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Frank Schweizer – Grendl

Es freut mich immer wieder, einen neuen Autor vorzustellen, der sich in Deutschland mit der phantastischen Literatur beschäftigt. Diesmal ist es Frank Schweizer, der beim noch relativ unbekannten Otherworldverlag sein philosophisches Fantasy-Werk vorstellt. Dabei möchte ich das Buch gar nicht in eine Schublade stecken, denn es passt nirgends hinein. Der Beginn des Buches ist eine leicht veränderte Jetztzeit, ein Riss im Himmel, die kleine, aber wichtige Änderung. Und danach ein philosophisches Abenteuer? Eine phantastische Reiseerzählung? Eine ironische Gegenwartserzählung? Ich kann es nicht sagen …

Das Buch Grendl ist wohl eines der wenigen, die bereits eine Buchbesprechung hinter sich haben, aber den Druck noch vor sich.
Die Abenteuer von Max Merkur sind einfach gut. Dabei beginnt alles mit dem Abschluss seines Studiums in Stuttgart. Max hat endlich seinen Magister der Philosophie in der Tasche. Allerdings nicht lange, denn da kommt ein, nennen wir ihn erst einmal, Mann, und klaut die Tasche. Max läuft natürlich hinter dem Mann her, da die Auszeichnung als Magister das Einzige ist, was ihm noch bleibt. Denn am Himmel über der Welt befindet sich ein riesiger Riss. Dieser Riss kann von den Menschen, ob Wissenschaftler oder Mystiker, nicht erklärt werden, bis zu dem Zeitpunkt, da Max zum Magister wird. Als Leser erkenne ich auf Anhieb keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Magisterwerdung und dem Weltuntergang. Da aber knapp danach die Welt untergeht und sonst keine wichtigen Ereignisse in der Erzählung ausdrücklich erwähnt werden, ist Max an allem schuld. Aber wir waren ja noch bei dem Mann, der in eine Kirche flieht, Max direkt hinter ihm. Fast hat er ihn auch erreicht, als zwei Umstände zusammentreffen, die nicht zusammengehören. Max wird von einer Schüssel mit Weihwasser getroffen und flucht vor sich hin, das Missgeschick zu verteufeln. Gleichzeitig findet der Weltuntergang statt.
»Verflucht!«, schrie er wütend.
Das Universum endete.

An dieser Stelle könnte man meinen, ist auch das Buch zuende. Denn wo nichts ist, hat auch eine Druckerpresse keinen Platz. Frank Schweizer behilft sich aber damit, Max Merkur am Tag des Jüngsten Gerichtes (demnach müsste es auch noch ein paar ältere Gerichte geben) im Ave Maria Himmelshafen, Halle 9, Buchstabe M, erscheinen zu lassen. Dort findet sich seltsamerweise auch der fremde Mann in seinem Kapuzenumhang wieder, der Max das Magisterdiplom klaute. Jetzt beginnt die Sache interessant zu werden, denn der Fremde stellt sich als Teufel heraus. Einer von sehr vielen übrigens. Allerdings ist es seltsam, dass der Teufel in der Halle auftaucht. Schließlich ist er keiner der 89 Millionen Katholiken aus Europa und den Benelux-Ländern in dieser Halle und sein Name fängt mit L an, wie Lutherion VI. Wobei das vielleicht ein Hinweis darauf ist, dass er ein evangelischer Teufel ist?
Wie dem auch sei, Max will natürlich in den Himmel und muss vorher durch eine Prüfmaschine. Die jedoch gibt ihren Geist auf, als Max hindurchgehen will. Grund ist das weiter oben geschilderte Missgeschick mit dem Weihwasser und dem gleichzeitigen Fluchen. Nun, wer nicht in den Himmel kann, sollte zurück auf die Erde können, wenn er nicht in die Hölle will. Dementsprechend ist das Angebot von Lutherion doch sehr ansprechend. Den Sinn des Lebens suchen, ihn in eine Weltformel einbauen und damit die Erde, das Universum und der ganze Rest (hatte das nicht ein Herr Adams schon einmal erwähnt?) zu retten. Damit beginnt eine dieser Irrfahrten, die nicht mit irre Fahrten gleichzusetzen sind. Vor allem wenn sich hinter Frank Schweizer ein Philosoph verbirgt, der aus seinem Wissen, Weltanschauungen und einer fiktiven Wahnsinnshandlung, das wahre Leben nachstellt. Oder stellt er eher dem wahren Leben nach? Wer kann das schon sagen? Bei riesigen Nebenwirkungen fragen sie den Philosophen ihres Vertrauens. Aber keine zwei Philosophen, die können gleichzeitig drei Meinungen vertreten und theoretisch ein neues Universum aus dem Hut zaubern. Aber kommen wir noch einmal zurück zu Max Merkur, unserem apokalyptischen Fußgänger. Der arme Kerl wird durch Raum und Zeit geschleudert, trifft auf die seltsamsten Wesen und Orte, bis er das absolute Nichts trifft. Allerdings gibt es auch hier ein klein wenig mehr. Denn im Nichts treibt eine Insel, deren einziger Bewohner ein gewisser Herr Nietzsche ist. Damit ist das Nichts doch etwas. Die ultimative Antwort, die Nietzsche unserem Helden gibt, um aus einem kleinen z und seiner Eigenschaft als Variablen ein großes Z und eine Konstante zu machen, lautet nicht 42. Glaube ich, denn außer Nietzsche und Merkur scheint niemand die Antwort nach dem Sinn des Lebens zu kennen. Apropos kennen. Habe ich bereits erklärt, warum das Buch den Titel Grendl trägt und den Namen bisher nicht erwähnte? Nein? Werde ich auch nicht. In diesem Fall wenden sie sich bitte an den Buchhändler ihres Vertrauens, der verrät es auch nicht, verkauft aber das Buch.
Wirklich witzige Bücher sind sehr selten, philosophische Bücher ebenfalls. Frank Schweizer gelingt es, beides zu kombinieren.

Copyright © 2010 by Erik Schreiber