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Slatermans Westernkurier 05/2018

Auf ein Wort, Stranger, kennst du noch John Slaughter?

Für jedes County sollen ein Richter, ein Sheriff und ein Leichenbestatter ernannt werden, sowie eine angemessene Zahl von Constables, die ihr Amt für jeweils zwei Jahre ausüben sollen. Die Amtsträger sollen von den wahlberechtigten Bürgern eines Countys oder Distrikts in geheimer Abstimmung gewählt werden. Wahlberechtigt ist jeder, der auch an den Wahlen zum Kongress teilgenommen hat.

Constitution of the Republic of Texas Art. 4 1836

Im Verlauf der amerikanischen Pioniergeschichte gab es über 100.000 Sheriffs, Deputys und Constables, doch die wenigsten von ihnen hinterließen sichtbare Spuren in den Geschichtsbüchern.

Dennoch prägen diese wenigen das Bild, das von den Gesetzesvertretern des Wilden Westens verbreitet wird, bis in unsere heutige Zeit.

Bill Tilgham, der als US-Marshal unter Richter Parker und Sheriff des Lincoln County in Oklahoma fast zwanzig Jahre lang für Schlagzeilen sorgte, war einer von ihnen. Bat Masterson, zur Zeit der großen Rindertrails Sheriff im Ford County in Kansas und damit auch für Dodge City zuständig, ebenfalls. Ein anderer jener Sheriffs, deren Name nicht in der Bedeutungslosigkeit versank, war John Slaughter.

John Horton Slaughter wurde am 2. Oktober 1841 im Westen von Louisiana in Sabine Parish, nahe dem Städtchen Many, als eines von 8 Kindern von Benjamin Slaughter und Susan Minerva Mabry geboren.

Er war noch ein Baby, als seine Eltern nach Texas übersiedelten.

Dort besuchte er verschiedene Schulen im Sabine und Caldwell County. Danach schickte ihn sein Vater, der selber Rancher war, zu den mexikanischen Vaqueros, die ihm so ziemlich alles beibrachten, was man über Rinderzucht und Herdentreiben wissen musste. Dabei lernte er nicht nur perfekt Spanisch zu sprechen, sondern begann auch Land und Leute, insbesondere Mexikaner und Indianer, besser zu verstehen. Eine Erfahrung, die sich in späteren Jahren mehr als einmal auszahlen sollte.

In den frühen 60er Jahren des 19. Jahrhunderts legte Slaughter ohne sein Wissen als Texas-Ranger im Kampf gegen die Comanchen und als Südstaatensoldat im Krieg gegen die Unionisten den Grundstein für seinen späteren Ruhm.

Am 4. August 1871 heiratete er Eliza Adeline Harris, die ihm vier Kinder schenkte.

1874 bekamen er und sein Bruder den Auftrag, eine Rinderherde vom Atascosa County den Chisholm Trail entlang nach Kansas zu treiben. 1879 trieb er eine Rinderherde nach Arizona und ließ sich dort in der Nähe von Tucson nieder, nachdem seine Frau zwei Jahre zuvor verstorben war.

Am 16. April desselben Jahres heiratete er dort als 38jähriger die beinahe 20 Jahre jüngere Cora Viola Howell.

1884 gründete das Ehepaar in der Nähe von Douglas die San Bernardino Ranch.

1886 wurde er zum Sheriff des Cochise County gewählt, ein Amt, das er über 12 Jahre lang ununterbrochen ausübte.

 

*

 

Slaughter war alles andere als ein groß gewachsener, blond gelockter und strahlender Held. Er war lediglich mittelgroß, schmächtig und verdammt wortkarg, aber gleichzeitig auch energisch und furchtlos. Doch gerade diese Eigenschaften machten ihn im County so beliebt. Der schweigsame Sheriff, der sich seit seiner Amtseinführung von niemandem beeinflussen ließ, wurde innerhalb kürzester Zeit sowohl von der mexikanischen wie auch der indianischen und weißen Bevölkerung geachtet und verehrt. Slaughter wurde in Arizona innerhalb weniger Jahre zur lebenden Legende.

Er war weit in den Fünfzigern, als er den berüchtigten Rinderdieb Bryan Gallager erschoss und General Crook half, Geronimo aufzuspüren und zu verhaften. Er erwies sich dabei als derart hartnäckig, dass der Apache schwor, nach seiner Deportation erst dann wieder nach Arizona zurückzukommen, wenn Slaughter tot war.

Slaughter, der inzwischen auf die sechzig zuging, ließ sich trotz seines Alters weiterhin von niemandem einschüchtern.

1898 erschoss er den steckbrieflich gesuchten Verbrecher Peg Leg und 1898 den Falschspieler Little Bob Stevens. Im Jahr 1901 tötete er einen Mörder, der für 300 Dollar eine junge Frau und ihren Sohn umgebracht hatte.

Wie unbeugsam und hart Slaughter war, zeigt eine Episode aus seinem Leben, als er bereits weit in den Siebzigern war.

Der mexikanische Revolutionsgeneral Pancho Villa überschritt mit seinen Männern mehrmals die Grenzen zu Slaughters Land und terrorisierte die dort lebende Bevölkerung, bis ihn John Slaughter zu einem Gespräch bat und ihm aufzeigte, was er von den Aktionen des Mexikaners hielt. Es ist nicht aufgezeichnet, was genau Slaughter an Argumenten aufführte, aber es ist eine Tatsache, dass Villa tat, was er sagte, und fortan die Gegend mied.

1921 wurde Slaughter krank und übersiedelte von seiner Ranch in die nahe Stadt Douglas in ein Apartment in der 12. Straße.

Am Morgen des 12. Februar 1922 fand man ihn leblos in seinem Bett.

John Horton Slaughter war ein Vertreter des Gesetzes, der für die Nachwelt den typischen Westernsheriff repräsentierte.

Es war sein Wirken und Tun, das die Legende vom energischen, schweigsamen, kaltblütigen und schussschnellen Einzelgänger bis heute am Leben erhält.

Quellenhinweis:

  • Dietmar Kügler: Der Sheriff. Recht und Gesetz im Wilden Westen, Motorbuch Verlag, Stuttgart, April 1984
  • Archiv des Autors
  • truewestmagazine.com