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Catwoman 1 – Spieltrieb

Judd Winick
Catwoman 1 – Spieltrieb

Comic, Softcover, Paninicomics, Stuttgart, Juni 2012, 132 Seiten, 16,95 Euro, ISBN: 9783862014576, aus dem Amerikanischen von Carolin Hidalgo, Zeichnungen: Guillem March, Cover von Guillem March
paninicomics.de

Der aktuelle »Auftrag« ihrer Freundin und Hehlerin Lola führt Selina Kyle in die Kreise der russischen Mafia. Sie nutzt die Gelegenheit zum Diebstahl eines Gemäldes, das ein Symbol für die Macht im Clan darstellt und für das bei seinem Verschwinden folglich jemand viel Geld bezahlen würde. Auf einer Party bei Bruce Wayne spielt sie daraufhin zwei Russenfamilien gegeneinander aus. (#1-2). Unterdessen wird Lola von einem Gauner namens Bone aus Rache für einen von Selinas Raubzügen gefoltert und getötet. Eine Rechnung, die ihm Catwoman mit gleicher Münze heimzahlt (#3). Auf Lolas Beerdigung trifft Selina ihre Jugendfreundin Gwen wieder, die als ihre neue Hehlerin einspringt. Unterdessen deckt Detective Carlos Alvarez vom GCPD einen Zusammenhang zwischen mehreren von Catwomans Diebstählen auf, die er mangels Unterstützung mehr oder weniger alleine bearbeiten muss. Beim Überfall auf einen Drogendealer erbeutet Catwoman nicht nur Geld, das korrupte Cops abzweigen wollten, es stellt sich ihr auch noch sie Superschurkin »Reach« in den Weg. (#4-6)

Auf Seite 3 der Catwoman-Serie muss Selina Kyle das erste Mal durch ein geschlossenes Fenster springen, auf Seite 4 wird ihr Appartement in die Luft gejagt. Ohne viel Federlesens und ohne großartige Einführung treibt Autor Judd Winick (Green Arrow, Batwing, Batman) die »Heldin« von einer tödlichen Gefahr in die nächste. Innerhalb der ersten sechs New 52-Bände, die hier gesammelt sind, kommt sowohl »Catwoman« Selina Kyle als auch der Leser kaum zum Verschnaufen. Und das Einzige, was man Autor Judd Winick dabei ankreiden könnte, ist, dass Catwomans Gegner ziemlich schnell verheizt werden. Ansonsten schafft er das, was bei vielen anderen Comicserien zu kurz kommt: Er erschafft Selina Kyle mit all ihren Stärken und Schwächen im Kopf des Lesers tatsächlich zum Leben und weckt – ungeachtet der überbordenden Action – Sympathien für diesen durchaus nachvollziehbar agierenden Charakter. Natürlich ist Selina Kyle eine Diebin und steht damit auf der »falschen« Seite des Gesetzes, doch hält man ihre körperliche und vor allem seelische Tour de Force entgegen, die sie hier durchmacht, schließt man die Katzenfrau trotz (oder wegen) all ihrer Ecken und Kanten ins Herz. Sehr gut wird in den wenigen ruhigen Momenten deutlich, dass Selina Kyle nicht das gefühllose Miststück ist, das sie oft nach außen hin vorgibt zu sein. Diese Widersprüche und ihre Zerrissenheit werden in den subjektiven Off-Kommentaren deutlich, die Winick sehr wirkungsvoll einsetzt, sei es, um den Szenen einen humorigen Ton zu geben oder eben um den inneren Zwiespalt der Figur zu verdeutlichen.

Außerdem – der Titel von Heft 1 (»… die Kostüme bleiben größtenteils an …«) macht es deutlich – hat Catwoman hat hier endlich und eindeutig Sex mit Batman. Ebenfalls ein Umstand, der sie mehr beschäftigt, als sie sich selbst eingesehen will.

Parallel zu Selinas Nonstop-Spießrutenlauf wird außerdem ein Handlungsstrang um den strafversetzten Detective Carlos Alvarez eröffnet, der eine einsame Jagd auf Catwoman macht, dann aber die Machenschaften einiger korrupter Polizisten aufdeckt und ihr schließlich sogar bei der Flucht helfen muss. Auch hier gestaltet sich die neue Catwoman-Serie sehr schön ambivalent.

Als Zeichner der New 52-Catwoman-Abenteuer konnte der Mallorquiner Guillem March gewonnen werden, der schon Catwomans Kolleginnen von den Gotham City Sirens sexy und angenehm kurvenreich in Szene setzte. Auch die teilweise wilde Panelaufteilung passt sehr gut zu Judd Winicks treibendem Skript.

Fazit:
Grandioser Einstand der New 52-Catwoman, der trotz schwindelerregender Action sehr viel Wert auf das Innenleben und die Motivation der Hauptfigur legt.

(eh)