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Beren und Lúthien

J. R. R. Tolkien, Christopher Tolkien (Hrsg.)
Beren und Lúthien

Fantasy, gebunden mit Schutzumschlag, Farbtafeln, Prägung, Lesebändchen, Hobbit Presse, Klett-Cotta, Suttgart, Juni 2017, 304 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 9783608961652, aus dem Englischen von Helmut W. Pesch und Hans-Ulrich Möhring, Illustrationen von Alan Lee

Am 3. Januar 1892 wurde Tolkien geboren. 125 Jahre nach diesem Ereignis und 100 Jahre nach der Entstehung der Romanze zwischen Beren und Lúthien erscheint es erstmals als eigenes Buch. Johns Sohn Christopher, mittlerweile selbst über 90 Jahre alt, hat damit seiner Arbeit, der Aufarbeitung der Texte seines Vaters, einen eigenen Abschluss gesetzt. Christophers Vater verstarb 1973, und seitdem editiert und veröffentlicht er den literarischen Nachlass.

Christopher gibt sich die Ehre und plaudert auch ein wenig über seinen Vater und seine Mutter, über die Geschichten und die Verbindung zwischen beiden. Denn seiner schriftlichen Aussage nach ist die Romanze von Beren und Lúthien die persönlichste Geschichte des Autors.

Tolkiens Frau Edith tanzte für ihn auf einer Lichtung inmitten von weißen Blüten in Yorkshire. Ein traumhafter Moment, fantastisch und weltfern, frei von den Schrecken des großen Krieges von 1914. Dieser Augenblick ist die Schlüsselszene der Romanze. Beren beobachtet Lúthien dabei, wie sie im Wald tanzt. Er ist ein sterblicher Mensch, sie eine unsterbliche Elbin von königlicher Abstammung. Beren verliebt sich in Lúthien und bittet ihren Vater um ihre Hand. Der Vater stellt jedoch eine Bedingung und so kommt das Paar, ähnlich wie John und Edith, erst einmal nicht zusammen. Doch klappt die Hochzeit dennoch eine Zeit lang später.

Die Zahl 7 scheint in der Welt von Beren und Lúthien eine besondere Rolle zu spielen. 1917 erschien die erste Fassung, von John R. R. Tolkien das erste Mal als handgeschriebenes Manuskript. 1977 erschien es das erste Mal in Übersetzung und Deutschland und nun, 2017, in neuer Form. Im Buch macht das schlicht erzählte Märchen knapp 50 Seiten aus. Im Silmarillion ist es das Kernstück und hier ist es der wichtigste Teil des Buches. Christopher Tolkien verarbeitet die Legende im Weltbild seines Vaters. Er verarbeitet auch das Leithian-Lied und baut so neue Querverbindungen auf. Das Lied selbst wird vollständig in der letzten Fassung abgedruckt, wobei John Tolkien sagte, er habe es nie zu Ende gebracht.

Das Buch besticht mit zahlreichen Zeichnungen. Ob nun Bleistiftzeichnungen oder Farbbilder aus der Feder von Alan Lee, sie erzählen die Geschichte weiter, unterstützen in der bildlichen Darstellung, nehmen mir aber ein wenig der eigenen Fantasie. Die Bilder sind immer sehr schön anzusehen. Ich halte Alan Lee, von dem ich bereits viele Werke kenne, für einen der interessantesten Zeichner.

Zusammenfassend kann man sagen: Wer neues Material sucht, wird enttäuscht, denn bereits im Vorwort steht, dass sich nichts Neues findet. Wer wilde, brachiale Fantasy, Schlachtenfantasy oder Ähnliches erwartet, wird ebenso enttäuscht. Wer romantische Fantasy mag, wie sie im Wilhelm Heyne Verlag in den 1980ern erschien mit der Reihe Phantastica, der wird sich glücklich schätzen, dieses Buch in dieser Form in den Händen halten zu können. Beren und Lúthien ist eine Geschichte, die berührt. Da kommt schon mal der Gedanke hoch, so möchte ich mich auch verlieben. Damit ist der Band vielleicht das, was ich unter weiblicher, romantischer Fantasy verstehe. Es richtet sich auch eindeutig an Fans von Mittelerde. Auf diese Weise ist es ein Buch, das diverse Zielgruppen anspricht. Zwar gibt es mit Turin und Niniel als Die Kinder Hurins und Tuor und Idril ähnliche Konstellationen, aber keine ist so einfühlsam wie Beren und Lúthien.       

Und zum Schluss meinen Dank an die verschiedenen Übersetzer. Gerade bei den Versen stelle ich es mir sehr schwierig vor, aus dem Englischen heraus die passenden deutschen Worte zu finden und den Reim beizubehalten. Danke für die tolle Arbeit.

(es)