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Nick Carter – Ein verhängnisvoller Schwur – Kapitel 1

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Ein verhängnisvoller Schwur
Ein Detektivroman

Ein seltsamer Brief

Detektiv Nickolas Carter

Mein Herr!

In dem Augenblick, in welchem Sie diese Zeilen erhalten werden, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Sie können aufatmen, denn mit Stolz und Berechtigung darf ich es sagen: Mit mir verschwindet Ihre große und wohl auch fähigste Gegnerin. Sie haben mich um alles gebracht, was mir lieb und teuer gewesen ist und die Lust zum Leben in mir wachgehalten hat.

Noch gestern hoffte ich, dass es mir und meinen Gefährten doch noch im letzten Augenblick gelingen würde, aus diesem verzweifelten Kampf als Sieger hervorzugehen. Heute nun ist es klar geworden, dass es für uns keine Hoffnung mehr gibt – Morris Carruthers, der Mann, an welchem ich wie an einem Gott hänge, obwohl mir sehr wohl bewusst ist, dass er, nach menschlichen Begriffen, so schlecht und verworfen ist wie ich selbst, muss sterben, denn ich bin am Ende meiner geistigen und physischen Kräfte angelangt, habe vergeblich mein Hirn nach einem rettenden Ausweg zermartert und keinen gefunden.

Morris Carruthers muss sterben. Von dem Mann, der die Welt mit seinem Ruhm erfüllte, war es auch nur der Ruhm des genialsten Verbrechers, welcher je existiert hat, wird bald nichts mehr übrig sein als eine Handvoll Staub! Ich muss Ihnen, Mr. Carter, das Kompliment machen, dass Sie Morris Carruthers besiegten, weil sie der bessere Mann von beiden sind.

Es gelang Ihnen, all unsere auch noch so fein angelegten Pläne zu vereiteln. Freilich dauerte es eine geraume Weile, ehe Sie begriffen, dass Morris Carruthers, dieser liebenswürdige Lebemann und Gesellschaftsmensch, in Wahrheit einer der gefährlichsten Verbrecher von New York war und nicht mit Unrecht deren König genannt wurde, während man mir, Inez Navarro, seiner treuen Gehilfin, schmeichelhafter Weise den Zunamen der schöne Dämon zulegte.

Zweimal gelang es Morris Carruthers zu entschlüpfen; einmal entwischte er, unmittelbar nachdem Sie ihn verhaftet hatten, aus dem Patrolwagen direkt vor dem Polizeihauptquartier, wobei er sich allerdings gezwungen sah, seinen Mitschuldigen und den beaufsichtigenden Policeman zu beseitigen, und zum anderen Mal glückte es ihm, aus dem menschenüberfüllten Schwurgerichtssaal zu entwischen, als man über seine Verbrechen aburteilen wollte.

Doch zu meinem größten Leidwesen sah ich mich damals genötigt, mit in Erscheinung zu treten. Und so sehr ich mich seitdem auch bemüht hatte, Sie und Ihre Spürhunde wieder von meiner Fährte abzuschütteln, es gelang mir nicht. Sie witterten, dass Morris Carruthers sich in meinem Haus befinden musste; unter eigener Lebensgefahr wussten Sie sich in dieses einzuschleichen, und das Ende vom Lied war, dass Morris Carruthers wiederum gefangen genommen und diesmal zum Tode verurteilt wurde. Binnen vier Wochen soll er auf dem elektrischen Stuhl in Sing-Sing sterben müssen!

Wohl sagt man, dass noch Hoffnung vorhanden ist, solange ein Mensch noch lebt … Ich will es einräumen, darauf baute ich. Ich hoffte, ein letztes Mal erfolgreich meine geistigen Kräfte mit den Ihren messen zu können. Ich traf alle Vorbereitungen, um Ihnen das sicher geglaubte Opfer noch im letzten Moment zu entreißen. Und da es unmöglich ist, einen Gefangenen aus dem Tombs zu entführen, so traf ich meine Vorbereitungen, um Morris Carruthers während einer Überführung nach Sing-Sing, dem Staatszuchthaus, zu befreien. Dieser Transport findet an diesem Tag, in dessen ersten Morgenstunden ich diese Zeilen hier niederschreibe, statt.

