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Elbsagen 72

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

73. Die Kardinalsbirnen zu Magdeburg

Im Jahre 1453 hatte der Papst den Barfüßermönch Johann Capistran mit anderen seiner Ordensbrüder ins Land Böhmen gesandt. Der kam auch mit dem Erzbischof nach Magdeburg und wurde von der ganzen Geistlichkeit und der Gemeinde mit Kreuzen und Fahnen gar prächtig empfangen. Man baute ihm auf dem Neuen Markt einen Palast, von dem herunter er seine Ansprachen an das Volk hielt. Er predigte aber Lateinisch, gewöhnlich zwei bis dreieinhalb Stunden, und hatte einen Doktor desselben Barfüßerordens von deutscher Geburt bei sich, der sprach ihm alsbald die Predigt auf Deutsch nach. Das dauerte auch wohl zwei Stunden, sodass ihre beiden Predigten mindestens vier bis fünf Stunden währten. Er betrieb das Gesetz der Kirche mit besonderem Eifer und ermahnte die Leute mit Ernst, von eitlen Vergnügungen abzulassen. Seine Worte machten einen so tiefen Eindruck auf die Zuhörer, dass sie alle ihre Wurftafeln, Würfel, Karten, Gaukelsäcke, Larven und anderes Spielgerät herbeibrachten. Ja, die Frauen trugen sogar ihre Schleier, Tücher und Schmucksachen zusammen. Das alles wurde auf dem Neumarkt öffentlich verbrannt.

Dieser Capistran soll in Magdeburg einmal sehr gute, wohlschmeckende Birnen gegessen und die Bäume, von denen sie stammten, gesegnet oder geweiht haben. Sie wurden seitdem Kardinalsbirnen genannt und haben diesen Namen in Magdeburg noch bis auf den heutigen Tag.