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Im Gespräch mit Steffen Janssen

Mit dem Luzifer-Verlag erblickte Anfang dieses Jahres ein neuer Kleinverlag die Welt, der sich unterschiedlichen Spielarten der düsteren Phantastik widmen will. Zunächst hat er vor allem durch Anthologie-Ausschreibungen von sich reden gemacht, das erste daraus resultierende Werk wird unter dem Titel Styx – Fluss der Toten am 14. Oktober veröffentlicht, die E-Book-Ausgabe ist bereits über den Verlagsshop erhältlich.
Neben den Anthologien wurden inzwischen aber auch Romanveröffentlichungen bekannt gegeben. Den Anfang soll hier Ende des Jahres Graues Land machen, ein allem Anschein nach düsterer Endzeitthriller aus der Feder von Michael Dissieux. 172,3, ein Horrorroman von Vincent Voss und Kaltgeschminkt, ein humorvoll-morbider Thriller von Rona Walter, werden Anfang 2012 folgen.
Trotz der zahlreichen Ankündigungen für Veröffentlichungen laufen auch weiterhin Ausschreibungen, u.a. zu den Themen Besessen und Hexenjagd, wobei neben Autoren auch Illustratoren zur Teilnahme eingeladen sind. Auch können sich Herausgeber an den Verlag wenden und die Umwandlung von Büchern ins ePub-Format wird gegen Bezahlung angeboten.
Auf der Verlagswebsite www.luzifer-verlag.de finden sich Leseproben zu den geplanten Veröffentlichungen, im angehängten Shop können die Werke vor Erscheinen zum Vorzugspreis erworben werden.

Anlässlich dessen, dass es mit der ersten Veröffentlichung nun richtig loszugehen scheint, einige Fragen an Steffen Janssen, dem Inhaber des Verlages:

Geisterspiegel: Guten Tag, Herr Janssen. Anfang des Jahres haben Sie den Luzifer-Verlag gegründet. Ein gewagter Schritt in Zeiten, da selbst größere Verlage über eine schlechte Verkaufslage klagen und sogar zu neuen Wegen wie Crowdfunding gegriffen wird. Wie kamen Sie auf diese Idee und wie sah der Weg zur Verwirklichung aus?

Steffen Janssen: Guten Tag, Frau Ress. Erst einmal vielen herzlichen Dank für die Einladung zu diesem Interview, die ich sehr gern angenommen habe.
Nun ja, wie kam es zur Verlagsgründung?
Ehrlich gesagt war es eine ziemlich fixe Idee, geboren aus Frust, den jeder Autor ziemlich punktgenau nachvollziehen kann. Man (ich) schreibt an einem umfangreichen Projekt, aufgeputscht und gestärkt vom Freundes- und Bekanntenkreis mit so hilfreichen Hinweisen wie »Mach bloß weiter … das klingt gut … ich würde das auf jeden Fall lesen … usw.«, man »kniet sich also voll rein«, wie es heißt, um letztendlich einen Hagel aus Absagen zu kassieren, mit der immerfort auftauchenden Begründung: »Es tut uns sehr leid … bla, bla … aber Science-Fiction liest niemand mehr in Deutschland. Dafür gibt es leider keinen Markt.«
Nun möchte ich an dieser Stelle nicht die Qualität meines eigenen Textes erörtern. Vielleicht ist sie ja tatsächlich »unterirdisch« und ich bin ein blauäugiger Träumer. Mag sein.
Jedenfalls gebar dieser deprimierende Prozess die Idee der Verlagsgründung, genauer gesagt »Eigenverlagsgründung«, wohl einfach (und so bin ich nun mal veranlagt), um zu sehen, ob ich den Text nicht doch irgendwie unters Volk bringe.
Dabei wollte ich keinesfalls auf Print-On-Demand oder Derartiges zurückgreifen, da mir klar war, dass man mit diesen Modellen keinen marktüblichen und akzeptablen Verkaufspreis erzielen könnte. Auch boten mir diese Verlagsarten zu wenige Möglichkeiten der Buchgestaltung.
Also hieß die Entscheidung: Ganz oder gar nicht!
Ein Freund von mir hatte dann die Idee, eine Verlags-Homepage zu erstellen und auch Anthologien auszuschreiben. Ideen waren (und sind) schließlich genügend vorhanden. Doch dazu später.
So kam im Laufe der Zeit eins aufs andere … und aus Spaß wurde Ernst.
Bei all diesen Überlegungen steht (und stand) der finanzielle Aspekt nie im Vordergrund, deshalb kann ich darauf gar nicht eingehen. Aber vielleicht werde ich das einmal müssen, wenn meiner Frau das Geld zum Schuhekaufen ausgeht. J
Zu meiner Schande muss ich schlussendlich noch eingestehen, dass ich ob der vielen Aufgaben im, am und um den Verlag gar nicht mehr dazu komme, mein eigenes Werk zu verfolgen, geschweige denn zu beenden. Das ist doch wahre Ironie.

