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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 39

Abt Sebaldus von Lehnin, ein christlicher Märtyrer

Die Wirksamkeit der Verkündiger der christlichen Lehre war hier in der Mark, wie fast überall, nicht gleich eine gefahrlose. Meist nur äußerlich fügten sich zunächst die Bewohner, im Inneren lebte noch immer der heidnische Sinn, der auf die fremden Ankömmlinge, welche die neue Lehre brachten, scheel sah. Dies erfuhr auch das Kloster Lehnin.

Besonders waren es die Bewohner des nahen Dorfes Nahmitz, welche ihm feindlich gesinnt waren, und wenn die Männer zu Hause sich befanden, durften die Mönche sich nicht im Dorf sehen lassen. Deshalb suchten sie sich die Zeit aus, wenn die Männer auf dem Feld oder beim Fischfang waren, um im Dorf einzusprechen und die Frauen und Kinder zu gewinnen.

Einmal war der Abt Sebaldus auch so in Nahmitz, da hörten es die Männer, die am See waren, und kamen mit ihren Ruderstangen und wollten dem Abt zu Leibe. Der hatte noch zur rechten Zeit Kunde davon bekommen und flüchtete durch den Buchenwald, der zwischen Nahmitz und Chorin war, wo auch noch heute stattliche Bäume stehen, dem Kloster zu.

In seiner Angst kletterte er auf einen Baum, aber ver­geblich hoffte er den Verfolgern zu entgehen. Sein Schlüssel­bund war ihm entfallen, oder nach anderen verriet ihn sein Hündchen, welches ihm gefolgt und den Fuß des Baumes umkreiste. Die Heiden sahen ihn und in ihrer Wut fällten sie den Baum und schlugen den Abt tot. Da soll den Mönchen der Mut gesunken sein, und sie wollten die Gegend verlassen.

Im Traum erschien aber ihnen die Jungfrau Maria und forderte sie auf zu bleiben. Das taten sie denn auch, und Markgraf Otto hielt strenges Gericht, dass es keinem mehr beikam, sie zu stören. Die Nahmitzer verloren unter anderen all ihren Äcker an das Kloster, deshalb ist das Dorf noch heutzutage so arm.

Noch heute zeigt man übrigens das Haus, in welchem der Abt verweilt haben soll, als die Wütenden heranstürmten, und in der Kirche ist auch noch ein altes, vergilbtes Bild, welches sowohl die Szene darstellt, wie die Heiden den Baum fällen, als auch wie die Jungfrau Maria den Mönchen erscheint und sie zu bleiben auffordert.