Elder Scrolls, so haben wir es hier wieder mit einer Games-Serie zu tun, die spätestens seit dem dritten Teil – Morrowind – die Herzen der Spieler im Sturm eroberte.

Die Ich-Perspektive, die Freiheit, Aufgaben auf verschiedene Weise anzugehen, sowie die für damalige Verhältnisse großartige Grafik sorgten für einen großen Erfolg.

Mit Teil IV – Oblivion – und Teil V – Skyrim – wurde dieser Erfolg weiter ausgebaut. Besonders wertvoll ist zudem, dass die Spiele offen für Mods der Community sind. Noch heute, über zwei Jahre nach dem Release von Skyrim, erscheinen kostenlose Fan-Erweiterungen für das Spiel. Einige davon brauchen sich wahrlich nicht hinter den kostenpflichtigen Add-ons zu verstecken.

Kein Wunder also, dass Skyrim laut Wikipedia mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren zu den 20 meistverkauften Spielen aller Zeiten zählt.

Betrachtet man diese große Fan-Basis, die Welt, in der die einzelnen Teile angesiedelt sind und die reichhaltige Story, die The Elder Scrolls zugrunde liegt, erkennt man leicht das Potential, welches ESO haben kann. Denn hier sprechen wir eben nicht von Fans, die man vom Kino oder dem Roman hin zum Spiel bringen muss, wie dies bei HdR Online oder Star Wars der Fall war. Hier sprechen wir über Spieler, die bereits in der Welt zu Hause sind!

Wie bei World of Warcraft hat ESO also die besten Voraussetzungen, um sich auf dem Markt nicht nur zu behaupten, sondern um auch Spieler der Mitbewerber für sich zu gewinnen.

Da die Spieler-Zahlen bei WoW rückläufig sind und ESO mit einer einerseits bekannten, andererseits aber neu zu entdeckenden und riesigen Welt mit enorm vielen Freiheiten aufwartet, könnte dieses MMO zum neuen Star der Szene avancieren.

Wenn …

… es die Entwickler schaffen, das typische Elder Scrolls-Flair zu transportieren und den Spielern das Erlebnis verschaffen, das sie sich von solch einem Game erhoffen.

Das Spiel:

Wie jedes Elder Scrolls-Spiel und wohl auch jedes MMO-Spiel beginnt man damit, seinen männlichen oder weiblichen Charakter zu erschaffen.

Hier haben sich die Macher von ESO viel Mühe gegeben; bis auf die Kaiserlichen kann man jede Rasse aus The Elder Scrolls wählen und sie seinem eigenen Geschmack anpassen.

Kaiserliche stehen übrigens nur den Käufern der Imperial-Edition zur Verfügung.

Die Story ist zeitlich vor den Solo-Spielen angesiedelt. Der Spieler beginnt in einem Seelengefängnis, denn er ist eigentlich tot.

Da dies nicht so schön ist und er zudem um Hilfe gebeten wird, Tamriel vor einer enormen Gefahr zu beschützen, flieht er aus besagtem Gefängnis, wird zu einem Lebenden und landet je nach Rasse in einer anderen Region.

Hier zeigen sich bereits die ersten bekannten Elemente, denn jedes Elder Scrolls beginnt damit, dass ein Gefangener auserkoren ist, Großes zu vollbringen.

Weilt man schließlich wieder unter den Lebenden, geht es Schlag auf Schlag. Man trifft Questgeber, beginnt die Welt zu erkunden und schon füllt sich das Buch, in die einzelnen Aufgaben notiert werden.

So erging es zumindest mir. Gestrandet auf einem Schiff sollte ich dem Captain des Kahns helfen, eine neue Besatzung anzuheuern. Also suchte ich die einzelnen Personen auf, traf auf meinem Weg jedoch einen Mann, dessen Freund nach dem Genuss eines recht alkoholhaltigen Getränks den Verstand verlor und nun bei den Goblins lebt. Das wäre kein Problem, würde sich nicht eine Horde Goblin-Jäger aufmachen, den Stamm auszurotten.

Klar, als guter Held erklärte ich mich bereit, besagten Irren zu retten.

Nach drei Schritten rief mir jedoch ein Händler zu, er suche Dwemer-Artefakte, ich solle ihm doch welche besorgen – er würde gut zahlen!

Geld ist wichtig, auch in Tamriel. Also akzeptierte ich, ging zum Hügel – und musste aber zuvor rasch einem Ganoven helfen, der …

Wie schon bei den anderen Elder Scrolls-Spielen füllte sich mein Questbuch bereits in den ersten dreißig Minuten, und nahezu jede dieser Aufgaben war begleitet von einer spannenden oder auch humorvollen Geschichte.