Sie erschwerten es mir, Vorbereitungen zu treffen, denn ich musste noch in derselben Nacht, in welcher Sie Morris in meinem Haus gefangen nahmen, ja noch in derselben Stunde, aus dem Letzteren entfliehen, wollte ich mit meinen übrigen treuen Anhängern nicht sein Schicksal teilen. Nur das Vorhandensein einer ins Nachbarhaus führenden Geheimtür rettete uns vor der Gefangennahme. Doch alles, was wir an Kostbarkeiten in diesem Hause angehäuft hatten, und der Wert unserer Beute, die uns bei unseren nächtlichen Raubzügen in die Hände gefallen war, überstieg Millionen Dollar, mussten wir zurücklassen. Immerhin war es uns in der Eile nicht möglich, viel Bargeld und Juwelen mit uns zu nehmen. So erlebten wir den doppelten Schmerz, außer Morris Carruthers auch unsere gesamte kostbare Habe in Ihre Hände fallen zu sehen.

Diesem grausamen Verlust gegenüber habe ich wenigstens den einen Trost, Sie bis zum Ende genarrt zu haben.

Noch heute wissen Sie nicht und werden es auch niemals erfahren, wie es mir möglich war, den Scharfsinn Ihrer Spürhunde zu täuschen – zugleich zuhause und unterwegs zu sein. Gewiss, es hat mich nicht wenig gefreut, in solch geheimnisvoller Weise den berühmten Nick Carter genarrt zu haben, und es bereitet mir ein ganz klein wenig Schadenfreude, mein Geheimnis mit in die Ewigkeit zu nehmen. Doch das ist auch alles. In der Hauptsache sind Sie Sieger geblieben, und ich flüchte aus diesem Leben, weil es mir nichts mehr zu bieten hat. Ich kenne Ihre Vereinbarung mit Inspektor McClusky; ich weiß es, dass Sie persönlich Morris Carruthers heute Vormittag zehn Uhr nach Sing-Sing überführen werden.

Gewiss, ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Morris Carruthers während des kommenden Vormittags zu befreien. Die Eisenbahnfahrt von Grand Central Depot an der 42th Street nach Sing-Sing nimmt nicht ganz drei Stunden in Anspruch. Zuversichtlich hatte ich gehofft, auf dieser Fahrt durch List oder Gewalt einen letzten verzweifelten Befreiungsversuch des sonst unrettbar dem Tode Verfallenen wagen zu können. Da ich aber in all meinen Handlungen immer dem kühl abwägenden Verstand das letzte und entscheidende Wort einzuräumen pflege, so musste ich diesmal zu der niederdrückenden Erkenntnis kommen, dass wir in dem wider Sie gewagten großen Spiel endgültig verloren haben.

Diese Erkenntnis ist es, welche mich in den Tod treibt. Mein Tod oder vielmehr die Art und Weise meines Sterbens wird für Sie ein neues Rätsel bilden, dessen Lösung Ihnen aber nicht mehr gelingen wird. Kennen Sie den kleinen Bauschuppen, den der berühmte Baumeister Menasto auf der Parkseite von Central Park West errichtet hat? In dieser Bretterhütte werden Sie mich tot auffinden – falls Sie sich die Mühe geben wollen, persönlich sich durch den Augenschein von der Wahrheit meiner Mitteilung zu überzeugen.

Schwer wurde es mir, in den Tod zu gehen, wüsste ich nicht, dass den berühmten Detektiv Nick Carter doch das Verhängnis erreichen und auch von seinem Ruhm nichts übrig bleiben wird als eine Handvoll Staub, denn das schwöre ich Ihnen, achten Sie wohl auf die Worte einer Sterbenden: Mein Tod wird auch den Ihren zur Folge haben. Sie können mir, selbst wenn ich im Grab liege, nicht entrinnen. Ich ziehe Sie mit mir in das unbekannte Jenseits hinunter … ins ewige Schweigen!

Inez Navarro

Kopfschüttelnd hatte Nick Carter, der fertig zum Ausgehen im Speisezimmer seines kleinen, behaglich eingerichteten Hauses stand, den ihm soeben von der ältlichen Wirtschafterin nebst anderen Postsachen gebrachten Brief durchlesen, während zuweilen ein spöttisches oder ungläubiges Lächeln seine energisch geformten, klugen und geistvollen Züge überflogen hatte.

