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Captain Concho – Band 31

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 31
Die Hölle am Sacramento

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Und weiter geht der Kampf für Captain Concho und seine verwegenen Reiter. Die Yankees kaufen am Sacramento alles Gold auf und lagern es zum Abtransport in einer alten Mine. Verlockende Beute für den finanzschwachen Süden. Natürlich wird der Goldschatz höllisch scharf bewacht. Doch nicht nur die Yankee-Schwadronen mit ihren Schnellfeuerwaffen sind eine tödliche Gefahr. Auch eine Horde von Banditen und über zweihundert Freischärler sind hinter dem Gold her. Sie wollen als lachende Dritte kassieren und locken Captain Concho und seine Männer in eine teuflische Falle …

Leseprobe:

Träge zog der Sacramento River von Norden in einem weiten Bogen nach Westen zum Meer. Im Norden brauten sich dunkle Wolken über den Bergen und dem Fluss zusammen, drohend und Unheil verkündend.

Captain Concho trug einen langen hellen Staubmantel und hatte sich die Kapuze über den Offiziershut gezogen. Mit den Händen in den weiten Taschen stand er am Straßenrand und hoffte, in diesem Aufzug für einen Schafzüchter gehalten zu werden.

Noch nahm niemand Notiz von ihm. Er stand in der Menge eingekeilt am Straßenrand und sah mit den Leuten dem Einritt der beiden Yankee-Schwadronen zu, freilich ohne sich an den Ovationen zu beteiligen, die den Yankees dargebracht wurden.

Das Hurrageschrei und Hoch-Hoch-Gebrüll und die Rufe: »Es lebe die Union! Nieder mit den Rebellen!« wollten und wollten kein Ende nehmen.

Das Hufgetrappel war in diesem begeisterten Tohuwabohu kaum zu vernehmen.

Captain Concho war vom Einrücken der Schwadronen überrascht worden. Die Begeisterung der Menge aber enttäuschte ihn.

Der gewaltige Krieg zwischen den Nord- und den Südstaaten tobte im zweiten Jahr und schien noch lange kein Ende zu nehmen. Doch hier in Kalifornien am Sacramento River sahen die Yankees bereits wie die Sieger aus.

Die letzten Reiter trabten vorüber, und die Menge strömte auf die Fahrbahn. Ein alter, weißhaariger Mann warf vor Captain Concho den Hut in die Luft.

»Es lebe Präsident Lincoln – nieder mit Jefferson Davis, dem Rebellen-Präsidenten!«, schrie er und rannte den Kavalleristen nach.

»Hoch und nieder!«, schrie das Volk, ohne jemals den einen oder anderen Präsidenten gesehen zu haben.

Ein junges, hübsches Girl ergriff Captain Concho an den Ärmeln. »He, Schafzüchter! Die Yankees sind hier! Warum freust du dich nicht?«

Concho verzog das Gesicht. »Ich freue mich doch! Ich bin völlig außer Rand und Band. Ist das nicht zu sehen?«

Das Girl rannte schon weiter. Die Schwadronen hielten auf dem Marktplatz, und die Menge strömte dorthin.

Captain Concho war nicht der einzige Schafzüchter in diesem Ort. Auf der anderen Straßenseite stand noch einer. Sein Lieutenant!

Der lange Kerl kam über die Straße, die Kapuze ebenfalls über dem Kopf.

»He, ihr Schafzüchter – kommt doch mit!«, rief ein junger Bursche und hob begeistert die Arme. »Die Yankees sind da!«

Er vollführte einen Luftsprung, hoch und weit, verhaspelte sich aber beim Aufsetzen und fiel prompt auf die Nase. Aber das machte ihm nichts aus. Er war sofort wieder auf den Beinen und rannte weiter. »Kommt mit! Kommt mit!«, schrie er außer sich.

»Leck uns doch am Juliusturm!«, murrte Lieutenant Benson und stellte sich neben Captain Concho an den Straßenrand. »Was jetzt? Die Yankee-Schwadronen werden nach Norden reiten, um den Goldtransport zu übernehmen. Da sehen wir aber alt aus. Das sage ich dir jetzt schon.«

»Was du alles immer schon weißt!«, versetzte Concho trocken. Lieutenant Benson starrte ihn an.

»Wozu sind die Schwadronen hier? Was glaubst du denn?«

»Hast du unseren Kontaktmann gefunden?«

»Er erwartet dich im Hotel! Ein gewisser Colonel Cheyenne«, erwiderte Lieutenant Benson. »Komischer Name, nicht?«

»Kannte er das Losungswort?« »Aber ja!«

»Dann sehe ich mir diesen Cheyenne mal an«, sagte Captain Concho und klopfte dem langen Lieutenant auf die Schulter. »Begib dich zu den Männern.«

»Geht es heute noch weiter?« Concho sah zum Himmel auf.

