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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der bayerische Hiesel – Teil 43

Der-bayerische-HieselFriedrich Wilhelm Bruckbräu
Der bayerische Hiesel
Wildschützen- und Räuberhauptmann, landesverrufener Erzbösewicht

Liebe bis in den Tod

Mit 11 seiner Kameraden saß Hiesel, ihm gegenüber Afra, die seit längerer Zeit zu kränkeln und einen geheimen Gram im Herzen zu tragen schien, nächtlicher Weile zu Oberelchingen im Wirtshaus Zur Krone am Tisch und war guter Dinge. Es wurde wacker gezecht, und jeder wusste aus seinem früheren Leben etwas Abenteuerliches zu erzählen, wobei besonders die Liebschaften der Wildschützen zur Sprache kamen.

Als die Reihe an Hiesel kam, und alle ihr Erstaunen ausdrückten, dass man von ihm in dieser Hinsicht gar nichts wisse, und er ein abgesagter Feind aller Mädchen zu sein scheine, offenbarte er ihnen das Geheimnis seiner ersten Liebe, der Liebe zu Marie, und erzählte ihnen die genauesten Umstände derselben vom ersten Augenblick bis zum bitteren Abschied, den er nach ihrer Rettung auf immer von ihr genommen habe.

Eine innere Wehmut presste ihm das Herz zusammen, und öfters Tränen in die Augen, während er seinen Kameraden erzählte. Selbst seine Stimme verlor bisweilen die Festigkeit des Tones.

Er schloss mit einem furchtbaren Eid, nie wieder zu lieben, weil kein Mädchen auf der ganzen Welt ihm seine geliebte Marie ersetzen könne. Aufmerksam hatte Afra die Geschichte seiner Liebe angehört. Bald wurde sie blass, bald rot, und fing an, am ganzen Leib zu zittern, als ob ein Fieberfrost sie rüttle. Als sie aber seine Schlussworte vernahm, brach sie in einen Strom von Tränen aus, die sie vor den Augen der rohen Gesellen durch eine schleunige Entfernung zu verbergen suchte.

Dem Hiesel entging der Eindruck seiner Erzählung auf Afras Gemüt keineswegs, er legte aber keinen Wert auf ihre Neigung.

Gegen Mitternacht suchten die Wildschützen ihr Strohlager auf. Doch kaum lagen sie im besten Schlaf, als sie von einer Reichsstadt Ulm’schen Militärstreife unvermutet überfallen und sogar von einigen verwegen eindringenden Soldaten angerufen und aufgefordert wurden, sich zu ergeben. Davon konnte freilich nicht die Rede sein. Zum Glück hatten sich die Wildschützen nicht entkleidet. Sie sprangen auf und griffen nach den Gewehren.

Hiesel, Studele, der Bub, der Tiroler und Sattler stellten sich an die Spitze der Übrigen und schlugen sich durch. Afra kämpfte mit einem kurzen Säbel an Hiesels Seite.

Vor der Haustür traf es sich, dass Hiesel sich mit dem Rücken gegen eine etwas entfernte Scheune wenden musste, hinter welcher ein Jäger der Streife schussfertig stand, was sie im Mondschein deutlich bemerkte.

Eine innere Ahnung sagte ihr, dass seine Kugel dem Hiesel gelte. Rasch umklammerte sie ihn rückwärts, um ihn mit ihrem Leib zu decken, mit dem Angstschrei »Hiesel, er erschießt dich!« und in demselben Augenblick durchbohrte die dem Hiesel zugedachte Kugel ihren Leib.

Tödlich verwundet stürzte sie an seiner Seite zu Boden. Er selbst aber sprang um die Ecke der Scheune und erschoss den fliehenden Jäger auf der Stelle. Vier von der Streife erhielten noch tödliche Wunden, die nur einer überlebte.

So gelang es dem Hiesel und seiner Bande, für dieses Mal der drohenden Gefahr zu entgehen. Sie nahmen Afra mit sich, die wenige Stunden danach in Hiesels Armen mit dem Geständnis starb, dass sie sich glücklich schätze, für seine Rettung ihr Leben zu opfern, da hoffnungslose Liebe ihr dennoch bald das Herz würde gebrochen haben.

Hiesel erkannte mit tiefer Rührung die Größe dieses Opfers, aber sein Herz fühlte keine Leere. Er schickte die Leiche an die nächste Gemeinde zur christlichen Bestattung.

Am anderen Tag kam er in Holzschwang an, wo er dem Jäger Johann Stephan Reuter durch gewalttätigen Überfall einen Schaden von 155 fl. 39 kr. verursachte. Auf dieselbe Art beraubte er den Jäger zu Gessertshausen, Jakob Vonison, im Betrag von 316 fl. 42kr., und ließ den Andreas Schlang, Jäger zu Frankenried, durch fünf Kameraden förmlich plündern, Fenster, Schränke und Türen einsprengen, Schlösser, Uhren, Häfen und Schüsseln zerschlagen, die Tochter durch die Drohung, sie zu erschießen, aufs Äußerste ängstigen und die geraubten Gegenstände ins Wirtshaus bringen, wo Hiesel auf Fürbitte des Pfarrers dem Jäger drei alte unbrauchbare Gewehre unter der Bedingung zurückstellen ließ, für ihn die Zeche zu bezahlen.