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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der verfluchte Berg

Der verfluchte Berg

Es war eine Taverne im Nirgendwo, wo sich verirrte Wanderer trafen, umherziehende Händler und verruchte Söldner, die auf der Reise nach einem neuen Auftraggeber einen Unterschlupf für die Nacht suchten.
Außerhalb der schmuddeligen Herberge tobte ein Sturm am heutigen Abend. Schon drei Tage hielt der Regen an, jetzt goss es wie aus Kübeln. Dicke Wolken wälzten sich am Himmel, Blitze zuckten am Horizont. Die kleinen Bäche und Flüsse waren angeschwollen und drohten das Land zu überschwemmen. Auf den wenigen Straßen plagten sich die Wagen durch den Schlamm, durch den die Pferde knöcheltief wateten.
Im Inneren der Herberge, wo sich die Straßen kreuzten und durch breites Wiesenland hindurch in die Städte des Ostens und des Südens führten, zechten Männer und Frauen gleichermaßen und verfluchten das Unwetter. Kasim, der dickleibige Wirt, zwar erfreut über die zahlreichen Gäste, fühlte sich aber fast überfordert, weil aus jeder Ecke jemand nach ihm schrie.

Unter der grölenden Menge saßen dicht an dicht Söldner und Soldaten aus verschiedenen Reichen, wenige Kaufleute und eine bedauernswerte Edeldame mit ihren Leibmägden, die sich den Tisch mit zwei schmutzigen, saufenden Männern teilen mussten, die keine Gelegenheit ausließen, die schüchternen Mägde mit schwieligen Händen zu begrapschen. Alle lauschten sie dem Gesang eines jungen Brythuniers, der wohl in keinem Königshaus Aufnahme gefunden hatte und versuchte, an diesem Ort die Gäste mit seiner kehligen Stimme zu unterhalten.
Einer der Männer kreischte nach einem Krug Bier und Kasim antwortete mit einer hastigen Geste, während er im nächsten Augenblick eine Grimasse zog und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Ein anderer, ein Söldner aus dem Norden, warf dem Sänger zwei Kupferstücke zu. Nicht, um ihn für seine Lieder zu belohnen, sondern wohl eher, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen. »Da hast du zwei Münzen, damit du dir etwas zu trinken leisten kannst. Vielleicht lässt du uns dann mit deinen musikalischen Kunststücken zufrieden«, sagte er dann, um seiner Geste Nachdruck zu verleihen.
Alle stimmten in Gelächter ein und der Junge tat einem fast leid, weil er sich mit traurigem Gesicht zurückzog.
Der spendable Söldner blickte sich um und erkannte einen jungen Mann, der in seiner feinen Kettenrüstung, dem sauberen Rock und scharlachroten Cape regelrecht vornehm gewandet war.
Alias war sein Name, ein Gesandter aus dem fernen Osia, der auf der Suche nach neuen Männern für die Armee des Reiches war.
»Dir auch ein Kupferstück, du vornehmer Pfau!«
Die Münze kullerte über den Steinfliesenboden, doch Alias nahm keine Anstalten, das Geldstück aufzuheben.
Der andere verzog das Gesicht und stand auf.
»Du bist wohl zu fein, um mit einem wie mir zu trinken, was?«
»Ich bezahle mir mein Bier grundsätzlich selber.«
Der hochgewachsene Söldner kam mit schweren Schritten auf den jungen Offizier zu. »Dort, wo ich herkomme, ist es eine Beleidigung, wenn man die Einladung auf einen Krug Bier ablehnt«, erklärte er und blies dem Gegenüber seinen sauren Atem ins Gesicht.
Dieser seufzte. Um eine Konfrontation zu vermeiden, machte er eine entschuldigende Geste und bückte sich langsam nach dem Kupferstück, doch der Söldner verdeckte die Münze mit seinen schmutzigen Stiefelansätzen.
»Jetzt will ich aber nicht mehr trinken, eingebildeter Pfau!«
Alias erhob sich wieder und sein Herz klopfte schneller. Er fühlte, dass ein Kampf mit dem gereizten Mann nicht mehr zu vermeiden war.
»Was sagst du jetzt?«
»Ich sage, du solltest dich zurück auf deinen Platz setzen.«
Der Angesprochene drehte sich nach seinen Gefährten um und meinte: »Habt ihr das gehört? Dieser Pfau glaubt doch tatsächlich, er könnte mir Befehle erteilen.«
Plötzlich wurde es in der Schenke ruhig. Jeder richtete die Augen auf die beiden Männer und wartete ab, was als Nächstes geschah. Selbst die beiden Kerle, die sich bisher nur für die Mägde der Edeldame interessierten, wandten sich ab und folgten dem Geschehen.
Alias ließ vorsichtig die Rechte zu seinem lederumwickelten Schwertgriff wandern.
Ein harter Schlag schmetterte in sein Gesicht, der ihm fast die Besinnung raubte. Der junge Offizier taumelte zurück, stolperte über einen Stuhl und krachte zu Boden.
Der Söldner warf den Kopf in den Nacken und lachte. Erstaunlich für seine Größe und Masse, zog er in blitzschneller Geschwindigkeit seine eigene Waffe und setzte die Schwertspitze an die Kehle von Alias an, bevor dieser reagieren konnte.
»Siehst du, wie schnell du mir ausgeliefert bist?«
Stille machte sich breit. Langsam ritzte die scharfe Spitze die Kehle des jungen Mannes auf. Wenige Blutstropfen quollen aus der kleinen Wunde.
»Ich denke, du hattest deinen Spaß«, sagte plötzlich jemand und alle folgten der weiblichen Stimme.
Hoch gewachsen war die junge Frau, die nicht viel mehr als zwanzig Sommer erlebt hatte, hellhäutig und mit weißblondem Haar, das in weichen Wellen auf die nackten Schultern fiel. Sie war, wenn auch nur knapp, gerüstet und mit einem prächtigen Schwert ausgestattet, das mit seiner Scheide von dem schmalen Gürtel baumelte. Sie trug ein Mieder aus blaugrauen Schuppenplättchen, das bis knapp unter den Busen reichte und einen kurzen Rock aus dem gleichen Material. Die Blicke der meisten Männer wanderten an den nackten, wohlgeformten Beinen herab, die in halbhohen, braunen Lederstiefeln endeten.
Der Söldner, der noch immer seine Klinge auf den hilflosen Alias gerichtet hatte, stieß ein krächzendes Lachen aus.
»Ich glaube, meinen Augen nicht zu trauen. Ein Weib mit einem Schwert, wie ein Krieger gekleidet. Eine Beleidigung für jeden Mann in diesem Raume bist du, Weib. Lege dein Schwert ab und zieh deinen knappen Fummel aus, dann könntest du vielleicht auch für eine Frau gehalten werden.«
Schon hatte sie die Waffe in der Rechten. So schnell, dass ihr kein Blick hatte folgen können.
»Zeige mal deinen Mut, wenn jemand die Klinge auf dich gerichtet hat, fettes Schwein!«
Die Spannung in dem kleinen Raum war kaum zu ertragen.
Der Söldner löste die Waffe von der Kehle Alias` und bemerkte: »Es wäre sehr schade, deinen ausgesprochen hübschen Kopf von den Schultern zu trennen. Du solltest also lieber sehr schnell verschwinden.«
Graziös und geschmeidig ließ sie das Schwert in der Hand kreisen und nahm seine Kampfhaltung ein.


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