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Fort Aldamo – Band 24

band-24-moerder-im-blauen-rockFrank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 24
Mörder im blauen Rock

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 04.10.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt: Master Sergeant Finnewacker hat mächtig im Camp der Bandoleros aufgeräumt. Aber eines hat er bei diesem turbulenten Abenteuer zerknirscht feststellen müssen: Die Männer von Fort Aldamo taugen allesamt nichts als Bergsteiger. So führt Finnewacker das Gipfelerstürmungskommando ein, damit die Jungs das Klettern lernen. Ein geeigneter Berg zum Üben ist schnell gefunden, doch dann verdirbt den Soldaten ein grausiger Fund die ohnehin nicht ausgeprägte Kletterlaune. Plötzlich gibt es ein paar Leichen zu viel, und alle Halsabschneider und Halunken im Grenzland sind scharf auf einen Goldschatz …

Leseprobe:

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Der Sträfling im grauweißen Drillich schlug die Hacken so fest zusammen, dass es ihn fast von den Beinen riss. Dann sauste er los, als wären mindestens ein Dutzend blutgieriger Apachen hinter ihm her.

Master Sergeant Finnewacker grinste zufrieden und sog an der dicken Zigarre. Der Spieß der Strafkompanie und kommissarischer Leiter von Fort Aldamo saß hinter seinem Schreibtisch. Sein Kopf wurde von einer großen, blauen Rauchwolke eingehüllt.

Der Commander von Fort Aldamo starrte zur Tür, denn dort waren hastende Schritte zu vernehmen. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen. Ungefähr zwanzig Sergeanten und Corporale drängten herein und füllten die Kommandantur schnell.

Finnewacker runzelte die Stirn, legte seine qualmende Zigarre in den Aschenbecher und stand auf.

Sergeant Fitzgerald trat einen Schritt vor die Soldaten und nahm Haltung an. Der kleine Krauskopf schien zu wachsen. Dann donnerte seine Stimme schon los.

»Stillgestanden!«

Es klappte wie am Schnürchen. Master Sergeant Finnewackers Lächeln wurde breiter.

»Zur Meldung an den Commander, Augen – rechts!

Fitzgerald machte zackig kehrt und salutierte vor seinem Vorgesetzten, der jetzt zufrieden nickte.

»Alle zur Verfügung stehenden Chargierten von Fort Aldamo angetreten, Master Sergeant!

Finnewacker räusperte sich.

»Danke, Kleiner. Rührt euch, Männer!«

Die Soldaten standen bequem. Alle blickten neugierig auf den bulligen Finnewacker, der langsam auf- und abmarschierte und dabei die Hände auf dem Rücken verschränkte.

Finnewacker blieb plötzlich stehen und wandte sich den Soldaten zu.

»Ihr wundert euch vielleicht, weil ich euch zu dieser ungewöhnlichen Stunde in die Kommandantur befohlen habe.«

Finnewackers Blick flog über seine Männer. Einige nickten; anderen war die Neugierde ins Gesicht geschrieben. Und alle fragten sich, was Finnewacker auf dem Herzen hatte.

»Ich habe mir was überlegt«, fuhr Master Sergeant Finnewacker fort und nahm seine Wanderung wieder auf. »Bei einem unserer letzten Einsätze mussten wir einen Berghang erklimmen, der ziemlich steil war. Wir alle gerieten mächtig ins Schwitzen und stellten uns ziemlich dämlich an. Und das …«, Finnewackers Stimme nahm an Lautstärke zu, »hat mir nicht geschmeckt. Auch ich konnte den Berghang kaum bezwingen. Das hat mir nicht gefallen – wie ihr euch alle denken könnt!«

Finnewacker blieb abrupt stehen.

Sergeant Kleibers Gesicht hatte viel von seiner rosigen Farbe verloren. Der dicke Küchenbulle, dem die Verpflegung der alten, ehemals spanischen Festung unterstand, schien plötzlich zu ahnen, was auf ihn und seine Kameraden zukam.

Und alles, was mit irgendeiner Art von Bewegung zu tun hatte, gefiel dem schwergewichtigen Sergeant nicht.

