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Captain Concho – Band 14

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 14
Die Verräter-Falle

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extras: Karte mit Kurzinformationen über den Coup am strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt in Westernport

Kurzinhalt:

General »Stonewall« Jackson ist mit seiner tollkühn vorstoßenden Armee von den Unions-Generälen Grant und Sheridan in die Zange genommen worden. Die erwartete große Schlacht um Washington scheint schon im Keim erstickt worden zu sein. Doch da beschließt General Lee eine einzigartige Attacke. In einem wahren Himmelfahrtskommando schickt er Captain Concho und seine Männer nach Westernport, um die Brücke über den Potomac zu sprengen. Alles wird streng geheim gehalten. Trotzdem reiten Sam Concho und seine Männer in eine tödliche Falle …

Leseprobe:

Als Captain Concho das Gebäude verließ, in dem der Regimentsstab Quartier bezogen hatte, hielt er inne und griff nach der Revolvertasche.

Gegenüber auf einem kleinen Stück Wiese zwischen den Häusern weideten Ziegen. Von dem Hirten, in dem Edda Jenning den Verräter Frasier erkannt haben wollte, der ihm nach dem Leben trachtete, war nichts zu sehen.

Für ein Produkt ihrer durch die Erlebnisse der letzten Wochen überspannten Fantasie hatte er diese Behauptung gehalten, dass ihnen Frasier durch die Fronten bis hierher gefolgt sein sollte, um sich an ihm zu rächen.

Doch plötzlich war er sich da nicht mehr sicher. Schnell zuckte sein Blick in die Runde. Frasier war da! Deutlich spürte er das.

Der Magen krampfte sich ihm zusammen.

Wo hielt sich Frasier verborgen; um einen Schuss aus dem Hinterhalt auf ihn abzufeuern?

Wegrennen – das wäre jetzt gewiss das Gescheiteste gewesen. Doch diesen billigen Triumph wollte er Frasier nicht gönnen.

Er suchte die Fenster der beiden gegenüberstehenden Häuser ab. Die Häuser standen leer, waren von den Bewohnern vor den letzten Kampfhandlungen verlassen worden. Schwarz glänzend bleckten ihn die Scheiben an.

Verdammt! Er gab sich einen Ruck und ging weiter. Ziegen gab es überall. Mochte der Teufel wissen, um welche Herde es sich handelte.

Edda Jenning hatte ein Gespenst gesehen, oder allenfalls einen Mann, der Frasier ein bisschen ähnlich sah.

Captain Concho schritt die Straße entlang zu jenem Haus, in dem seine Einheit untergebracht war.

Seine Männer befanden sich hinter dem Haus und striegelten die Pferde. Benson, der lange Lieutenant, stand vorn am Eingang im Schatten und hatte die Hände in den Hosentaschen.

»Einsatzbefehl?«, fragte er.

Captain Concho blieb vor ihm stehen. »Gefällt dir das Leben hier in diesem öden Kaff?«

Benson schüttelte den Kopf. »Nein. Den Männern auch nicht. Geht es an die Front? Ist Lee nicht nach Washington eingeschwenkt? Dann müsste der Krieg doch vorbei sein.«

»Aus West Virginia rückt uns Grant in die Flanke. Zwanzigtausend Mann!«

Benson lächelte schlaff. »Die sollen wir doch nicht aufhalten, oder?«

Captain Concho schüttelte den Kopf. »Uns sind die achtzigtausend Mann zugeteilt, die von Pennsylvania her unterwegs sind, um Grants Stoßarmee zu verstärken. Denn dann wird es gefährlich für uns. Dann bricht unsere Offensive zusammen.«

»Achtzigtausend! Darunter machen wir es nicht.«

Concho packte den langen Lieutenant am Arm. »Wir haben Befehl, die Brücke der Baltimore & Ohio Rail Road über den North Potomac bei Westernport zu sprengen. Das ist ein Nadelöhr, durch das diese achtzigtausend Mann hindurch müssen, wenn sie Grant rechtzeitig genug verstärken und ihn vor der Vernichtung durch unsere Armee bewahren wollen.«

Benson griente und pfiff leise. »An Grants Armee vorbei nach Westernport. Das wird ja ein Spazierritt. Wann geht es los? Heute noch?«

Captain Concho nickte. »Das Wettrennen hat schon begonnen, denn wir müssen vor den achtzigtausend Yankees dort sein. Von einem Spazierritt können wir schon deshalb nicht sprechen. – Die Männer sollen sich fertigmachen. Wohin es geht, ist geheim. Wir informieren die Männer erst, nachdem wir dieses Kaff hier verlassen haben. Schick Dandry mit ein paar Leuten zum Regiment, um den Sprengstoff zu fassen.«

»Kriegen wir dieses Mal Sprengstoff mit?« Benson lächelte. »Das ist ja ein Fortschritt. Sonst müssen wir uns so etwas stets erst beim Yankee besorgen.«

»Dieses Mal kriegen wir alles mit, weil die Zeit zu knapp ist. Zwei Wagenladungen voll.«

Benson verzog das Gesicht. »Das muss ja eine Brücke sein.«

»Vierhundert Meter lang mit zwei mächtigen Türmen, die im Wasser stehen.

»Zwei Wagenladungen? Wären Packpferde nicht besser? Es geht quer durchs Gebirge!«

»Die haben schon alle Ställe ausräumen müssen, um uns Pferde für die beiden Wagen zur Verfügung stellen zu können. – Also! Abmarsch in zwei Stunden.«

Benson nahm die Hände aus den Hosentaschen und nickte. »Aye!«, sagte er und grüßte lasch.

»Ich hole meine Sachen aus dem Hotel!«, sagte Concho.

