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Aus dem Wigwam – Die All-Mutter

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Vierzig Sagen
Mitgeteilt von Chingorikhoor

Die All-Mutter

he noch die Erde existierte, lebte der Große Geist mit der All-Mutter allein im leeren Weltraum.

Kein Sonnenstrahl beschien das Wasser, in dessen Tiefe die Erde ver­borgen lag. Dieselbe kam erst dann zum Vorschein, als die All-Mutter einst herunterkam und sich niedersetzte. Anfangs war sie nur so groß, dass sie ihr hinlänglichen Raum zum Sitzen gewährte, aber sie wuchs so schnell, dass man sie zuletzt gar nicht mehr überblicken konnte; auch schossen überall Blumen und Bäume hervor.

Kurze Zeit danach gebar die All-Mutter drei Söhne, einen Bären, einen Wolf und einen Rehbock. Sie pflegte dieselben sehr sorgfältig. Als sie groß geworden waren, verheiratete sie sich mit ihnen und belebte die Erde mit Tieren von jeder Art. Danach erhob sie sich wieder zum Himmel und erzählte dem Großen Geist, was sie getan hatte.

»Du hast«, erwiderte jener, »leider eins vergessen. Wer wird jene Tierherden nun beaufsichtigen? Warum hast du nicht auch ein Geschöpf geschaffen, das Weisheit und Klugheit genug besaß, um den anderen sagen zu können, was sie zu tun und zu lassen haben? Gehe also wieder zurück und bringe einen Menschen hervor!«

Sie folgte augenblicklich und kam wieder zur Erde hernieder. Dort erwählte sie sich eine sehr schöne Eule, die ein Stiefbruder von einem Bären und einem Wolf, und mit einem Hund, einem Hirsch, einem Adler, einem Fuchs und einer Schlange weitläufig verwandt war, zum Gemahl und gebar bald danach zwei Kinder, welche die Eigenschaften der ganzen Verwandtschaft besaßen. Diese wurden die Stammeltern des Menschengeschlechts.