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Jim Buffalo – 28. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 28. Abenteuer Jim Buffalos
In den Florida-Sümpfen
4. Kapitel

Aus den Händen eines Schurken befreit

Kaum eine halbe Stunde war verflossen, als der Schwarze wieder auftauchte. Auf seinen Schultern trug er ein langes, aus einem Baumstamm verfertigtes Boot, das er grinsend und schweißbedeckt vor Jim Buffalo niederließ.

Auf kaum erkennbaren und nur für einen Eingeweihten gangbaren Pfaden führte er Jim Buffalo zur Rückseite der Insel, die rings von dem Devils-Swamp umgeben war.

Inzwischen war es Abend geworden und die Schatten der Nacht hüllten ringsum die Insel in einen grauen Dunsthauch ein, der aus dem Sumpf aufstieg.

»Hier!«, sagte der Schwarze endlich und ließ das Boot leise in das Wasser gleiten.

Aber so wenig Geräusche er dabei auch verursacht hatte, den grimmen Wächtern war es doch nicht entgangen, und sofort steckten einige Krokodile ihre unförmlichen Köpfe aus dem Wasser.

Im Besitz des Bootes schien der Schwarze aber keine Furcht zu kennen, und mit den umwickelten Rudern vorwärtsgetrieben, kam das schwankende Fahrzeug wenige Minuten später auf der Insel an.

Dichtes, fast undurchdringliches Buschwerk nahm die beiden auf.

Lautlos, wie Indianer, glitten die beiden dahin.

Da klang durch die Stille der Nacht ein leiser, weiblicher Klagelaut.

Jim Buffalo hatte sofort die Stimme von Miss Morton erkannt.

Leise schlich er den Lauten nach und stand wenige Minuten später vor einer dürftig zusammengezimmerten Bretterhütte.

»Warum hast du mich hierher in diese Einsamkeit geschleppt, Ralf?«, klagte die junge Frau. »Du hattest mir doch versprochen, dass ich wieder ganz gesund werden sollte, aber in dieser Luft, – ich fühle es, – werde ich sterben müssen!«

»Weil du viel zu lange gelebt hast«, hörte Jim Buffalo den Mann antworten.

»Glaubst du denn, dass ich mich an eine kranke Frau gekettet habe, um den Krankenpfleger zu spielen? Nur dein Geld war es, das mich lockte, und wenn die verdammten Kurpfuscher nicht so lange an dir herumgedoktert hätten, wäre ich schon lange wieder frei und brauchte ihnen nicht ins Handwerk zu pfuschen!«

Ein ächzender Laut wurde hörbar.

»Du hast ein verdammt zähes Leben!«, fuhr der Mann fort. »Meinst du, ich will mir selbst das Fieber auf den Hals laden? Stirb und dann mögen dich die Alligatoren fressen!«

»Hilfe, Hilfe, er mordet mich!«, klang es aus der Hütte, dann wurden die Rufe schwächer und erstarben in einem Röcheln.

Mit ein paar Sprüngen war Jim Buffalo um die Hütte herum und hatte die Tür aufgerissen.

Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihm dar.

Da kniete der entmenschte Gatte auf dem Körper der jungen Frau und hatte mit beiden Fäusten ihren Hals umkrallt.

Der leise Luftzug, durch das Öffnen der Tür hervorgerufen, ließ den Unmenschen erschreckt auffahren.

Er wollte nach dem Revolver greifen, aber zu spät.

Schon war Jim Buffalo vorgesprungen und hatte ihn mit einem Faustschlag niedergestreckt.

Der rasch herbeigerufene Tom musste den Unmenschen Hände und Füße fesseln und der Schwarze tat dies mit besonderem Vergnügen.

»Soll ich ihn den Alligatoren vorwerfen?«, grinste er.

Am liebsten hätte im Buffalo den Schwarzen willfahren lassen, aber er durfte nicht Richter sein.

Unter seinen Bemühungen hatte sich die junge Frau wieder erholt und begrüßte mit Freudentränen den Freund ihres Vaters, der ihr in der höchsten Not zum Lebensretter geworden war.

Noch in der Nacht wurde die Rückfahrt angetreten und der schurkische Gatte dem Gericht in Orlando übergeben. Groß war die Empörung der Bevölkerung des kleinen Städtchens und am liebsten hätte man an dem Schurken Lynchjustiz geübt. Noch in der Nachtstunde zog eine Schar bewaffneter Männer vor das Gefängnis, überwältigte den Wächter und drang in die Zelle Ralf Mortons ein.

Man fand aber bereits einen Toten vor.

Ralf Morton hatte sich, da sein Teufelswerk gescheitert war, erhängt und sich der irdischen Gerechtigkeit entzogen.

Die junge Frau, die in der furchtbaren Stunde den wahren Charakter des Toten erkannt hatte, weinte ihm keine Träne nach.

Umso größer aber war die Freude des alten Blackwell, als ihm Jim Buffalo die gerettete Tochter wieder zuführte.

Nochmals zog sie unter sorgsamer Pflege nach Florida, wo sich ihr Zustand so besserte, dass sie als fast geheilt wieder ins Vaterhaus zurückkehrte.

Die Ehe mit dem schurkischen Gatten lag wie ein wüster Traum hinter ihr, und die einzige Erinnerung an jene Schreckensnacht war ihr schneeweißes Haar, das sie unter den würgenden Händen Ralf Mortons bekommen hatte.

Jim Buffalo aber war ein gern gesehener Gast im Blackwell’schen Hause, hatte sein kühnes Eingreifen ja nicht nur ein Leben gerettet, sondern auch der Gesundheit und einem neu aufkommenden Glück wiedergegeben.

Jim Buffalos 29. Abenteuer:

Eine Verbrecherjagd im Luftballon