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Das Verstummen der großen Alten


Nein, hier geht es nicht um Lovecraft und es ist auch keine Geschichte. Wenn, dann ist es auch eher die Geschichte all derjenigen, die in den 70er- und 80er-Jahren aufgewachsen sind und den Hörspielen der damaligen Zeit lauschten und damit jeden großen Alten, die hier gemeint sind. All den wunderbaren Stimmen, die uns über Jahre hinweg begleiteten und nun leider immer mehr und mehr verstummen, denn die Zeit macht auch vor Märchenprinzen nicht halt.
An erster Stelle muss hier natürlich die Legende schlechthin genannt werden, Hans Paetsch. Geboren am 7.12.1909 und im hohen Alter von 92 Jahren am 03.02.2002 verstorben. Eigentlich dürften jedem dieser Name und diese Stimme bekannt sein. Vor allem als Erzähler von Serien wie Hui Buh und der Hexe Schrumpeldei machte er sich einen Namen, aber auch in H.G. Francis Gruselserie, bei Edgar Wallace und Winnetou wirkte er mit. Hier alle Produktionen aufzuzählen wäre unmöglich. Stellvertretend zu nennen ist hier auf jeden Fall die wunderbare CD »Der Märchenprinz«, welche zu den letzten Aufnahmen Paetsch zählt und für Fans seiner Stimme und Nostalgiker ein Muss ist. Ebenfalls zu seinen letzten Stücken gehören das Intro bei Gabriel Burns und die Ankündigungen für neue Point Whitmark-Folgen, die auf den ersten CDs zu hören waren.

Ebenfalls 92 Jahre alt wurde Manfred Steffen (1916-2009). Bereits 1952 gab er sein Hörspieldebüt in »Gestatten, mein Name ist Cox – Mord ist strafbar« als Kriminalassistent Collins. Bis ins hohe Alter wirkte er als Sprecher an zahlreichen Produktionen mit. Erwähnenswert hier auf jeden Fall die Aufnahme von »Der Herr der Ringe« von 1992, wo er als Gandalf zu hören war und »Der Friedhof der Kuscheltiere« von 1999.

Ein weiterer großer Name dieser Generation ist Franz-Josef Steffens (1923-2006). Hörspielfans ist er wohl besonders als Wachtmeister Knurrhahn bei Pitje Puck oder als Prof. Common in Commander Perkins ein Begriff, aber auch bei den drei Fragezeichen, Asterix, Hui Buh und Larry Brent war er zu hören.

Peter Viktor Rolf Pasetti (1916 – 1986) könnte man auch mit Mr. Hitchcock anreden. Von 1979 bis 1995 mimte er in 64 Folgen den Mentor der drei ??? und hinterließ seinen Nachfolgern ein schweres Erbe. Doch auch als Sherlock Holmes lieferte in den Vertonungen von EUROPA eine brillante Leistung ab.

Heinz Giese (1919 – 2010) ist für mich einfach die Stimme des Bürgermeisters von Neustadt, wo die kleine Hexe Bibi Blocksberg und der sprechende Elefant Benjamin Blümchen leben. Gleichzeitig allerdings auch General Forbett bei Jan Tenner. Zwei Rollen, die ein hörspieltechnisches Lebenswerk von großem Umfang hinterlassen haben.

Bei den Frauen fällt mir an erster Stelle Gisela Trowe (1922 – 2010) ein. Als Zoar bzw. dem Geist von Castle Grayskull aus den Hörspielen »He-Man – Masters of the Universe« wird sie mir immer unvergesslich im Ohr bleiben. Aber auch bei den drei ???, Hui Buh oder TKKG war sie eine häufig eingesetzte Sprecherin.

Katharina Brauren (1910 – 1998) wirkte in vielen EUROPA-Produktionen mit. Neben den schon oft hier genannten Serien waren es bei ihr auch Einzelhörspiele wie Ben Hur, Robin Hood und Oliver Twist, in der sie zu hören war.

Schon vor über 30 Jahren starb Marga Maasberg (1903 – 1981). Da sie aber als Hexe Schrumpeldei für mich so eine eindrucksvolle Leistung ablieferte und sie für mich das weibliche Pendant von Hans Paetsch in ihrer stimmlichen Einzigartigkeit darstellt, will ich sie hier erwähnen.

Viele große und beeindruckende Künstler, die den Hörspielbereich über Jahrzehnte hinweg geprägt haben und auch heute noch jedem Fan eine Gänsehaut bescheren können. Immer wieder, wenn ich ein Hörspiel auf dem Trödelmarkt oder bei eBay ergattern kann, in dem einer der genannten Sprecher mit dabei ist es für mich wie eine Zeitreise zurück in meine Kindheit und ich wünsche mir dann von Herzen, dass ich noch oft etwas Neues von ihnen entdecke. Alle diese Sprecher fehlen, auch wenn es noch viele herausragende Akteure gibt. Betrachtet man sich aber die Altersklassen der jetzigen »großen Alten«, so sieht man, was der Hörspielmarkt leider in den nächsten Jahren zu verlieren droht.

Andreas von der Meden, bekannt als Kastellan aus Hui Buh, Alfred, der Butler, beim Schloss-Trio und bis heute vor allem Skinny Norris und Morton bei den drei ??? ist mittlerweile auch schon fast 70 Jahre alt. Gerade in der Rolle als Skinny Norris merkt es ihm hin und wieder schon an.

Christian Rode, der Sherlock Holmes der letzten Jahre bei Maritim, wird im nächsten Monat 76. Guido Weber sprach in 90 Folgen Bernhard Blocksberg, den Vater von Bibi Blocksberg. Diese Rolle gab er auf da er in diesem Jahr 82 wird.

Karin Lieneweg, vielen bekannt als Tante Mathilda, die auf dem Schrottplatz …Verzeihung, im Gebrauchtwarencenter T. Jonas in Rocky Beach, für Ordnung sorgt, hat letzten Monat ihren 75. Geburtstag feiern können. Ihr Hörspielehemann, Andreas E. Beurmann alias Titus Jonas ist bereits 84. Der gleiche Jahrgang, nämlich 1928, ist Jürgen Thormann. Aktuell spricht er den Kastellan in der neuen Auflage von Hui Buh.

Wenn einen dann noch, wie in den letzten Jahren, so traurige Meldungen erreichen wie der Tod von Karl-Heinz Tafel (alias Sir James Powell aus John Sinclair), Fritz von Hardenberg (Preston Aberdeen) und Michael Habeck, die alle nicht so ein hohes Alter erreichen durften, der weiß, was den Fans noch für traurige Nachrichten bevorstehen. Die Liste derjenigen, die von uns gegangen sind, lässt sich noch weiter fortsetzen. Alexander Kerst und Friedrich Schönfelder sollten nicht vergessen werden.

Selbst »jüngere« Sprecher, wie die der drei ???, Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczek und Andreas Fröhlich sind heute schon bald 50. Es fehlt scheinbar an Nachwuchs. Vielleicht aber auch an geeigneten Serien. Denn neben den großen Klassikern wie eben den drei ???, TKKG und den Fünf Freunde ist es gerade für reine Jugendhörspiele sehr schwer, sich am Markt zu platzieren. Wenn dann schon solche Serien nur noch als CD erscheinen, erkennt man, wie schwer es wirklich geworden ist. Wir können nur hoffen, dass die genannten Sprecher ein langes Leben vor sich haben und für jüngere Sprecher auch mal wieder bessere Zeiten anbrechen.

Copyright © 2012 by Oliver Müller

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