Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 58
Das Wahrzeichen von Bechlin
Noch heute steht auf dem Ostgiebel der Kirche von Bechlin ein sichelartiges Messer, Knief genannt, das bis zum Jahre 1795 zwischen den damaligen beiden kleinen Türmen hing, dann aber bei der Reparatur derselben abgenommen und später an seinem jetzigen Standort befestigt wurde. Von diesem Knief geht folgende Sage:
Zur Zeit der Grafen von Ruppin diente auf dem dortigen herrschaftlichen Gut ein Jäger, der sich eines schweren Vergehens schuldig machte. Er kam zum Priester in die Beichte und begehrte Absolution. Diese wurde ihm verweigert; er müsse höheren Orts Ablass nachsuchen. Das konnte oder wollte er aber nicht, sondern verlangte wiederholt die Absolution, und als ihm diese wiederum verweigert wurde, so erstach er den Pfarrer im Beichtstuhl mit seinem Waidmesser. Deswegen wurde das ganze Dorf Bechlin in den Bann getan, und die Einwohner wurden gezwungen, an ihren Grenzen selbst Wache auszustellen, um jeden Reisenden von dem Dorf abzuhalten. Eine solche Wache stand auch bei der jetzt noch davon benannten Warnung an der Ruppiner Grenze. Da kam eines Tags der regierende Graf von Ruppin gefahren und wollte vorüber, ohne die Wache zu respektieren. Aber diese durchschnitt mit dem Knief (das aus einer alten Sense oder Sichel gemacht zu sein scheint) die Stränge am Wagen und verhinderte dadurch den Grafen, weiterzufahren. Dafür belobte der Graf die Wache und brachte es dahin, dass dem Dorf der Bann abgenommen wurde, mit der Bedingung, das Knief als immerwährendes Wahrzeichen am Turm aufzuhängen.
»Wenn dasselbe jemals herunterfiele, so sollte das Rittergut aus seiner, auf dem heute noch dem Namen nach vorhandenen Weinberg befindlichen Weinpresse ein Fass Wein an die Gemeinde verabreichen.