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Jim Buffalo – 7. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der geheimnisvolle Felsen
Das 7. Abenteuer Jim Buffalos

3. Kapitel

Der Mord im Gewitter

Just in dem Augenblick, in dem der erste Blitz herniederzuckte, tauchte die Gestalt des Alten vor dem Felsen auf.

Furchtbarer Zorn malte sich in seine Züge, als er den Sohn erkannte, der mit einem höhnischen Lächeln mitten in der Schlucht stand.

»Du wagst es, noch immer in meine Nähe zu kommen?«, rief der Alte und kam mit schnellen Schritten näher. »Habe ich dich nicht mit eigener Hand aus dem Haus gejagt?«

»Ich weiß … ich weiß …« Der Sohn sprach es in grausamer Kaltblütigkeit. »… Du hast mich enterbt …«

»Nicht einen Pfennig bekommst du – und damit du es nur weißt: In diesem Felsen verbarg ich soeben das Testament, auf dass du es mir nicht entwenden kannst! Mein nächster Weg soll der zum Notar sein. Nur dieser soll den Platz des Versteckes erfahren und das Testament nach meinem Tod hervorholen …«

Blitz und Donner auf einmal krachten über der Schlucht. Die Felsen erdröhnten und zitterten.

Es war Jim Buffalo nicht mehr möglich, das sich weiter erhitzende, immer erregter werdende Gespräch des ungeheuren Getöses des Gewitters wegen zu belauschen.

Nur an den Bewegungen der beiden Männer erkannte er, dass es nahe daran war, zwischen Vater und Sohn zu Handgreiflichkeiten zu kommen. Der Zeitpunkt der Tragödie konnte nicht mehr fern sein.

Der Regen prasselte in Strömen vom Himmel.

Da schrie Jim Buffalo auf.

Der Sohn hatte des Alten Kehle umspannt und schlug mit der anderen Hand mehrmals in furchtbarer Wucht auf des Gepackten Kopf.

In dem Augenblick, als der Körper des Vaters entseelt zu Boden stürzte und sich der Mörder mit irrem Blick aufrichtete, fuhr ein greller Blitz in den Felsen am Ende der Schlucht.

Das Prasseln von Steinschlag war das Geräusch der nächsten Sekunden.

Der zum Mörder gewordene Sohn war zurückgetaumelt und starrte nun zu dem Felsen. Der Blitz hatte durch seinen Einschlag eine seltsame Veränderung in dem Gestein verursacht. Ein gähnendes Loch klaffte in ihm, während sich die Steinmassen zur Seite geschoben hatten.

Mit einem Aufschrei jagte der junge Carribook zu dem Felsen. Der Eingang, den der Alte als Weg zu seinem felsigen Testamentsaufbewahrungsort benutzt hatte, war vollkommen verschüttet. Auch nicht die geringste Spur ließ darauf schließen, dass sich hier einmal ein geheimer Zugang in das Innere gefunden hatte.

Mit bleichem Gesicht kam Carribook zurück.

Noch einen Blick warf er auf den Toten, dann jagte er, wie von heulenden Furien gepeitscht, davon.

Als sich die Heftigkeit des Gewitters gelegt hatte und der Regen allmählich nachließ, kam Jim Buffalo hinter dem Busch hervor. Nachdenklich schritt er zu dem Felsen.

Eine ganze Weile stand er in Gedanken versunken vor der von der Natur veränderten Felsmasse, dann schien ein Gedanke in ihm zu reifen, denn er kehrte schnell zur Maschine zurück und bereitete alles zur Rückfahrt in die Gegenwart vor. Wenige Sekunden später war der Ort, an dem die Teufelsmaschine gestanden hatte, leer …

 

*

 

Am späten Abend des gleichen Tages ließ sich Jim Buffalo bei Sir Robert Flemming melden, der aus allen Wolken fiel, als er vernahm, dass der Besucher schon von seiner Reise in die Zeit der längst Vermoderten zurückgekehrt war.

»Haben Sie das Testament?«, rief er erregt.

»Ganz so schnell wird es sich wohl doch nicht machen lassen, bester Freund«, gab Jim Buffalo scherzend zurück. »Aber ich glaube, heute bereits zu wissen, wo es sich befindet.«

»Wo –… wo …?«

»In einer Höhle, die sich in einem der Felsen befindet, der zu des Millionärs Besitz gehört. Diese Höhle wurde durch einen Blitz, der am 26. August 1802 den Felsen traf, teilweise zerstört und verschüttet.«

»Und Sie glauben, dass …«

»Einen Augenblick. Der ermordete Urgroßvater des jetzigen Besitzers verbarg wenige Minuten vor seinem Tod das Testament in der Höhle. Wenn ich nicht fehlgehe, befindet sich das Testament inmitten von Steinmassen, und um es ans Tageslicht zu bringen, müsste man erstens den Felsen an bestimmten Stellen aufmeißeln, zweitens aber die nötige Ruhe haben!«

»Ruhe?«, erwiderte Sir Robert Flemming erregt. »Warum Ruhe?«

»Ich sagte bereits, dass der Felsen zu denen gehört, die sich im Besitz des Millionärs befinden!«

»Und … und …?«

»Ich glaube kaum, dass dieser so ohne Weiteres zulassen wird, dass fremde Menschen in dem Gestein herumarbeiten, denn es ist anzunehmen, dass auch er Kenntnis davon hat, dass sich in dem Felsen irgendwo das für ihn so verhängnisvolle Dokument verbirgt.«

»Teufel – Teufel – was machen? Was tun?«

Sir Flemming lief auf und nieder.

»Vor allen Dingen nichts überstürzen«, nickte Jim Buffalo. »Wir haben Zeit – und hat der Wisch 120 Jahre im Freien geschlummert, so kann er das auch getrost noch einige Tage tun, nicht wahr?«

»Und Ihre zwei Millionen?«

»Oh – damit eilt es nicht. Die hole ich mir schon, wenn ich das Testament in Händen habe!«

»Sie wollen …?«

»Freilich will ich es finden, aber erst einmal Gelegenheit dazu haben, es zu suchen. Also werde ich jetzt nach Hause gehen und erst einmal die Sache gründlich überschlafen. Die Geschichte muss reiflich überlegt werden, denn wenn der Millionär die Gefahr wittert, wird dem Staat doch nichts weiter übrig bleiben, als seine eigenen Petroleumquellen für 180 Millionen zu kaufen, wenn er nicht will, dass die Quellen brachliegen. Lassen Sie mir also Zeit, einen Plan zurechtzulegen. In diesen Tagen komme ich noch einmal bei Ihnen vorbei, und wenn mir bis dahin etwas Gescheites eingefallen ist, können wir vielleicht ein Schrittchen weiterkommen. Also bis dahin – auf Wiedersehen!«

Und Jim Buffalo ging nach kräftigem Händedruck, Sir Flemming in einem Zustand völliger Verzweiflung zurücklassend.