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John Sinclair Edition 2000 – Folge 75

Myxin, der Magier, beauftragt John Sinclair ihm einen Spiegel zu besorgen, der aus dem alten Atlantis stammt und jetzt angeblich in London aufgetaucht ist. In einem alten, abrissreifen Haus soll der Geisterjäger fündig werden. Doch außer einem Halbstarken und drei alten Männern kann John Sinclair nichts Bemerkenswertes entdecken. Allerdings benehmen sich die drei alten Männer äußerst sonderbar und plötzlich werden sie von einer unbekannten Magie attackiert. John Sinclair stürzt durch ein Loch im Gefüge von Raum und Zeit. Als er wieder zu sich kommt, sieht er sich einer alten Bekannten gegenüber: Kara, der Schönen aus dem Totenreich. Doch sie ist nicht allein, denn bei ihr ist Goran, der Anführer der schwarzen Vampire, der einst direkt vor Johns Augen getötet wurde. Kara befindet sich in der Gefangenschaft einer gefährlichen Frau namens Alassia. Sie ist Karas grausame Schwester und langsam dämmert es John Sinclair, wohin es ihn verschlagen hat. Nämlich 10.000 Jahre vor unserer Zeit, auf einen Kontinent namens Atlantis. Und der steht kurz vor dem Untergang, denn die Großen Alten haben ihren mächtigsten Diener mobilisiert, um Atlantis zu vernichten: den Schwarzen Tod …

Dem Titel liegt eines der besten und faszinierendsten Taschenbücher von Jason Dark zugrunde und die Vertonung von Lübbe Audio wurde von den Fans mit Ungeduld erwartet. Aufmerksame Hörer wissen bereits seit Folge 20 Das Buch der grausamen Träume, dass es John irgendwann in das alte Atlantis verschlagen würde, denn damals hatte ein Diener des Schwarzen Tods bereits darauf hingewiesen, dass der Dämon den Geisterjäger von früher her kannte. Von der Chronologie der Romane her hätte das Hörspiel viel eher erscheinen müssen, doch in Anbetracht des neuen Hintergrundes, den die Macher Alassia in den Hörspielen gegeben haben, ist die Platzierung an dieser Stelle goldrichtig. Indem aus Alassia, der Herrin der Dunkelwelt, zugleich auch Karas grausame Schwester wurde, bekommt die Dämonin, die in den Romanen von Jason Dark eher stiefmütterlich behandelt wird, einen sehr interessanten und facettenreichen Hintergrund, basierend auf einem Zweiteiler, der in der Heftserie die Nummern 863/864 trägt. Mit Shandra Schadt wurde übrigens eine sehr gute Sprecherin gefunden, deren exotische Stimme hervorragend zu dem Charakter passt. Ähnlich verhält es sich mit Claus-Dieter Clausnitzer in der Rolle des weisen Delios. Mit Karas Vater kommt es hier bereits zur zweiten schicksalträchtigen Begegnung. Des weiteren gibt es ein Wiederhören mit Haro, dargestellt von Martin Keßler, der seine Stimme nicht nur Nicolas Cage leiht, sonder unter anderem auch den Klonsoldaten aus Star Wars. Raimund Krone ist zum dritten Mal innerhalb der Serie als Goran zu hören, der hier endlich mal wieder eine etwas größere Rolle erhalten hat. Und schließlich bekommt endlich auch der Eiserne Engel seinen ersten Auftritt innerhalb der Hörspielserie, und mit Johannes Steck wurde ein kongenialer Sprecher gefunden, der das nötige Format mitbringt, um dieser Rolle gerecht zu werden. Umso enttäuschender ist es, dass gerade bei dieser Story und angesichts des 75. Jubiläums derart viel Potenzial verschenkt wurde. So wird der Schwarze Tod lediglich am Rande erwähnt und mehr als schwarzmagische Naturgewalt beschrieben, denn als mächtiger Dämon. Und außer einem leisen, hämischen Lachen ist von ihm auch nichts Erwähnenswertes zu hören. Keine Spur von der epischen Ansprache, die er den wenigen Verteidigern in der Version vom Tonstudio Braun einst entgegenschleuderte, und keine namentliche Erwähnung Neprenos, dem gigantischen Drachen, der dem Schwarzen Tod als Reittier diente. Und während das Taschenbuch ein buntes, spannendes Potpourri aus vielen guten Einfällen ist, beschränkt sich die vorliegende Vertonung auf das Nötigste. Der eigentliche Untergang geschieht beinahe nebenbei und alles dreht sich um den ominösen Spiegel, von dem man als Hörer weder erfährt, warum Myxin den ausgerechnet jetzt haben will, noch welche Wirkung er eigentlich auf den Schwarzen Tod ausüben soll. Immerhin wurde im oben erwähnten Buch der grausamen Träume der magische Bumerang als einzige Waffe beschrieben, die den Schwarzen Tod vernichten kann. Bis auf die beiden kurzen Telefonate mit Myxin in der Gegenwart bleibt dieses Mal leider auch der Humor auf der Strecke und der moderne Soundtrack, hauptsächlich bestehend aus elektronischen Klängen, wirkt angesichts des archaischen Settings seltsam deplatziert. Keine Frage, das Hörspiel ist kurzweilig, spannend und durchweg hervorragend besetzt, kann allerdings nicht in letzter Konsequenz überzeugen und wirkt eher wie ein Prolog auf die kommende Episode, in der Alassia eine tragende Schlüsselrolle innehat. Dem Potenzial der Romanvorlage von Jason Dark wird die Produktion mit gerade mal 53 Minuten Laufzeit jedenfalls nicht gerecht.

Während es das 75. Hörspiel auch als Schallplatte mit Pop-Up und Picture-Vinyl in limitierter Auflage gibt, müssen die CD-Kunden sich mit der Mindestausstattung zufriedengeben. Das heißt, außer den Basisinformationen zur Produktion und einer Liste der bisher veröffentlichten Folgen gibt es keinerlei Extras im Booklet. Das Titelbild von Vicente Ballestar dagegen ist ein zeitloser Klassiker und unterscheidet sich vom Original-Cover der Taschenbuchausgabe darin, dass der Totenschädel des Schwarzen Tods unter dem Schlapphut deutlich erkennbar ist.

Fazit:
Solides, hochwertig produziertes Horror-Hörspiel, das dem Potenzial der literarischen Vorlage leider nicht gerecht wird. Insbesondere das Wiederhören mit dem Schwarzen Tod, einst der mächtigsten Gegenspieler von John Sinclair, verläuft enttäuschend. Immerhin werden wichtige Weichen für kommende Ereignisse gestellt und spannend ist der Untergang von Atlantis allemal.

Copyright © 2012 by Florian Hilleberg

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Jason Dark, Dennis Ehrhardt
Albtraum in Atlantis
John Sinclair Edition 2000
Folge 75
Lübbe Audio, Köln, Juli 2012
Audio-CD, Horror
53 Minuten, 7,99 Euro
ISBN: 9783785745953
Titelillustration
von Vicente Ballestar

www.luebbeaudio.de