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Der Welt-Detektiv Band 6

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Hessische Sagen 22

Der Taufstein

Der Taufstein hat seinen Namen daher, dass der heilige Bonifazius auf demselben die ersten Christen taufte. Es waren aber viele Heiden in der Gegend, welche sie verfolgten. Wenn dieselben einen Christen fingen, stürzten sie ihn vom Bielstein herab.


Des Fremdlings Fluch

Auf dem sogenannten Trieb bei Gießen, rechts von der Straße nach Grünberg sah man noch vor Jahren eine Fläche von vielen Morgen, die mit Eichen bepflanzt war. Aber was wunderbar daran war, die Bäume hatten alle keine rechte Kraft, keinen frischen Saft, und ihre Gipfel starrten dürr. Das kam von einem Fluch, der auf ihnen lag.

Vor vielen Hundert Jahren kam nämlich ein fremder Mann einmal nach Gießen, der weinend und wehklagend seine Kinder und sein Weib suchte. Es muss damals ein böser Rat in der Stadt gewesen sein, denn statt dem Mann beizustehen, wurde er beschuldigt, er habe Weib und Kind umgebracht. Als er das leugnete und seine Unschuld beteuerte, auf die Folter gespannt. Der Qual los zu werden, gestand er, was er nie getan hatte und wurde sofort auf den Richtplatz hinausgeführt. Bevor ihm dort die Augen verbunden waren, beteuerte er abermals seine Unschuld, indem er sprach: »Und dies zum Zeichen werdet ihr diese Eichbäume gipfeldürr werden sehen von heute an. Daraus möget ihr sehen und mir glauben lernen, dass ihr unschuldig Blut vergossen habt.«

So starb er und wurde unter dem Galgen begraben. Wenige Tage danach schon bewährte sich des Mannes Unschuld auf eine erschütternde Weise, denn die von ihm gesuchte Frau kam mit ihren Kindern, um den Vater aufzusuchen. Da war große Trauer in der Stadt. Dem Hingerichteten gab man sogleich ein ordentliches Begräbnis, der Frau und ihren Kindern aber das Bürgerrecht. Damit war die Tat jedoch nicht gesühnt, denn als es Frühling wurde, da schlugen alle Bäume in und um Gießen aus, nur die Eichen kränkelten und manche starben selbst ab, und wie viele man auch nachpflanzte, nicht eine gedieh. So schwer lastete der Fluch auf der Stelle.


Der Apfelbaum bei Trebur

Unweit vom Flecken Trebur im Mersheimer Feld stand ein Apfelbaum, welcher alle Jahre in der Christnacht Äpfel trug. Wenn ein gutes Jahr vorhanden, so waren die Äpfel so groß, wie eine Bohne geworden, doch an Gestalt wie ein Äpflein mit Blüte und Stiel. Ansonsten waren sie wie eine Erbse. In einer Stunde hat der Baum Blätter, Blüten und Früchte bekommen, welches alle Jahre von den Einwohnern mit besonderem Fleiß in acht genommen worden war. Einige Male hatte man sie dem Landgrafen Georg II. gebracht, der sie als eine Seltsamkeit anderen Fürsten und Herrn zeigte. Sonst hat er zu gewöhnlicher Jahreszeit wilde Holzäpfel getragen. Es ist aber dieser Baum vor vielen Jahren durch lose Buben, als sie einstmals die Früchte abzubrechen versäumt hatten, gefällt worden. Dergleichen Äpfel hat man auch zu Darmstadt auf dem Kirchhof vor der Stadt und anderswo in Hessen gefunden.


Das Bäumchen schütteln

Im Jahr 1668 wurde in Marburg eine Hexe vor Gericht gezogen, die hatte in ihrem Keller ein Bäumchen stehen. Wenn sie das schüttelte, fielen so oft sie dies auch tun mochte, Weispfennige herab.


Die Eingemauerte

Als die Freiherren von Röhrenfurt noch das Schloss Eisenbach besaßen, sollte einmal ein Kind dieser Familie von seiner Amme entwöhnt werden. Diese wurde fortgeschickt und statt ihrer ein Kindermädchen angenommen, ein braves, unschuldiges Blut, dem das Kleine ganz übergeben wurde, denn die Herrschaft musste gerade zu der Zeit wohin verreisen. Das Kind wollte aber gar nichts von der neuen und ungewohnten Nahrung wissen. Es verlangte nach der Brust der Amme und schrie Tag und Nacht. Das arme Mädchen war trostlos und wusste sich gar nicht mehr zu helfen, bis es zuletzt das Kind an seine eigene Brust legte. Und siehe da, es wurde still und zog Milch und blickte das Mädchen so freundlich an, dass es nicht widerstehen konnte und ihm alle Tage seilte reine Brust reichte. Als die Herrschaft kurz darauf zurückkehrte, erzählte das Mädchen ihr in seiner Unschuld alles, wie es sich zugetragen hatte. Aber statt Dank zu ernten, nannte der Herr von Röhrenfurt sie eine leichtfertige Dirne und befahl, sie sofort zur Strafe lebendig einzumauern. Dies geschah auch, wie sehr die Arme ihre Unschuld beteuern mochte, wie sehr sie jammerte und um ihr Leben bat.

