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Anthologie – Dark Crime II

Cover-Dark-Crime-IIGeisterspiegel (Hrsg.)
Dark Crime II

Kurzgeschichten, Phantastik, Krimi, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, März 2014, 232 Seiten, 10,95 Euro, ISBN: 9783864731051, Umschlagbild: Sammlung Kirchschlager, Arnstadt, Umschlaggestaltung: Wolfgang Brandt

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Beermanns Aufzeichnungen zu studieren. Auch ihm war die Sauberkeit an den Tatorten aufgefallen. Das hatte ihn zu der Spekulation veranlasst, es könne sich um mehrere Täter handeln, von denen einer den Tatort reinigte, während der andere das Herz herausschnitt. Er hatte die Theorie allerdings schnell wieder verworfen.

Zum Ende hin wurden seine Notizen zunehmend verworrenere, Er fabulierte von ein er Verschwörung in höchsten Kreisen, von notwendigen Blutopfern und anderes wirres Zeug mehr.

(Gerd Ruebenstrunk: Das letzte Opfer)

Gerd Ruebenstrunk: Das letzte Opfer

Warum der Abteilungsleiter ausgerechnet ihn schickte, die Mordserie in der Stadt am Meer zu untersuchen, war ihm nicht klar. 12 Menschen ohne erkennbare Verbindung waren innerhalb von drei Monaten der Schädel eingeschlagen worden. Bei der Besichtigung der Tatorte sieht es so aus, als wäre aus großer Höhe Backsteine oder Ziegel auf das Opfer geworfen worden. Und nicht nur das. Alle 100 Jahre scheint sich eine solche Mordserie in der Stadt am Meer zu wiederholen.

Michael Kirchschlager: Der Crako und der Ascheturm

Die Einladung des Königs von Westerhausen zu einem Takabskollegium gibt dem Crako (Criminalkommissarius) seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm I., Freiherr Friedrich von Krosigk, reichlich Gelegenheit, von den tödlichen Bestrafungsmethoden zu referieren, die er auf seinen Reisen gesehen hat. Unter anderem vom Ascheturm.

Rafael Hoppe: Spieglein, Spieglein

Immer häufiger auftretende Gedächtnislücken zwingen Detective Inspector Joey Kendall in den verfrühten Ruhestand. Ausgerechnet den Mord an seinem besten Freund konnte er nie aufklären. So ermittelt Kendall auf eigene Faust weiter. Doch gerade als er neue Zeugen verhört, hat er einen seiner Aussetzer. Kurz nachdem er wieder zu sich kommt, erfährt er von der Ermordung seiner Zeugen.

Andreas Zwengel: Vollmond über Venedig

Zur Aufklärung einer Diebstahlserie fordert die venezianische Polizei den Deutschen Walter Seyferd um Amtshilfe an. Mithilfe von Dampfbooten gelingt es der Diebesbande auf den venezianischen Kanälen stets zu entkommen. Das besondere Interesse der Verbrecher gilt einem Artefakt, das einen besonderen Wert für Werwölfe darstellt.

Regina Schleheck: Kopf in den Sternen

Der russische Astronomenpaar Grigori Abramowitsch und Pelageja Fjodorowna Schain sind sich nicht bewusst, dass ihre Verbindung aus weiter Ferne argwöhnisch beäugt wird. Doch der Beobachterin entgeht nichts. Nicht die periodischen Schwankungen in Pelagejas Stimmung und nicht ihr verdächtiges Verhalten nach Grigoris vermeintlichem Unfalltod, das nur einen Schluss zulässt: Pelageja hat ihren Mann umgebracht und muss dafür bestraft werden.

Katja Zucchetti: Stummes Herz

Nachdem Kriminalkommissarin Delia Porte auf einen telefonischen Hilferuf ihres Freundes Dr. Zadkiel Zak Gruzzo reagiert hat, findet sie in seinem Haus ein Monster vor, das behauptet, Zak zu sein. Doch dies und der Fund von 25 Frauenherzen im Trevi-Brunnen sind für die Kommissarin nur der Auftakt einer Nacht voller Überraschungen.

Carsten Thomas: Kopfsache

Jakowsky ist einer der Besten in seinem Job und er glaubt, bei seinen Aufträgen schon alles gesehen und erlebt zu haben. Doch sein aktueller Auftrag, die Ermordung des Baumagnaten Albert Baader verläuft anders als geplant. Jakowsky sieht sich plötzlich als Teil einer ganz besonderen Sammlung wieder.

Mara Laue: Beaking Point

Auf einer Segeljacht werden sieben Menschen regelrecht zerrissen. Nun sitzt der Psychiater Erik der einzigen Überlebenden des Massakers und damit der Tatverdächtigen gegenüber. Ein zartes Geschöpf namens Irina. Nur die Vulkanasche, die am Tatort gefunden wurde, als auch die verbrannten Fußabdrücke lassen sich nicht einordnen.

Thomas Backus: Fünf tote Huren

Den vermeintlichen Gentleman, der Lizzie Strode in eindeutiger Ansicht anspricht, erkennt die Dirne erst im letzten Augenblick als ihre Schicksalsgenossin Mary Kelly. Doch Lizzie kehrt nach ihrer Ermordung als Geist zurück und verfolgt Marys weitere Treiben.

