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Unbekannt

Adventskalender 2024 – 8. Türchen

Die verheiratete Meermaid

Ein Märchen der Shetland-Inseln

An einem schönen Sommerabend ging ein Einwoh­ner von Unst auf dem sandigen Rand einer Voe spa­zieren. Der Mond hatte sich erhoben, und er sah bei dessen Licht eine Menge Unterirdischer, die eifrig auf dem weichen Sand tanzten. Neben ihnen lagen mehrere Seehundfelle auf der Erde.

Als der Mann sich den Tänzern näherte, hörten sie alle plötzlich auf und eilten schnell wie der Blitz, ihre Gewänder in Sicherheit zu bringen; dann sich anklei­dend, sprangen sie als Seehunde in die See. Da nun der Shetländer die Stelle betrat, wo sie gewesen waren, und die Augen auf den Boden richtete, bemerkte er, dass sie eins von den Fellen, das gerade vor seinen Füßen lag, zurückgelassen hatten. Er ergriff es, trug es schnell fort und brachte es in Weiterlesen

Adventskalender 2024 – 7. Türchen

Gagliuso

Ein neapolitanisches Märchen

Es war einmal in der Stadt Neapel ein alter, ar­mer Mann. Er war so elend, so runzlig, so eingeschrumpft und hatte nicht einen einzigen Lumpen, seine Blöße zu bedecken, sodass er umherging nackt wie eine Fliege.

Da er nun nahe daran war, die Säcke dieses Lebens abzuschütteln, so rief er seine Söhne, Oratiello und Pippo, und sagte zu ihnen: »Ich werde jetzt vor den Rechnungsführer gerufen, um die Schuld, die die Na­tur an mich zu fordern hat, zu bezahlen, und glaubt mir, wenn ihr Christen seid, dass es mir großes Ver­gnügen machen würde, diesen Elendshaufen, diese Wehschlucht zu verlassen, ließe ich euch nicht zurück, ein paar erbärmlicher Gesellen, so dick wie St. Clara auf den fünf Straßen von Melito, ohne einen einzigen Stich an euch, so rein wie ein Weiterlesen

Adventskalender 2024 – 6. Türchen

Der Schmaus der Zwerge

Ein norwegisches Märchen

In Norwegen, nicht weit von Trondheim, lebte ein mächtiger Mann, der mit jeglichem Gute gesegnet war. Ein Teil des Landes umher gehörte ihm; zahlreiche Herden grasten auf seinen Weiden, und eine große Dienerschaft schmückte sein Haus. Er hatte eine einzige Tochter, Aslog. Der Ruf ihrer Schönheit war weit umher verbreitet. Die Vornehmsten des Landes bewar­ben sich um sie, aber ohne Erfolg, und wer hoffnungs­voll und freudig gekommen war, ritt traurig und schwei­gend wieder fort. Ihr Vater, der da glaubte, dass seine Tochter das nur täte, um eine kluge Wahl zu treffen, mischte sich nicht ein und freute sich über ihre Ein­sicht.

Als aber zuletzt die Edelsten und Reichsten umsonst ihr Glück bei ihr versucht hatten, so gut wie die Übrigen, Weiterlesen

Aus den Geheimakten des Welt-Detektivs – Band 8 – 3. Kapitel

Aus den Geheimakten des Weltdetektivs
Band 8

Die Geliebte des Staatsanwalts

3. Kapitel

Gesteigerter Verdacht

Staatsanwalt Whitely saß in seinem Arbeitszimmer; doch heute fehlte ihm die Ruhe zur Arbeit. Umsonst hatte er sich bemüht, die Erinnerung an Lady Likeness zu verscheuchen. Sie kehrte immer wieder zu ihr zurück und zu dem unaufgeklärten Mord ihrer Verwandten. Der junge Staatsanwalt vermochte keinen klaren Gedanken für etwas anderes zu fassen. Solange ihn der Zweifel beschäftigte, was in dieser Mordsache zu tun sei, musste er die Arbeit weglegen.

Am peinlichsten war ihm die Erinnerung, dass Sherlock Holmes das Fest besucht hatte. Dieser Gast musste zweifellos einen Weiterlesen

Des Teufels Reise durch einen Teil des Protestantismus 05

Des Teufels Reise durch einen Teil des Protestantismus
Aufzeichnungen einer hochgestellten Person
Verlag von Wilhelm Jurany. Leipzig. 1847

Neue Musterung einiger Schriften

In diesem stillen Augenblick langte Eminenz nach der evangelischen Kirchenzeitung von Herrn Professor Doktor Hengstenberg. Es war das Septemberheft 1844 hingelegt. Er blätterte eine Weile, fasste Seite 561 den rechten Standpunkt ins Auge, las, die Stirn faltete sich, die Mundwinkel verzogen sich und aus tiefer Seele kam der Seufzer: »Wenn er Guerike!« Er schlug das Blatt um, überschaute Seite 571. »Ha! Er­klärung aus Köthen gegen die Rede des Pastors Wislicenus. Ich will doch sehen, was die Bürger in Köthen, wo ich früher einen so guten Freund und Anhänger hatte, unter dem 20. August geschrieben haben.« Er las still und eifrig. »Das verfluchte Sachsen, in diesen Worten macht sein Zorn sich endlich laut. Es ist doch immer ein sonderbares Wespennest gewesen. Jetzt halten sie dort sogar Volksversammlungen! Und das geht von dem Uhlich aus? Ich will doch Näheres über diese Sache einziehen. Ei, hier Seite 577 ist ja wieder etwas über Wislicenus. Ich muss doch Herrn Hengstenberg alle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Er ist so sorgfältig Weiterlesen