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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die glühenden Kohlen

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden undGeschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Erstes Bändchen

Die glühenden Kohlen

In der Nähe des jetzigen Bahnhofes in Adenau stand einst ein als Wallfahrtsort berühmtes Franziskanerkloster. Nicht weit davon hatte ein ehrenfester Witwer, bei dem ein braves und arbeitsames Mädchen in Diensten stand, seine Behausung. Gern hätte er es zur Frau genommen, aber sein Gut war so verschuldet, dass er sich nicht getraute, dem Zuge seines Herzens zu folgen. Still hofften beide, dass mit der Zeit sich die Vermögensverhältnisse des Gutes bessern würden, worauf sie dann den Bund fürs Leben schließen könnten. Mit Fleiß und mit Freude verrichteten sie ihre Arbeit, vergaßen dabei aber auch nicht, dass an Gottes Segen alles gelegen sei, und unterstützten ihre Arbeit durch eifriges Gebet. Sie fanden immer die nötige Zeit, um in der nahen Klosterkirche dem Gottesdienst beizuwohnen. Einst hatten beide die Roratemesse besucht. Während der Hausherr etwas länger im Gebet verweilte und dann noch einige Geschäfte erledigte, eilte die treue und fleißige Magd etwas früher nach Hause, um das Mittagessen zu bereiten. Als sie in gewohnter Weise Feuer machen wollte, fand sie alle Kohlen erloschen. Da ging sie mit der Kohlenpfanne rasch zur Klosterküche, um da zu erbitten, was sie zu Hause vermisste. Noch ehe sie ans Kloster kam, sah sie am Weg ein hell aufloderndes Feuer. Rasch füllte sie ihre Pfanne mit glühenden Kohlen und ging eilenden Schrittes nach Hause. Als sie hier ankam, waren die Kohlen erloschen. Dann kehrte sie wieder zu dem Feuer zurück, aber auch diesmal verging die Glut, ehe sie nach Hause kam. Auch der dritte Versuch glückte nicht. Unterdessen kam der Hausherr aus der Kirche zurück. Das Essen aber war noch nicht bereitet und der Herd noch schwarz und kalt. Die Magd erzählte ihm alles und wunderte sich, dass sie trotz der vielen Kohlen kein Feuer bekomme. Als nun beide prüfend nach dem Herd schauten, fanden sie in freudigem Erstaunen einen Haufen Goldes darauf liegen. Sie dankten Gott für den Reichtum, den er ihnen gewährt hatte, machten den Armen und dem Kloster namhafte Geschenke und schlossen bald darauf in der Franziskanerkirche den ehelichen Bund.