Gerold Schulz: Tödliche Gedanken

Als die Anwaltstochter Andrea Burg nach Tübingen zurückkehrt, um ihren Freund, den Studenten Wilhelm Gmelin zu sehen, erwartet sie eine böse Überraschung. Gmelin liegt schwerverletzt im Hospital, seine Wohnung ist total verwüstet. Die Spur führt zu Gmelins Professor Albert Kugelmann, der eine besondere Form der Hirnforschung betreibt.

Torsten Scheib: Mr. Smith

In nur einer einzigen Nacht veranstaltet Mr. Smith eine ganze Reihe Blutbäder unter dem Abschaum der Stadt, an den die Polizei normalerweise nicht herankommt. Und eben jener Mr. Smith sitzt nun im Verhörzimmer Detective Kowalski gegenüber. Doch Smith ist nicht nur ein kaltblütiger und gewissenloser Killer, er weiß auch Dinge, die er gar nicht wissen kann und er wird geschützt von den höchsten Hierarchen der Polizei.

Michael Kirchschlager: Der Crako und die Totengräber

Auf ihrem Weg nach Leipzig werden der Criminalkommissarius Freiherr Friedrich von Krosigk und sein Adjutant Kosemaul von einem Unwetter überrascht und müssen im Haus eines Lerchenfängers Unterstand suchen. Unterwegs werden sie Zeuge einer seltsamen Prozession, die sich beeilt, verschnürte Leichname unter die Erde zu bringen. Nicht das letzte Mal, dass die beiden Edelmänner auf diese speziellen Totengräber treffen.

Als der Rachegeist sein Werk vollendet hatte, war von Mary Kelly nicht mehr viel übrig. Ein kaum mehr erkennbarer Haufen Fleisch auf einem blutgetränkten Bett. Das Gesicht zerschnitten, Ohren und Nase abgerissen, ebenso die ehemals so ansehnlichen Brüste. Die Organe herausgenommen und lustlos auf den Nachttisch geworfen, die Därme wie eine leuchtend rote Weihnachtsdekoration an den Bilderhaken aufgehängt.

(Thomas Backus: Fünf tote Huren)

Nach Dark Vampire, Dark Future und Dark History war Dark Crime die vierte und erfolgreichste Anthologie, die Anke und Wolfgang Brandt, die Betreiber des Literatur- und Medienportals www.geisterspiegel.de, federführend zusammengestellt hatten. Erfolgreich genug jedenfalls, um ihr nun eine zweite Ausgabe folgen zu lassen. Und dass Krimi und Phantastik auch vor und nach dem Gespenster-Krimi gut zusammen funktionieren, davon zeugen unzählige Beispiele von Auguste Dupin bis Harry Dresden.

Geheimnisvolle Morde, mysteriöse Diebstähle und unerklärliche Tatortspuren, das sind die Zutaten der hier geschilderten Kriminalfälle, die alle nicht mit herkömmlichen, sprich rationalen Mitteln zu begreifen sind. Flüche, Geister, Werwesen, skrupellose Wissenschaftler und sogar die Gestirne selbst drängen die Ermittler an den Rand der Rationalität und darüber hinaus. Die Motive indes unterscheiden sich gar nicht so sehr von denen realistischer Verbrechen. Habgier, Eifersucht und Rache stehen auch bei übernatürlichen Tätern hoch im Kurs. Und ein Jack the Ripper-Beitrag, um dessen Taten sich noch immer der Nimbus des Geheimnisvollen schmiegt, gehört schon fast zum guten Ton (Fünf tote Huren).

Herausgekommen ist eine schöne Mischung, die stilistisch von einer Fluchgeschichte mit Lovecraft-Atmosphäre (Das letzte Opfer) bis zu einer rotzigen Verhörschilderung (Mr. Smith) reicht. Auch thematisch wird einiges geboten: Eine Werwolf-Diebesbande (Vollmond über Venedig), einen Ermittler mit Erinnerungslücken (Spieglein, Spieglein), eine skurrile Sammelleidenschaft (Kopfsache), telekinetische Experimente (Tödliche Gedanken) und noch etliches andere verursachen zur Spannung noch die Gänsehaut.

Etwas aus der Rolle fallen die Beiträge des Historikers Michael Kirchschlager, bei denen es sich um Tatsachenberichte und Beschreibungen von Folter- und Tötungsmethoden handelt, die Teil seiner wissenschaftlichen Forschungen sind. Für diese Anthologie hat er die Schilderungen je in eine kleine Rahmenhandlung um seinen »Helden« Criminalkommissarius Crako Freiherr Friedrich von Krosigk verpackt. Zwei Romane um den Crako und seine geheimnisvollen Fälle sind 2006 und 2007 im Festa-Verlag erschienen.

Das Cover wurde von Wolfgang Brandt gestaltet. Dazu wurde ein Bild der Sammlung Kirchschlager (die Szene findet sich wieder in Der Crako und der Feuerturm) in den schwarzen Rahmen gesetzt, den alle Geisterspiegel-Anthologien bisher gemein haben. Der Titelschriftzug Dark Crime II verschwindet in dem unruhigen Bild auf den ersten Blick. Das Auge muss sich erst orientieren, um den Schriftzug auszumachen.

Fazit:
Auch die zweite Sammlung phantastischer Kriminalfälle aus dem Hause Geisterspiegel beweist, dass die Mischung aus Rationalität und dem Unerklärlichen vielfältige Möglichkeiten bietet, die immer wieder gut funktionieren.

(eh)