Gerade trat Chickering Carter, sein erster und fähigster Mitarbeiter, ins Zimmer, um zu frühstücken. Er war später, als es sonst seine Gewohnheit war, aufgestanden, da es heute für ihn und seines berühmten Vetters andere vertraute Mitarbeiter nur galt, die von Nick Carter selbst zu bewirkende Überführung des zum Tode verurteilten vielfachen Mörders zu überwachen. Da der Zug erst um zehn Uhr vormittags abging und sie ihn sämtlich zu benutzen gedachten, so hatte Chick sich einmal den seltenen Luxus eines außergewöhnlich langen Schlafes geleistet.

»Da, lies einmal«, sagte der Detektiv, indem er sich, den Hut auf dem Kopf, wieder niedersetzte, um die übrige Korrespondenz zu durchfliegen. Dabei schob er seinem Vetter den Brief über den Tisch hin. »Lies und dann sage mir deine Meinung.«

Chick hatte den Brief zu lesen begonnen; doch schon nach den ersten Worten hatte er sich in der Lektüre unterbrochen und auf die letzte Briefseite nach der Namensunterschrift geblickt. Nun schaute er ganz verdutzt den ihm gegenübersitzenden Nick an.

»By Jove, Nick«, rief er aus. »Ein Brief von Inez Navarro, dieser schönen Teufelin … die uns bis auf den heutigen Tag an der Nase herumzuführen verstand … Das nenne ich eine Überraschung … Hat sie denn ihre gegenwärtige Adresse nicht angegeben?«, fuhr er lachend fort. »Was haben wir nicht angestellt, um diesem Mädchen auf die Spur zu kommen … Es war aber gerade, als sei sie vom Erdboden verschwunden – und nun dieser Brief, das erste Lebenszeichen unserer schönen Gegnerin …«

»Vermutlich auch das Letzte, wenn ihre Angaben auf Wahrheit beruhen«, warf der Detektiv trocken ein. »Doch lies nur, Chick, dann wirst du auch finden, dass Inez Navarro ihre gegenwärtige Adresse mit größter Deutlichkeit vermerkt hat, ja, dass sie sogar indirekt um meinen Besuch bittet.«

»Nun höre aber auf, Nick«, entgegnete Chick lachend. Doch als er wieder zu lesen begann, verschwand das Lächeln ganz schnell aus seinen frischen, männlichen Zügen. Immer tieferer Ernst sprach aus ihnen, bis er endlich mit demselben ungläubigen Kopfschütteln wie Nick Carter den Brief aus der Hand legte.

»Was soll das heißen?«, fragte Chick halblaut. »Diese Inez Navarro sollte Selbstmord begangen und es nicht gewagt haben, noch einen letzten verzweifelten Versuch an die Befreiung des Mannes, den sie, ihrer eigenen Versicherung nach, wie einen Gott liebt und anbetet, zu wagen? Das glaube, wer kann – ich nicht!«, setzte er im Ton großer Entschiedenheit hinzu, zugleich mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlagend. »Ich lasse mich hängen, wenn dahinter nicht eine neue Teufelei steckt … Diese Inez ist die Letzte, welche mutlos vor der Entscheidung die Waffen streckt und sich feige das Leben nimmt – sie, die mit allen Fasern am Leben hängt, sie und sterben!« Er lachte kurz auf.

Nick Carter war inzwischen mit der Durchsicht der Morgenpost zu Ende gekommen; sie hatte offenbar nur Unwichtiges gebracht, denn er warf die Briefschaften achtlos in die nächste Buffetschublade.

»Du bist ja Feuer und Flamme, Chick«, versetzte er bedächtig. »Was du sagst, ist wahr … und doch, gerade solche dämonischen Weiber vom Schlag dieser Inez Navarro sind unberechenbar. Chamäleonartig wechseln sie ihre Entschlüsse und Stimmungen und sind von diesen mehr als andere Menschen abhängig. Dieser Morris Carruthers zum Beispiel ist starr und unbeugsam wie ein Fels. Er hat nicht nur den Mut, sondern auch die Ausdauer und vor allem die Geduld, um das Tollkühnste selbst zu wagen … Diese Inez Navarro dagegen ist ein richtiges Sprühteufelchen. Well«, fuhr er, sich erhebend, fort. »Das können wir bald erfahren … Der Schuppen, welchen sie beschreibt, ist keine fünf Minuten von hier entfernt. Hat sie uns nichts vorgeflunkert, so muss sie nun als Leiche in diesem liegen … Ich habe eine volle halbe Stunde übrig und komme dann immer noch rechtzeitig nach den Tombs, um diesen Carruthers in meine Obhut zu nehmen.«

»Mr. Carter, der Fernsprecher hat angeklingelt«, berichtete die in diesem Moment ins Zimmer tretende Wirtschafterin.

