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Die Janosik-Legende

Die Janosik-Legende

Oft als »slowakischer Robin Hood« genannt, ist Juraj Janosik sowohl eine historische Figur als auch ein Volksheld. Janosik wurde 1688 in Terchová geboren und lebte im nordwestlichen Gebiet von Trenčin. Seine Eltern waren einfache Bauern. Während seiner Jugend half Juraj ihr Land zu bewirtschaften, welcher Teil eines Rittergutes war. 1711 wurde Janosik Anführer einer Bande von Gesetzlosen, die wohlhabende Personen ausraubten und die Beute unter den ortsansässigen Armen verteilten. Für etwas mehr als ein Jahr nahmen er und seine Gefolgsleute Beamte, Adlige, Grundbesitzer, wohlhabende Bürger und Kaufleute in der nördlichen Region der Slowakei ins Visier. Die Bande führte vergleichbare Aktivitäten auch in Polen und Mähren aus. 1712 nahmen ungarische Behörden Janosik gefangen, aber er schaffte es aus dem Gefängnis, in welchem er festgehalten wurde, zu entkommen. Anfang 1713 wurde er erneut gefangen. Dieses Mal wurde er in Liptovský Svätý Mikuláš vor ein Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Am 18. März 1713 wurde Juraj Janosik durch eine besonders grauenhafte Hinrichtungsart exekutiert. Man hängte ihn an einem Eisenhaken, der durch den Rücken geschlagen wurde, auf.

Janosik wurde in denjenigen Regionen schnell zu einer Legende, in denen seine Bande agierte. Er war der Stoff regionaler Volkssagen, und Balladen verherrlichten ihn als Helden, als Verteidiger der Armen und Unterdrückten. Die Thematik, von den Reichen zu nehmen, um den Armen zu helfen, tauchten in zahlreichen slowakischen Gedichten des 18. Jahrhunderts auf. Während des slowakischen nationalen Aufbruchs Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts und der Ära der literarischen Romantik, die ihn begleitete, wurde die Janosik-Legende weiterentwickelt. Danach strebend, den Stolz im slowakischen Volk zu entfachen und ihre Identität als seperate Menschen zu verbessern, machten romantische Dichter insbesondere Janosik zu einem Helden ihrer Schriften. Sich auf die vorhandene Volksdichtung stützend, erinnerten die Dichter an Janosik und bekleideten sowohl sein Leben als auch seinen Tod mit Symbolik. Sie porträtierten den Banditen des 18. Jahrhunderts als einen Verteidiger der Freiheit, einen Sucher der sozialen Gerechtigkeit und eines Helden der bedrückten Slowaken. Gedichte beschrieben magische Kräfte und äußerst waghalsige Aktionen. Angesichts scheinbar unüberwindbarer Hindernisse überlistete er seine Feinde und entkam seinen Verfolgern. Es war sowohl eine Geliebte als auch eine böse alte Frau, die zu seiner finalen Ergreifung beigetragen haben.

Die Janosik-Legende hatte bis ins 20. Jahrhundert Bestand. Eine Oper und fünf Filme über diese legendäre Figur wurden produziert. Er stand für das, was als historischer Kampf für Freiheit und soziale Gerechtigkeit durch das slowakische Volk galt. Da die Ideologie des Klassenkampfes durchaus geeignet war, fand die Janosik-Legende sogar während der kommunistischen Ära Gefallen. Aus dieser Perspektive betrachtet, symbolisierte Janosik den Kampf der unterdrückten slowakischen Arbeiterklasse. Im Laufe der letzten drei Jahrhunderte ist Janosik das Thema fast jedes möglichen Typs der slowakischen literarischen und Kunstform gewesen, und die Janosik-Legende behält in der heutigen modernen Welt ihre Lebensfreude.
1996 gab die Slowakei zum Gedenken an den 1936 in der Tschechoslowakei produzierten Film über den legendären Helden eine Briefmarke heraus. Wissenschaftliche Untersuchungen haben die Tatsachen von den Fiktionen getrennt. Kritiker haben sogar zu den nachteiligen Auswirkungen der Gesetzlosigkeit in der slowakischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts Stellung bezogen. Doch die Tatsachen werden kaum die Janosik-Legende trüben oder das heroische Image des slowakischen Robin Hood herabwürdigen.

Quelle:

(wb)