Gewiss, auch bei ESO gilt es, hin und wieder x Gegenstände zu finden oder y Monster zu töten. Diese Aufgaben machen jedoch meinen Erfahrungen nach nur einen geringen Teil der Quests aus und lassen sich nebenbei erledigen, während man eigentlich den deutlich interessanten Aufgaben nachkommt.

Verkleiden, um an den Wachen vorbei in ein Gebäude zu kommen, steht dabei ebenso auf der Agenda wie das Entzünden eines Feuers, um einen Wächter mit traumatischen Erfahrungen dazu zu bringen, in panischer Angst zu fliehen – und das Objekt der Begierde zurückzulassen.

Hat man letztlich die Aufgaben in dem ersten, kleinen Gebiet erledigt, die gefundenen oder eroberten Gegenstände zu Geld gemacht und sich ausgestattet, geht es zur nächst größeren Region – bis einem schließlich die gesamte Welt offensteht. Dennoch kann man jederzeit zurück zu den vormals besuchte Gebieten reisen; ein einfaches, durchdachtes Reisesystem macht dies möglich.

Bei der Größe der Spielewelt ist dies sicherlich auch nötig, denn bei ESO spielt man in ganz Tamriel, wobei die Hauptstadt des Reiches den PvP-Bereich darstellt.

Bisher habe ich selbst noch nicht allzu viel von der Welt gesehen, da ich erst meine Startregion hinlänglich erkunden wollte.

Hinzu kommt, dass man neben den kleinen und großen Aufgaben in der jeweiligen Region nach Erzen suchen und diese abbauen kann, um neue Rüstungen und Waffen zu schmieden. Oder man sucht sich Köder, fängt Fische und verkauft diese auf dem Markt – die Freiheiten, die einem das Spiel bietet, sind enorm. Es gelingt ESO, den Spieler in diese Welt hineinzuziehen, sodass er sie erkunden und leben will.

Technik:

Der Client von ESO wird zum Start für Windows und Mac sowie die neuen Konsolen von Microsoft und Sony zur Verfügung stehen.

Die Grafik lässt sich in mehreren Abstufungen der jeweiligen Hardware anpassen. Je höher die Leistung des Computers, umso prächtiger wirken die Texturen und Farben. Doch selbst auf weniger potenten Rechnern sieht die Grafik gut genug aus, um die Atmosphäre zu transportieren.

Neben einem Standard-PC mit mittlerer Hardware spielten wir die Beta auf einem MacBook Pro mit Intel-Grafikkarte. Auch auf diesem für Spiele sehr schwachen System kam es nicht zu Rucklern, das Spiel lief flüssig. Auch Gelegenheitsspieler, die nicht die schnellsten und neuesten Systeme haben, können ESO spielen.

Anfangs war es geplant, dass der Spieler in der Außenansicht spielt und die Kamera je nach Aktion entsprechend reagiert.

Nun weiß aber jeder, der The Elder Scrolls-Reihe kennt, eines – TES spielt man in der Ego-Perspektive!

Entsprechend laut war der Protest der Fans, denn ein ESO mit Third Person-Ansicht hätte sich vom ersten Moment an nicht wie ein Elder Scrolls-Spiel angefühlt.

Da aber genau das den Machern wichtig ist – das Flair von TES zu erhalten – reagierte man. Das Kampfsystem sowie die Sicht sind nun stark an Skyrim angelehnt; Schwerter, Schilde oder Bögen lassen sich auf gewohnte Weise nutzen.

Auch die sonstige Bedienung ist Skyrim sehr ähnlich und kann dank freier Tastenbelegung dort optimiert werden, wo die Macher von der Tastenbelegung in Skyrim abwichen.

Genau das ist es, was mir so gefällt – und was ESO von den bekannten Spielen abhebt. Man klickt hier nicht einen Button für eine Aktion und wartet, bis diese ausgeführt wurde. Nein, man klickt, und jeder Klick ist ein Schwerthieb oder ein Versuch, den Angriff zu blocken. Ein flinker Finger wird belohnt!

Fazit:

Was ich in zwei Beta-Phasen von ESO sah, gefällt mir sehr gut! Das Feeling, die Atmosphäre von The Elder Scrolls wurde gut in ein MMO transferiert. Die Story ist spannend, die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und Kenner der Serie fühlen sich sofort zu Hause.

Aber auch, wer noch niemals The Elder Scrolls spielte, wird sich dank vieler Tipps und Anweisungen gerade zu Beginn rasch zurechtfinden und sich in der Welt zu verlieren.

Meiner Einschätzung nach hat ESO großes Potential. Ich jedenfalls werde sicherlich häufig in Tamriel zu finden sein!

(Dieser Artikel erschien auch auf blog.pegu.de)