»Ab sofort führen wir das Gipfelerstürmungskommando ein. Geht das in eure Köpfe hinein, oder muss ich alles noch mal erklären?«

»Was …?«, fragte Sergeant Fitzgerald und kratzte sich ganz unmilitärische am Haaransatz.

»Was ist das für ein Ding … äh …für ein Kommando?«

»GIPFEL-ERSTÜRMUNGSKOMMANDO – klar?«

»Nichts ist klar, Finnewacker«, antwortete der altgediente Sergeant, Finnewackers Stellvertreter und alter Kampfgefährte.

Finnewacker seufzte.

»Zehn Meilen von hier gibt es eine Mesa. Und der Tafelberg ist bestens dafür geeignet, dass wir dort unsere Kletterkünste ausprobieren. In wenigen Wochen sausen wie alle wie Gämsen die Hänge hoch. Das möchte ich mit dem Gipfelerstürmungskommando erreichen. Wir lernen richtig klettern. Na, ist das nicht eine ausgezeichnete Idee, Jungs?«

Die Corporale und Sergeanten sahen ihren allmächtigen Vorgesetzten reichlich kläglich an. Sie ahnten, dass eine gewaltige Schinderei auf sie alle wartete. Sie wussten aber auch, dass sie Finnewacker niemals von seiner Idee abbringen konnten.

Eher lernte eine Kuh Klavier spielen, als dass sich der Master Sergeant etwas ausreden ließ. Das war gewiss wie das Amen in der Kirche.

Die Blauröcke erholten sich nur langsam von diesem Schrecken. Fitzgerald unterdrückte nur mit Mühe einen lästerlichen Fluch.

»Wo bleibt eure Begeisterung?«, brummelte Master Sergeant Finnewacker. »Das wird doch ein riesiger Spaß! Außerdem werden wir alle so richtig fit. Es gibt im Fort einige Wonneproppen, die immer mehr Fett ansetzen. Das ist mir schon lange ein Dorn im Auge!«

Finnewackers Blick streifte den dicken Sergeant Kleiber, dessen Gesicht mit einer Schweißschicht überzogen war.

»Abtreten, Leute. Mehr erfahrt ihr später.«

Die Chargierten nahmen Haltung an, grüßten zackig und stiefelten eilig davon. Ihr Abgang glich mehr einer Flucht.

Nur Sergeant Fitzgerald blieb zurück.

»Was willst du denn noch, Kleiner?«, maulte Finnewacker und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er blickte missmutig auf seine Zigarre, die inzwischen den Geist aufgegeben hatte.

»Was ist das denn für ‘ne Schnapsidee, mein Alter? Gipfelerstürmungskommando! Da kann ich doch nur kichern.«

»Nur zu, Sergeant, nur zu. Wenn du damit fertig bist, lässt du es mich wissen. Und dann lache ich.«

Der kommissarische Commander von Fort Aldamo fühlte sich von dem kleinen Krauskopf auf den Arm genommen.

»Im Ernst, Finnewacker. Sollte das ein Scherz sein, oder …«

»Himmel, Arsch und Zwirn! In solchen Dingen scherze ich nicht. Das müsstest du eigentlich wissen!«

»Das habe ich befürchtet«, zeigte sich der kleine Krauskopf unbeeindruckt über Finnewackers Zornausbruch. »Gut, gilt dieses Gipfelerstürmungskommando auch für die Sträflinge?«

»Zuerst nur für die Chargierten, Kleiner«, antwortete Master Sergeant Finnewacker besänftigend. »Die Jungs sind mit dem Festungserweiterungskommando genügend ausgelastet. Später sehen wir weiter.«

Sergeant Fitzgerald seufzte tief.

Finnewacker legte den Kopf schief.

»Wenigstens von dir hätte ich mehr Begeisterung erwartet«, zischte er dann. »Du enttäuschst mich sehr.«

Fitzgerald nickte nur, deutete einen Gruß an und marschierte schnell davon. Der kleine Krauskopf war nach wie vor davon überzeugt, dass Finnewackers Einfall nichts anderes als eine Schnapsidee war.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 24. Bastei Verlag. Köln. 04.10.2016