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Perry Rhodan Band 2920 – Die besseren Terraner

Leo Lukas
Perry Rhodan Band 2920
Die besseren Terraner

Im Jahre 1551 Neuer Galaktischer Zeitrechnung trifft Perry Rhodan in der fernen Galaxis Sevcooris auf das Zweite Solare Imperium. Die Menschen, die es bevölkern, nennen sich Gäonen. Sie sind die Nachkommen der Crew des 2500 Meter durchmessenden Ultraschlachtschiffs ORION, das im Juli 3441, von der Verdummung durch den Schwarm betroffen wurde (vgl. Schwarmzyklus, PR 500 – 599) und das Vertreter des Goldenen Reichs aus höchster Gefahr retteten und in die Galaxis Sevcooris brachten.

Aus diesen paar tausend Terranern hat sich ein expandierendes Sternenreich entwickelt, das Elitesoldaten stellt. Den übrigen Völkern von Sevcooris zeigen sich die Gäonen nur in weiß schimmernder Pedcondit-Rüstung mit Vollvisier. Sie sind Elitesoldaten des Goldenen Reichs und bewundern den Großadministrator Perry Rhodan, aber leider nicht, wie er ist, sondern in ziemlich stereotyper Art und Weise. Als die besseren Terraner eben.

Der Militarismus im Zweiten Solaren Imperium, den dieser erste Band einer Trilogie thematisiert, ist leider topaktuell in einer Gegenwart bedenklicher politischer Entwicklungen, was gerade der Kabarettist Leo Lukas sehr ernst nahm. Im Autorenbeitrag, den er meiner Kolumne im Corona-Magazine 2017/09 beisteuerte, schildert er ausführlich, welche Probleme ihm diese Herausforderung machte,  bis er auf die Idee kam, auf eine Figur von K. H. Scheer zurückzugreifen, dem Ahnherr, dem so oft militaristische Tendenzen unterstellt wurden, dass man ihn »Handgranaten-Herbert« taufte. Denn der schuf eine für ihn ganz ungewöhnliche Figur: Walty Klackton, den »schrecklichen Korporal«, dessen Name eine freundschaftliche Gemeinheit gegenüber dem Co-Schöpfer der Serie, Walter »Clark Darlton« Ernsting, darstellte.

Leo Lukas’ Hauptperson in der Welt des Zweiten Solaren Imperiums, Ulvik Gallodoro, ist eine Art Wiedergänger jenes sehr speziellen USO-Spezialisten. So wie der »Para-Teleschizomat« Klackton hat Ulvik ein eigenaktives Unterbewusstsein, das ohne sein bewusstes Zutun seine Gegner lahmlegt. Regelmäßig löst er völliges Chaos aus, in dem seine Gegner rein zufällig ausgeschaltet  werden.

Wir erleben Ulviks Schulzeit mit, seine Ausbildung  und seine ersten Erfolge.  Allerdings lebt dieser Paraschizomat in einem totalitären Regime. Sein naives Vertrauen in die Unfehlbarheit des Zweiten Solaren Imperiums macht ihn nicht einmal unsympathisch, wenn er frohen Herzens Regimegegner zum Schweigen bringt. Der Leser freut sich über die Erfolge des ewigen Underdog – solange er nicht darüber nachdenkt, dass Ulvik zu Protestgruppen geschickt wird, um der Polizei Anlass zum Eingreifen zu geben. Das ist der bitterböse Anteil der Geschichte.

Perry Rhodan erkundet das Zweite Solare Imperium inkognito: Er geht als blinder Passagier an Bord eines »primitiven« Transitionsraumschiffs eines Echsenvolks, der Glossner, das beim Aufbruch zu den Sternen strandet – die Glossner werden ebenso gezielt in Abhängigkeit und Schwäche gehalten wie andere Völker des Goldenen Reichs. Erneut sind in den lebhaften, heiter gezeichneten Szenen vielfältige Bezüge zum realen Kolonialismus feststellbar für jeden, der hinschauen will.

Beispielhaft ist die Szene, als Perry Rhodan in einer Bar seine Ähnlichkeit mit Perry Rhodan anspricht und zu hören bekommt, er könne sein hässlicherer Bruder sein. So entstand eine Geschichte, in der die naiven und auch immer bisschen tragischen Klackton-Späße plötzlich in eine moderne Handlung eingearbeitet wurden. Und das funktioniert sehr gut.

(at)