»Lass die Zelte aufschlagen, damit wir Schutz vor dem Regen haben. Wir bleiben über Nacht. Wann es weitergeht, entscheide ich, nachdem ich mit diesem Cheyenne gesprochen habe. Colonel ist er? Hat er dir seinen Rang genannt?«

»Ja! So hat er sich mir vorgestellt. Gestatten, Lieutenant’ Colonel Cheyenne. Peng!«

»Da hast du Männchen gebaut?« »Sollte ich nicht?«

»Der Colonel gehört vielleicht zu seinem Decknamen. Oder hat er gesagt, Colonel der Südstaaten-Armee?«

»Nein!«

»Na also!« Captain Concho griff grüßend an den Rand der Kapuze und begab sich zum Hotel.

Es lag vorn am Marktplatz, auf dem die Schwadronen inzwischen abgesessen waren. Vor lauter Neugierigen waren die Blaujacken kaum zu erkennen.

Captain Concho bahnte sich einen Weg durch die Menge, die sich aufführte, als feierte sie den Unabhängigkeitstag.

Das Hotel schien leer zu sein. Personal und Gäste waren wohl mit auf der Straße. Concho trat an die Rezeption und schlug auf die Glocke.

Der Portier kam von der Straße herein.

»Ein Glückstag für uns alle!«, rief er begeistert. »Sie möchten ein Zimmer mieten, Mister?«

»Ich bin mit einem Mister Colonel Cheyenne verabredet!«, sagte Captain Concho.

»Jetzt werden Sie hier niemanden finden, Mister! Alle halten sich auf dem Marktplatz bei den Yankees auf.« Der Portier warf einen Blick ins Anmeldebuch. »Zimmer zehn! Wenn ich ihn draußen sehe, werde ich ihm Bescheid sagen.«

»Danke! Er wird wohl in seinem Zimmer warten«, erwiderte Captain Concho und schritt zur Treppe. Nein, dass Colonel Cheyenne da draußen mit den anderen die Yankees bejubelte, konnte er sich schlecht vorstellen. Schließlich stand er als Agent im Dienst der Konföderation – der Südstaaten.

Zimmer zehn! Concho klopfte. Es wurde auch prompt geöffnet und vor ihm stand – Sheila Elder!

Sam Concho verschlug es die Sprache, als er die hübsche blonde Frau so unverhofft vor sich sah.

Sie war seine Geliebte, und sie hatten sich versprochen, nach dem Krieg zu heiraten. Monatelang hatten sie sich schon nicht mehr gesehen.

Kennengelernt hatten sie sich in Fort Brack, wo ihr Bruder als blutjunger Lieutenant der Konföderierten-Armee gefallen war. Sein Tod hatte sie bewogen, für die Sache des Südens zu kämpfen, und zwar auf eine Weise, in der eine Frau am erfolgreichsten kämpfen konnte. Als Agentin!

»Bist du Colonel Cheyenne?«, fragte er lächelnd, während ihm das Herz bis zum Hals pochte und das Blut durch die Adern jagte.

Sheila Elder lachte, ergriff ihn an den Händen, zog ihn ins Zimmer und fiel ihm um den Hals. Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Ein langer, leidenschaftlicher Kuss war das.

»Oh, mein Gott!«, stöhnte Sheila Elder glücklich. »Dich wiederzusehen und dich festzuhalten …«

Seine Lippen versiegelten ihr den Mund. Sie sah ihn an, und ihre schönen Augen strahlten wie Sterne. »Benson – dieser Bastard!«, sagte er. »Ich habe ihn darum gebeten.«

»Dann ist dem Strolch verziehen«, erwiderte Captain Concho.

Sie küssten sich wieder lange und voller Glück und Leidenschaft. Wie oft waren sie sich schon begegnet! Doch es war nie von Dauer gewesen. Immer wieder hatte sie der Krieg, diese menschenverachtende Bestie, auseinandergetrieben.

»Setz dich!«, sagte Sheila und hängte sich bei ihm ein. »Hast du Hunger? Möchtest du etwas trinken?«

Dieser Benson! Da hatte ihn der scheinheilige Bruder auch noch gefragt, ob es heute noch weiterginge. Dabei hatte er gewusst, dass daraus bestimmt nichts werden würde.

(wb)