Benson griente. Ihm war klar, dass sich Captain Concho von Edda Jenning verabschieden wollte.

Er ging ins Haus und rief nach Sergeant Dandry, während Concho weiterschritt und das Hotel aufsuchte.

Captain Woodbury begegnete ihm in der Halle. »Mensch Concho, dir haben sie wieder einen Extrakuchen zurecht- gebacken! Wollen wir nicht tauschen?«

Captain Concho lächelte und musterte den alten Draufgänger, der so ungemein griesgrämig dreinblickte.

Woodbury war ein kleiner Kerl von fünfzig Jahren und steckte in einer viel zu weiten, etwas schmuddeligen Uniform. Rasiert war er auch noch nicht, obwohl es längst Mittag war. Wie ein trauriger Dackel sah er den jungen Kameraden an.

»Wo musst du denn hin?«, fragte Concho.

»Zur Front!«

»Na, ihr werdet die Yankees doch im Sitzen fassen«, erwiderte Captain Concho und lachte. Die Reiterangriffe des alten Kämpen waren in der Konföderierten-Armee Legende. Aber von seiner alten Schwadron besaß er nicht mehr viele Männer. Bei diesen Attacken kein Wunder! Er war kurz vor der Offensive zur Auffrischung herausgenommen worden. Und das war sein Kummer.

»Ich bin randvoll mit Ersatz, Concho! Sieh dir die Kerle mal an. Da kommen einem alten Krieger die Tränen. Alles eingezogene Leute. Kein Freiwilliger dabei. Da ist kein bisschen Feuer zu spüren. Bei den Männern nicht und auch nicht bei den Pferden. Das sind alles Ackergäule. Keine Säbel mehr, und Knarren, die wir eben gefasst haben und unterwegs erst einschießen müssen. Und die Yankees haben es in Hülle und Fülle. Ich soll mir Waffen bei den Yankees holen. Am liebsten holte ich mir dort auch die Männer.«

»Weltuntergangsstimmung, Woodbury? Wir sind doch auf dem Vormarsch!«, sagte Captain Concho. »Bis ihr an der Front seid, ist Washington vielleicht schon genommen.«

»Lee hat die Offensive abgebrochen, wie ich eben vom IA gehört habe.«

»Was?« Concho war überrascht.

»Wegen der, achtzigtausend Mann aus Pennsylvania.«

»Aber die sind doch noch lange nicht da!«, meinte Concho.

»Lee ist eben ein vorsichtiger Mann!«, erwiderte Captain Woodbury verbittert und nörgelnd und ging weiter. »Hals- und Beinbruch, Concho.«

Concho sah ihm nach. Ein lustiger Vogel war das gewöhnlich. In einer solch pessimistischen Verfassung hatte ihn Captain Concho noch nie erlebt. Das drückte ihm ein bisschen aufs Gemüt.

Der Norden wurde stärker und stärker. Seine Überlegenheit an Menschen und Material war zurzeit unter Offizieren das Gesprächsthema. Hatte sich der alte Haudegen davon irrmachen lassen?

Captain Concho schaute in den Speiseraum. Offiziere saßen bei Tisch. Von Edda Jenning war nichts zu sehen. Rasch begab er sich ins obere Stockwerk und suchte sein Zimmer auf.

Edda Jenning war eine zierliche blonde Frau, äußerst hübsch und adrett. Captain Concho war von ihrem Charme fasziniert. Er hatte sie vor Wochen in Itel Springs kennengelernt und sie später in Kingsrow wiedergesehen. Als Begleiterin des Nordstaaten-Colonels Spider-Wicksburg, den sie aber prompt verlassen hatte, als Concho mit seinen Männern in Gefahr war. In einem tollkühnen Ritt war sie Captain Concho nachgeritten und hatte ihn gewarnt. Dass er und seine fünfzehn Männer noch lebten, zumindest nicht in Gefangenschaft geraten waren, hatten sie ihr zu verdanken.

Sie stand vor dem Doppelbett und sah ihm mit ausdruckslosem Blick entgegen.

Sam Concho schloss die Tür und nahm den Hut ab. Woher hatte sie erfahren, dass er sie verlassen musste?

»Frasier ist hier!«, schrie sie da.

Captain Concho schaute zum Fenster, weil er glaubte, dass sich Frasier hinter dem Vorhang versteckt hielt. Doch das war die falsche Richtung.

Frasier trat hinter dem Schrank hervor und drückte Edda Jenning den Revolver in die Seite.

Das Hotel war ausnahmslos von Offizieren bewohnt, von denen die meisten den ehemaligen Captain der Konföderierten Armee kannten, der zum Feind übergelaufen und dort Major geworden war.

Doch Frasier brauchte kaum zu fürchten, dass er erkannt wurde. Er hatte sich einen langen Bart wachsen lassen und trug Zivilkleidung und einen gewaltigen Schlapphut, der verdeckte, was der Bart offen ließ.

Selbst Captain Concho musste zweimal hinsehen, um sicher zu sein.

Hasserfüllt starrte ihm Frasier in die Augen. »Ich habe mein Kommando verloren und bin degradiert worden«, sagte er mit seltsam spröde klingender Stimme. »Das weißt du doch, Concho! Hast du dir tatsächlich eingebildet, dass ich dich ungeschoren lasse?«

»Was soll das werden, Frasier?«, fragte Captain Concho den ehemaligen Kameraden. »Wenn du mich erschießen willst, bedrohe Edda nicht.«

In Frasiers dunklen Augen flackerte es gelb. »Bring dich selber um, oder ich erschieße sie.«

»Frasier!«, stöhnte Edda Jenning entsetzt.

(wb)