»Wer ist am anderen Ende?«, fragte der Detektiv leichthin.

»Inspektor McClusky vom Polizei-Hauptquartier«, berichtete die Matrone, die seit langen Jahren im Dienst des berühmten Detektivs stand und natürlich mit dessen Wirkungs- und Bekanntenkreis völlig vertraut geworden war. »Der Inspektor war sehr froh, dass Sie noch zu Hause sind, Mr. Carter – es muss etwas äußerst Wichtiges vorgefallen sein, denn seine Stimme klang stark erregt.«

»All right, ich komme sofort.«

Damit eilte der Detektiv, gefolgt von Chick, zu dem im Oberstock gelegenen Arbeitszimmer – dem Allerheiligsten Nick Carters, in welchem dieser nur seine vertrautesten Mitarbeiter und Freunde empfing. Hier befand sich auch der Privatfernsprecher, der sein Arbeitspult direkt mit demjenigen des Chefs der New Yorker Kriminalpolizei verband. Auf diese Weise konnten die beiden großen Detektive jederzeit miteinander in Verbindung treten, ohne der Vermittlung einer der öffentlichen Fernsprechämter zu bedürfen.

»Hallo, hier ist Nick Carter – bist du es, George?«, eröffnete der Detektiv, der vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, die Unterhaltung. Zugleich hatte er Chick einen Wink gegeben, ein zweites Hörrohr zur Hand zu nehmen.

»Was gibt es Neues?«

»Ich bin es, Nick, Inspektor McClusky, den Gott in seinem Zorn zum Kriminalinspektor von New York gemacht hat – und der Teufel ist los!«, tönte die Stimme des Inspektors zurück.

»Na, na, George, ganz so schlimm wird es nicht sein … wo bist du?«

»Natürlich hier in meinem Office. Also höre, Nick, einmal hat Morris Carruthers einen Selbstmordversuch gemacht.«

»Was du nicht sagst«, entgegnete der Detektiv erstaunt. »Wie und auf welche Weise … und gelang er etwa?«

»Viele Fragen auf einmal, Nick … also immer hübsch der Reihe nach.

Gelungen ist er nicht, denn die Hosenträger, an denen sich Carruthers erhängen wollte, gaben unter seinem Gewicht nach – er wiegt immerhin noch weit über zweihundert Pfund –, und er stürzte zu Boden. Der schwere Fall verursachte Geräusche, die Wächter kamen herbei und vereitelten jeden weiteren Versuch.«

»So ist er also transportfähig geblieben?«, wollte Nick Carter wissen.

»Of course, er hat durch den Sturz zwar einige Hautabschürfungen erlitten, außerdem leidet er begreiflicherweise an Halsschmerzen … doch das kann uns nicht beeinflussen.«

»Offen gestanden, George, wärst es nicht du, der mir berichtet, dass dieser Morris Carruthers einen Selbstmordversuch unternommen hätte, ich würde es nicht glauben … dieser Mann hängt äußerst zäh am Leben. Opferte er nicht unbedenklich seine treuesten Freunde, nur um sich selbst retten zu können?«

»Das ist all right, doch alles verstehen, heißt auch alles begreifen … Wir fanden in seiner Tasche einen Kassiber, der ihm auf bisher unerklärlich gebliebene Weise gestern Abend zugesteckt worden sein muss … Well, dieser Kassiber rührt von Inez Navarro her.«

»Nun wird die Sache interessant«, schaltete Nick Carter ein. »Von dieser reizenden jungen Dame habe ich heute früh auch ein Brieflein erhalten, in welchem sie mir ihren bevorstehenden Selbstmord pomphaft ankündigt.«

»Großartig!«, rief Inspektor McClusky. »Dann weißt du ja zum Teil schon, um was es sich handelt … In dem Kassiber an Morris Carruthers unterrichtet sie diesen gleichfalls von ihrem Entschluss, Selbstmord zu begehen – und in wirklich ergreifenden Worten, aus welchen die ganze hoffnungslose Verzweiflung ihrer Seele hervorgeht, nimmt sie darin von ihm Abschied. Man geht mit der Annahme gewiss nicht fehl, dass diese Zeilen schließlich Morris Carruthers den Entschluss eingegeben haben, seinem Leben ein Ende zu machen.«

