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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 17

Der Alte Fritz

Wer in der Mark wüsste nicht vom Alten Fritz zu erzählen? Namentlich verbreitet und beliebt ist beim Landvolk das Bornemannsche Lied, welches von ihm sagt:

De olle Fritz, Potz Schlag in’t Huus!
Dät was en König as een Duus!
Groat von Gestalt woar he just nich,
Dät Groote satt äm innerlich.

Sien Rock und Woams un Stäbelpoar
was ook det Nie’ste nich von’t Joahr,
Oft keek dät Unnerfudder ruut,
He sach drüm doch as König nut.

Sien Wünschelhoot was ok so so,
Sien Krückstock passte ganz derto,
Doch, sprach he mit den Krückstock wat,
He’m se verflucht Respekt gehat.

Sien Ogenstroahl was Sunnenlicht,
Un wer von äm en scharp Gesicht
Bi dumme Striek in Ungnoad kreg,
Dem was, as wenn de Blitz äm schlög.

Der Alte Fritz und der Bauer

Ja so war der Alte Fritz, aber einmal, heißt es, ist doch ein Bauer über ihn gekommen. Der säte nämlich gerade Erbsen. Als der alte Fritz – es war in der Gegend von Potsdam – dazukam und ihn fragte »Na, werden sie kommen?«

»Ja«, sagte der Bauer, »wenn sie kommen, dann kommen sie nicht; wenn sie aber nicht kommen, dann kommen sie.«

Die Antwort konnte der Alte Fritz sich aber nicht zurechtlegen, so viel er sich auch darüber den Kopf zerbrach. Der Bauer aber hatte an die Tauben gedacht, welche den gesäten Erbsen nachstellen, weshalb man diese auch auf die verschiedenste Weise gegen jene schützt, und deshalb so gemeint: »Ja; wenn sie (d. h. die Tauben) kommen, dann kommen sie (d. h. die Erbsen) nicht; wenn sie (d. h. die Tauben) aber nicht kommen, dann kommen sie (d. h. die Erbsen).«

Die Mühle von Sanssouci

Keine Geschichte vom Alten Fritz ist aber so allgemein verbreitet, wie die von der Mühle von Sanssouci. Wer aus der Mark – und auch wohl weiter her – nach Potsdam kommt, vergisst nicht, diese Letztere anzusehen. Als nämlich der König sich das Schloss Sanssouci gebaut hatte, wird erzählt, störte ihn das Geklapper einer dicht daneben stehenden Mühle. Er ließ dem Müller sagen, er wolle sie ihm abkaufen, wie viel er haben wolle. Der Müller wollte aber nicht darauf eingeben. Da ließ ihn der König vor sich kommen.

»Höre Er«, sagte der König, »Seine Mühle stört mich, ich will sie Ihm abkaufen. Wieviel will Er denn dafür haben?«

Der Müller blieb aber dabei, dass er sie nicht verkaufen könne. Es sei ein altes Familienerbe, sein Vater und Großvater hätten schon die Mühle gehabt, und er wolle sie auch seinem Sohn hinterlassen.

Da wurde der König ärgerlich und drohte, er werde nicht viel Umstände machen, er werde die Mühle abschätzen lasten, wieviel sie wert sei, und dann ihm das Geld geben.

Der Müller aber ließ sich nicht einschüchtern und meinte, das würde doch wohl nicht gehen, da müsste es ja in Berlin kein Kammergericht geben.

Da lachte der König und hieß den Müller gehen. Die Mühle aber steht noch heutzutage dicht bei Sanssouci.