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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 8

Ein paar Tiergeschichten

Man sagt immer, in alten Zeiten haben die Tiere reden können. Sie sprechen aber noch immer, nur versteht ihre Sprache nicht jeder.

So sagte ein Frosch zum anderen: »Vaddersch (Vater), Vaddersch! Wennehr back Jich? Wennehr back Jich?«

Der andere antwortete: »Morgen! Morgen!«

Da sagte wieder der Erste: »Dann back ick ick ick okh! Dann back ick ick ick okh!« Der Bock meckerte (im Bass): »Gras werd wohl wären!«

Das Lämmchen schreit (im Diskant): »Wer werd’s erlehwen?«

Ebenso zwitscherte die Schwalbe noch deutlich: »Mein Kistchen, mein Kistchen war ganz voll, als ich wiederkam, war alles verquüst!«

Die Tiere sind auch klug. Selbst der Krebs, der doch nur rückwärts fortgehen kann, hatte einmal den Fuchs überlistet und war, als er mit ihm um die Wette lief, eher als jener am Ziel gewesen. Davon stammt noch der Name von Krebsjauche, einem Dorf bei Frankfurt an der Oder. Die Sache war aber die: Es hatte einmal der Krebs mit dem Fuchs gewettet, er wolle mit ihm um die Wette laufen. Das Ziel wurde abgesteckt und alle Tiere standen herum, um zuzusehen, wie das werden würde. Als nun zum Ablaufen gezählt wurde eins … zwei … und … drei, da kniff der Krebs sich ganz leise, ohne dass es der Fuchs merkte, in die Haare der Rute desselben fest und ließ sich so mitschleppen. Als aber der Fuchs fast am Ziel war, fasste der Krebs mit den Scheren zu und kniff die Rute des Fuchses so stark, dass dieser dieselbe vor Schmerz in die Höhe richtete und den Krebs, der in diesem Augenblick losließ, über seinen Kopf fort bis ins Ziel schleuderte. Da lachten alle Tiere, weil der Krebs gewonnen hatte, und riefen: »Krebs juchhe! Krebs juchhe!«

Als später hier ein Dorf gebaut wurde, bekam es zur Erinnerung an jene Begebenheit den Namen Krebsjuchhe, woraus dann mit der Zeit der heutige Name Krebsjauche wurde. Durch eine ähnliche List hatte auch der Zaunkönig den Adler betrogen und im Wettflug übertroffen. Als die Vögel nämlich einmal dem ordnungslosen und wilden Zustand, der unter ihnen eingerissen war, ein Ende machen und sich einen König wählen wollten, beschlossen sie, der solle es sein, der am höchsten der Sonne zufliegen könnte. Da erhoben sich alle Vögel und es war ein gewaltiges Flügelrauschen. Aber allmählich blieb dieser und jener zurück, es wurden immer weniger und zuletzt war nur noch der Adler übrig, der immer der Sonne zustieg. Endlich aber erblindeten auch ihm die Augen und er musste umkehren. In demselben Augenblick aber flog der Zaunkönig, der sich bisher unter einem Flügelgelenk des Adlers versteckt gehalten hatte, hervor und stieg noch ein Ende höher, sodass der Zaunkönig eigentlich gewonnen hatte. Es schien, als müsste er der König der Vögel werden. Das verdross denn doch aber die übrigen Vögel, dass sie einen so winzigen König haben sollten, der sich noch obendrein die Würde durch List erschlichen hatte. Sie fuhren, wie er herabkam, mit ihren Schnäbeln und Krallen auf ihn ein und hätten ihn schier zerhackt, wäre er nicht in ein Mauseloch gekrochen und hätte sich da versteckt. Deshalb hält er sich auch noch immer an Zäunen und Hecken und baut da sein Nest und heißt zum Spott der Zaunkönig.