Geisterspiegel: Hauptsächlich soll in Ihrem Verlag die düstere Phantastik eine Plattform finden. Weshalb diese Akzentuierung? Entspricht diese Ihren eigenen Vorlieben?

Steffen Janssen: Ein ganz klares »JA«.
Ich könnte beispielsweise niemals Liebesromane verlegen, da ich (als Mann sowieso emotional benachteiligt, haha …) diese Manuskripte nicht ansprechend beurteilen würde. Da muss man immer ehrlich zu sich selbst sein, wenn man einen einigermaßen anständigen Job machen will.
Horror, Fantastik, Science-Fiction – das ist mein Ding. Und es ist doch schön (gar beneidenswert), wenn man Freude hat, an dem, was man tut.

Geisterspiegel: Inzwischen sind auch einige Romane angekündigt, zunächst haben Sie aber auf Ausschreibungen zu Anthologien gesetzt. Weshalb haben Sie diesen Weg gewählt, der von mancher Seite ja eher kritisch betrachtet wird?

Steffen Janssen: Wie Kritik … von wem?
Nein, nein … schon gut. Ich weiß, was Sie meinen.
Also, mir ist klar, dass Anthologien eher belächelt denn gelesen werden (so wird dieses Thema in Foren gern aufgegriffen). Doch trotz negativer Publicity und vielfachen Schlechtredens ist die Beteiligung an solchen Projekten geradezu überwältigend. Warum? Es bringt doch nix!
Ich persönlich mag es, ein explizites Thema (wenn es mich anspricht) von mehreren Seiten beleuchtet zu sehen. Auch finde ich die Ideenvielfalt der teilnehmenden Autoren faszinierend. Manch guter Autor wurde auf diesem Wege entdeckt und gefördert, und so manche Kurzgeschichte zu einem tollen Roman ausgearbeitet.
Was spricht also dagegen? Die unübersichtliche Fülle der letzten Jahre? Die teilweise mittelmäßige Qualität einiger Publikationen? Okay, wer das bemängelt, hat sicherlich recht, dürfte aber auch kein Fernsehgerät mehr besitzen, denn was dort 24 Stunden am Tag angeboten wird, davon sind die gedruckten Geschichtensammlungen doch Lichtjahre entfernt.

Geisterspiegel:: Was besonders auffällt an Ihrem Verlag, ist, dass Sie sich auch explizit an Illustratoren wenden. In meinen Augen eine in mehrfacher Hinsicht schöne Sache, die nicht allzu häufig Anwendung findet. Was hat Sie bewogen, die Illustratoren bei Ausschreibungen ebenfalls einzubinden? Worin sehen Sie die Vorteile?

