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[REC]³ Genesis

Der schönste Tag ihres Lebens soll für Clara und Kolo zugleich der schrecklichste sein. Auf ihrer ausgelassenen Hochzeitsparty spuckt einer der Gäste plötzlich Blut, geht auf die anderen Gäste los und infiziert diese. In rasendem Tempo sehen sich Teile der Hochzeitsgäste plötzlich einer Übermacht Infizierter gegenüber. In dem Tumult werden Clara und Kolo getrennt. Beide versuchen sich an verschiedenen Fronten der tödlichen Gefahr zu erwehren.

Teil 3 der REC-Saga verlässt also das schicksalhafte Haus in der Innenstadt Barcelonas, um den Zuschauer sogleich in das Hochzeitsgetümmel des überglücklichen Pärchens Clara und Kolo zu stürzen – genial eröffnet mit einer hochnotpeinlichen Diashow aus den Jugendtagen des Brautpaares. Im allgemeinen Festtagsgewirr trifft auch der Onkel Victor ein. Der Tierarzt, der den kranken Hund des Mädchens aus REC 1 behandelte und von diesem gebissen wurde. Schon bald wird Onkelchens Blick immer stierer und plötzlich stürzt er sich von einem Balkon in die Tiefe, bevor er beginnt, die anderen Hochzeitsgäste zu beißen und somit ebenfalls zu infizieren.
Bis hier sehen wir das Ganze abwechselnd durch die Kameralinsen eines amateurhaft filmenden Familienmitglieds und eines professionell ausgerüsteten Kameramanns, der für die Hochzeit engagiert wurde. Das bekannte Stilmittel der REC-Filme. Ab Onkels Amoklauf jedoch – und der Zerstörung der Kamera – wechselt REC 3 in eine konventionelle filmische Erzählweise.
Auch der durchgehend dramatisch-mystische Tenor der Vorgänger wurde über Bord geworfen und dem Fun-Splatter geopfert, der dank der ungezwungenen Umsetzung immer noch über dem Durchschnitt des Genres rangiert. Wie ein roter Faden zieht sich außerdem die Suche von Clara nach Kolo (und umgekehrt) durch das Blutbad und verteilt noch einigen romantischen Zuckerguss über das Gemetzel.

Sicher hätte man aus dem Drehbuch einen eigenständigen Film machen können – die Anknüpfung an REC ist marginal – doch Genesis funktioniert auch als Teil der REC-Familie sehr gut, wenn nicht sogar besser als autonom. Hat man den Tonartwechsel erst mal akzeptiert, kann man sich beruhigt zurücklehnen, um diese Splatter-Romanze zu genießen. Um alles zu verstehen, z. B. warum die »Zombies« so andächtig den vorgelesenen Bibelpassagen lauschen, sollte man jedoch die vorangegangenen Teile gesehen haben.
Der Untertitel Genesis klingt dabei natürlich nach Prequel, doch im Lauf des Films erfahren wir, dass die Ereignisse parallel zu REC 1 stattfinden. Auf einigen Fernsehschirmen werden Nachrichtenausschnitte gezeigt, die von den Vorfällen in der Innenstadt berichten.

Die Inszenierung von Paco Plaza – diesmal ohne Beteiligung von Jaume Balaguero – ist im besten Sinne souverän und hat – auch wenn nicht alle Ideen zünden – ihre erinnerungswürdigen Momente. Wenn die rehäugige Clara mit hoch geschlitztem Brautkleid und einsatzbereiter Kettensäge zu den Klängen von Eliose (hier von Tino Casal) auf Zombiejagd geht, hat sie durchaus das Zeug zu einer neuen Horrorikone. Leider werden diese Momente nicht voll ausgekostet.

Die Schauspieler sind in Deutschland nahezu unbekannt, gefallen aber durchweg durch ihr überzeugendes und unbeschwertes Spiel. Vorneweg natürlich Leticia Dolera und Diego Martin als Brautpaar, denen man ihre Verliebtheit zu jedem Zeitpunkt abnimmt.

Fazit:
REC 3 zeigt Ereignisse, die parallel zu REC 1 stattfinden, tauscht den klaustrophobischen Dämonen-/Zombiehorror gegen Fun-Splatter und bricht das Handkamerakonzept der Reihe auf. Gelungene Aufweitung der REC-Familie.

Copyright © 2012 by Elmar Huber

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[REC]³ Genesis
[REC]³ Génesis, Spanien, 2011
Universumfilm, München
12.10.2012
1 DVD, Horror
Laufzeit. ca. 77 Minuten
FSK 18
Regie: Paco Plaza
Drehbuch: Luiso Berdejo,
Paco Plaza
Darsteller: Leticia Dolera,
Javier Botet, Diego Martín,
Mireia Ros, Ismael Martinez
Musik: Mikel Salas

www.universumfilm.de