»Hm! Mag sein, George«, brummte der Detektiv. »Ich halte den Burschen für den größten Egoisten, den es je gegeben hat, und keiner Liebe fähig. Meiner Meinung nach war ihm auch diese Inez, so treu und nützlich sie ihm auch gewesen sein mag, nur ein Mittel zum Zweck – ein Werkzeug, dessen man sich bedient, ohne seinem Verlust allzu sehr nachzutrauern – vorausgesetzt freilich, man hat Ersatz an der Hand – und um diesen war Carruthers nie verlegen – oder war er?«

»Gewiss nicht«, gab er Inspektor zurück. »Doch wie die Sachen gegenwärtig stehen, war die Beihilfe dieses schönen Dämons seine letzte Trumpfkarte. Er hatte keinerlei Hilfe von anderer Seite zu erwarten … Und diese Inez Navarro versagte – welche sich übrigens das Leben wirklich genommen hat …«

Sowohl der Detektiv als auch Chick stießen einen Ausruf großer Überraschung aus.

»Inez Navarro ist tot, wirklich tot?«, rief Nick Carter erstaunt aus.

»So tot, wie ein toter Mensch überhaupt nur sein kann«, antwortete der Inspektor. »Da piepste außer dir noch ein melodischer Bariton … vermutlich Chick, eh?«

»Stimmt«, bemerkte der Detektiv, »ich ließ ihn mithören, damit mir keines von deinen Weisheitsworten entgehen möge.«

»Spotte du nur immerzu!«, konterte McClusky. »Doch umso besser, dann mag Chick sich einmal gleich zu dem Bauschuppen des bekannten Unternehmers Menasto …«

»Central Park West, zwischen 76th und 77th Street«, fiel Nick Carter hastig sein. »Kenne ich bereits … Inez Navarro hat also Wort gehalten und sich tatsächlich das Leben genommen.«

»Es scheint so. Sie richtete auch ein Schreiben an mich, in welchem Sie mich über ihre Absicht verständigte. Ich witterte dahinter erst einen Trick … eine neue Kriegslist dieses schönen Dämons.«

»Genau so wie wir auch«, warf Nick Carter ein, »und ich gestehe offen, vom Gegenteil bin ich auch jetzt noch nicht gänzlich überzeugt.«

»Well, diesmal scheint es ihr voller Ernst gewesen zu sein, denn ich bekam bereits Meldung von dem zuständigen Stationshaus an der 68th Street West, wonach sich in dem Bauschuppen allerdings die Leiche einer jungen und schönen weiblichen Person befindet.«

Nick Carter ließ einen Pfiff hören. »Merkwürdig«, sagte er gedehnt. »Ob die Tote indessen mit Inez Navarro identisch ist, steht dahin, eh?«

»Ja, wie sollen wir das in aller Eile schon haben feststellen können!«, rief der Inspektor zurück. »Sie ließ sich ja nur einmal sehen, als sie damals zur Seite von Morris Carruthers während dessen Mordprozess im Gerichtssaal Platz nahm … doch auch dort war sie fast immer verschleiert.«

»Of course, nicht einmal Chick kennt sie von Angesicht zu Angesicht«, bestätigte der Detektiv. »Die beiden einzigen, welche sich dieses Vorzuges – wenn es überhaupt einer ist – rühmen dürfen, sind mein junger Gehilfe Patsy und ich selbst … und da Patsy sich bereits am Grand Central Depot befindet, um wegen des bevorstehenden Gefangenentransportes das Terrain zu sondieren, so werde ich mich selbst zu der bewussten Bauhütte des Unternehmers Menasto begeben und mir die Tote einmal ansehen.«

»Dadurch würdest du mich sehr verbinden, Nick … Also vorläufig Schluss. Ich bleibe hier im Office, um von dir schleunigst über den Fernsprecher wieder erreicht werden zu können.«

»Schluss!«, rief Nick Carter. »So bald wie möglich erfährst du Weiteres, George.«

Damit hängte er das Hörrohr wieder an.

»Well, Chick«, meinte er. »Du bleibst am besten einstweilen hier, damit ich dich ebenfalls sofort zur Hand habe, falls ich dich benötigen sollte … Ich selbst werde mich jetzt zu der Bauhütte begeben.«

Damit machte der berühmte Detektiv auch schon die Zimmertür von außen zu und eilte zu dem unweit von seinem Wohnhaus befindlichen Central Park.

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