Seitdem war es in dem Zimmer, wo sie eingemauert worden war, und wo man noch heute die Nische, darin sie ihr schuldloses Leben aushauchte, sieht, nicht mehr geheuer. Man sah oft einen feurigen Hund, der daraus hervorkam und durch das Schloss lief.


Das steinerne Bild zu Konradsdorf

Im alten Nonnenhaus zu Konradsdorf ist eine tiefe Nische in der Mauer und auf der anderen Seite, ihr gegenüber steht das Bild einer Nonne mit zwei Kindlein. Damit hat es folgende Bewandtnis. Als Konradsdorf noch ein Frauenkloster war, lebte in einem benachbarten Ort ein junges und schönes Mädchen, welches einen Geliebten hatte, den es gern geheiratet hätte. Die Verwandten gaben dies aber nicht zu und steckten sie heimlich in das Kloster. Nachdem ihr Geliebter sie lange und vergeblich gesucht hatte, erfuhr er endlich ihren Aufenthalt und wusste sich Mittel zu verschaffen, in stillen Abendstunden mit ihr zusammenzukommen. Da wurde sie Mutter und gebar zwei Kinder. Als so ihr Geheimnis offenbart wurde, sollte sie zur Strafe von ihren Kindern getrennt und eingemauert werden. Sie bat aber, man möge doch ihre Kinder bei ihr lassen und so wurde sie mit denselben in der großen Nische eingemauert und auf der anderen Seite ihr und ihrer Kinder Bild in Stein ausgehauen aufgestellt.


Der gefestigte Grundstein

Einem Müller an der Haun beschädigten hohes Wasser und Eisgang das Wehr in jedem Winter so sehr, dass er die Kosten für dessen Herstellung nicht mehr auftreiben konnte.

Rat- und trostlos darüber stand er eines Tages am Wehr, als ein Trunkenbold an ihn herantrat, ihm seinen Rat anbot und versprach, das Wehr so fest zu machen, dass es nie wieder brechen werde, nur müsse der Müller ihn gut bezahlen.

Dessen war der Mann zufrieden und der Trunkenbold sprach: »Verschaffe uns nur einen Knaben. Den müssen wir lebendig unter den Grundstein eingraben und ich stehe dir für die Haltbarkeit des Wehrs. Den Müller schauderte, doch als der andere sich erbot, gegen fünfzehn Metzen Grütze einen Knaben zu liefern, da schlug er ein. Und sie gruben sogleich das Grab. Vergebens wimmerte das Kind am anderen Tag. Die beiden stießen es in die Grube und warfen sie mit Steinen zu und bald stand das Wehr fertig da. Dem Müller aber nagte das Gewissen so sehr, dass er hinsiechte und starb, nachdem man den Trunkenbold vorher schon als Leiche aus der Haun gezogen hatte. Seitdem geht der Müller um und sucht die Vorübergehenden in den Fluss zu ziehen.

Jedes Jahr muss er wenigstens einen herein locken. Meist sind das auch Trunkenbolde, denn auf diese hat er es abgesehen, weil ein solcher ihn in sein Unglück gestürzt hat.


Sternschnuppen

Die Sternschnuppen sind Gehilfen des bösen Feindes und man darf sie nicht anrufen, denn sie werden leicht wild und werfen dann mit faulen Käsen und anderen Dingen nach denen, welche sie beleidigen.

Andere sagen, wenn man einen Wunsch hege in demselben Augenblick, wo man eine Sternschnuppe fallen sehe, so gehe dieser Wunsch in Erfüllung.


Der Hellenstein

Gegenüber der Stadt Treffurt an der Werra liegt der Hellenstein. Von diesem geht die Sage, dass einst ein vornehmer Herr auf seinem Pferd herabgesprengt sei und beide seien unbeschädigt unten angelangt.


Der Kirchberg bei Ulfa

Westlich von Ulfa liegt ein Berg, der heißt der Kirchberg. Auf dem wollten die Leute vor Zeiten eine Kirche bauen. Was aber von Holzwerk am Tage aufgerichtet wurde, das fand man am folgenden Morgen vor das Dorf an die Stelle getragen, wo noch jetzt die Kirche steht. Da ließ man endlich von dem Werk ab und baute die Kirche an letzterer Stelle. Der Berg behielt aber von der Begebenheit den Namen, welchen er jetzt noch führt.