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Todesgeil

»Ich bringe nicht jeden Tag Leute um. Scheiße, manchmal vergehen Monate, ohne dass ich jemanden umlege. Dann passiert etwas, irgendetwas, was es auslöst, so wie heute Morgen, um das verdammte Gemetzel geht los. Es ist etwas, das einfach raus muss, danach bin ich wieder eine Zeit lang normal. Na ja … normal für meine Begriffe.«

An der Tankstelle steht plötzlich dieses sexy Gothic-Girl – Roxie – vor Rob, das ihm schon länger aufgefallen war. Mit vorgehaltener Waffe zwingt sie ihn, einem SUV zu folgen, in dem sechs College-Kids auf dem Weg zu einem feuchtfröhlichen Kurzurlaub in einem Strandhaus am Myrtle Beach sind. Einer der Typen hatte sie gerade noch in dem Einkaufszentrum blöd angemacht und so ihren Zorn geweckt. Also würden Roxie und Rob die Teens verfolgen und töten. Es wäre für Roxie schließlich nicht das erste Mal, dass sie ein Blutbad anrichtet.
Unterwegs kreuzen die beiden außerdem die Wege des todesgeilen Psychopathen Zebulon, der sich von einer Stimme in seinem Kopf lenken lässt, und der durchgeknallten Göre Julie.

»Zwei weitere Dinge unterschieden Clyde von gewöhnlichen durchgeknallten Pennern: 1. Er war vollkommen nackt. 2. Um die Finger seiner rechten Hand waren zahllose Strähnen einstmals üppigen blonden Haars geschlungen, das nun von geronnenem Blut völlig verklebt war. An den Haaren hing der abgetrennte Kopf einer attraktiven jungen Frau.«

Abwechselnd verfolgt Smith den Amoklauf von Roxie und ihrem unfreiwilligen Begleiter Rob, die – ebenfalls nicht ganz jugendfreien – Erlebnisse der Collegekids und den blutigen Weg des aus der Anstalt entflohenen Irren Zebulon, der unterwegs ebenfalls eine Gefährtin findet.
Selbstredend kreuzen sich die Wege der einzelnen Parteien früher oder später (wieder) und das Aufeinandertreffen von Roxie und den Collegekids, die als Auslöser der Geschichte auf ihr rumgehackt haben, bildet den Höhepunkt einer ganzen Reihe unappetitlicher Bluttaten.
Dennoch spult Bryan Smith hier keine plumpe Aneinanderreihung von Schlachtungen ab – im Gegenteil blendet er hier im direkten Vergleich zu ähnlich gelagerten (auch eigenen) Büchern recht schnell ab – sondern nutzt die Zeit zwischen den Gewaltspitzen zur durchaus gelungenen Charakterisierung und Entwicklung seiner Figuren. Darüber hinaus garniert er die Story noch mit einer ganzen Reihe unerwarteter Wendungen, sodass der Handlungsverlauf immer wieder Haken schlägt, und des Öfteren eine Neubewertung der Ereignisse notwendig ist. Dabei gelingt es ihm dennoch, das Ziel nicht aus den Augen zu lassen.
Dankenswerterweise verzichtet Mr. Smith in Todesgeil auch auf ein übernatürliches Element, das z. B. sein Verkommen erheblich geschwächt hat.

Nach Brett McBeans Die Mutter ein weiterer Kandidat für eine Neuauflage bei Heyne Hardcore.

Die Titelgrafik verwendet ein Bild von Shutterstock, das vom Festa-Grafiker wieder passend bearbeitet und mit dem Bryan Smith-Layout überzogen wurde. Man könnte hier den tanzenden Clyde aus Zebulons Einführungsszene erkennen. Das Taschenbuch wurde in Festa-Lederoptik gefertigt, ist sehr gut gearbeitet und sieht auch nach dem Lesen noch aus wie neu.

Fazit:
Geradliniger und blutiger Thriller mit einigen effektvollen Storytwists. Bisher der beste Bryan Smith bei Festa.

Copyright © 2012 by Elmar Huber

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Bryan Smith
Todesgeil
The Killing Kind, USA, 2010
Festa Verlag, Leipzig, 2012
TB, Horror, Thriller, Slasher
352 Seiten, 13,95 Ruro
ISBN: 9783865521347
Aus dem Amerikanischen
von Alexander Amberg
Covermotiv: Shutterstock