Steffen Janssen: Für mich war von Anfang an klar, dass die zeichnende Zunft mit an Bord gehört. Ein illustriertes Buch ist doch umso schöner. Und die Resonanz gibt mir recht (wenn ich das behaupten darf). Es wird kaum eine Publikation geben, die den Verlag ohne Illustrationen verlassen wird. Vielleicht auch eine persönliche Macke von mir. Bilder geben einem Buch Leben, eine visuelle Hülle, auf welcher der Leser weiterspinnen darf. Das ist doch reizvoll. Und manchmal … ja manchmal sind die Illustratoren(innen) sogar die besseren Autoren.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass mich bereits eine neue (sehr experimentelle) Idee plagt, die ich umzusetzen gedenke. Mehr sage ich noch nicht, muss erst Hand und Fuß haben.

Geisterspiegel: Auf der Verlagswebsite gibt es ein eigenes Forum, außerdem werden regelmäßig News bei Twitter und Facebook bekannt gegeben. Was bedeutet es für Sie, diese Formen der Kommunikation zu potenziellen Autoren, Lesern und Illustratoren zu nutzen?

Steffen Janssen: Diese Art der Kommunikation bedeutet Nähe. Und die ist mir sehr wichtig. Der »LUZIFER-Verlag« soll ein lebendiges, greifbares Medium sein, kein hypothetisches.
Jeder, der sich für den Verlag interessiert, soll auch wissen, was wann passiert. Und jeder kann zu jeder Zeit alles fragen. Klar, eine zeitnahe Reaktion ist nicht immer möglich, aber ich bin sicher bemüht, alle Anfragen, Anregungen und Wünsche schnellstmöglich zu beantworten. Dabei stößt man dann auch schon mal auf widersprüchliche (urkomische) Reaktionen, wenn sich in Foren darüber gewundert (ja beinahe beschwert) wird, dass der Verlag einen Beitrag zur Anthologie »bereits innerhalb 3 Wochen« zugesagt hat. Na ja, wie man’s macht … Sie kennen das.

Geisterspiegel: Zum Abschluss noch eine Frage zum Namen des Verlags – weshalb haben Sie sich für Luzifer entschieden?

Steffen Janssen: Das war eine sehr, sehr einfache und schnelle Entscheidung.
Das Synonym »Luzifer« trage ich schon viele Jahre mit mir herum. Irgendwann begann es einmal auf einer LAN-Party in den 90ern, da ich derart betitelt wurde (zu gern hatte ich in Spielen die Rolle des Bösen übernommen).
Nun ja. Für Programm und Ausrichtung des Verlages drängte sich der Name ja regelrecht auf. Was sollte ich tun? Mich wehren?

Geisterspiegel: Gibt es noch etwas, was Sie den potenziellen Kunden und Lesern auf den Weg mitgeben wollen?

Steffen Janssen: Philosophieren gehört nicht zu meinen Stärken, aber ich denke, der ausgesprochene Wunsch nach einer Chance, sich etablieren zu dürfen, ist durchaus angebracht. Die schwierige Geburtsphase ist überstanden und mit reichlich Pflege und Liebe wächst der kleine Kerl prächtig heran. Sicher wird man niemals allen Leserwünschen gerecht werden können, aber diesen illusorischen Anspruch hat der Verlag auch nicht. Geboren in einer Nische, wird er dort sein Dasein fristen und aus Leibeskräften ungewöhnlichen Autoren mit ungewöhnlichen Ideen eine Plattform bieten. Dieser Anspruch darf Anreiz für unsere Leser sein, etwas anderes in Händen zu halten, als standardisierte Mainstream-Produkte. Ob dies klappt, vermag ich nicht zu sagen, darf aber darauf hoffen.
Bedanken möchte ich mich bei allen Autoren und Illustratoren, mit denen zusammenarbeiten zu dürfen ich bisher das Vergnügen hatte. Ganz ehrlich, es macht einen Heidenspaß.

Geisterspiegel: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.

Steffen Janssen: Es war mir Ehre und Freude zugleich. Vielen Dank für die entgegengebrachte Aufmerksamkeit und die Beachtung des kleinen Verlages. Ich wünsche Ihnen allen viel Freude am Schreiben, Zeichnen, Lesen … oder was auch immer Sie zu tun gedenken.
Bleiben Sie uns gewogen.

Quellen:

Copyright © 2011 by Alessandra Ress