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Der Welt-Detektiv Band 6

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Happy Birthday!

»Wisst ihr ei­gent­lich, was für ei­nen Tag wir heu­te ha­ben?«

Clai­re, Mar­kus und Dan dreh­ten sich un­ver­mit­telt um und starr­ten Ken un­gläu­big an.

Der An­blick ei­nes Hun­des mit fünf Bei­nen hät­te die Freun­de wohl nicht über­rasch­ter aus­se­hen las­sen kön­nen.

»Was soll das denn jetzt?«, brumm­te Dan un­ge­hal­ten. »Hast du kei­ne an­de­ren Sor­gen?«

Auch Clai­re zuck­te mit den Ach­seln und starr­te Ken verständ­nis­los an.

»Dan hat recht, ir­gend­wie kann ich dir ge­ra­de auch nicht so ganz fol­gen. Was willst du uns da­mit sa­gen?«

Als Ken er­kann­te, dass sei­ne Be­geis­te­rung für den heu­ti­gen Tag bei den an­de­ren auf tau­be Oh­ren stieß, war er sicht­lich ent­täuscht. Ins­ge­heim hat­te er näm­lich be­son­ders von Dan et­was mehr An­teil­nah­me er­war­tet.

»Ver­gesst es!«, er­wi­der­te der Ja­pa­ner auf das Un­verständ­nis und wand­te den Kopf mit ei­ner hef­ti­gen Be­we­gung zur Sei­te, um da­nach sicht­lich ein­ge­schnappt ir­gend­ei­nen ima­gi­nä­ren Punkt im Wald an­zustar­ren. Schlaf­trun­ken rich­te­te sich in ih­rer un­mit­tel­ba­ren Nähe eine zier­li­che Ge­stalt auf, warf ei­nen kur­zen Blick in die Run­de und streck­te sich nach ei­nem herz­haf­ten Gäh­nen wie­der am Bo­den aus.

»Psst«, wis­per­te Clai­re lei­se und leg­te ihre Rech­te mit ei­ner sanft an­mu­ten­den Ges­te zärt­lich auf Kens Schul­tern. Dies wie­der­um ver­an­lass­te Dan, dem Ja­pa­ner ei­nen mehr als fins­te­ren Blick zu­zu­wer­fen. »Sei bit­te lei­se. Vie­le von den Leu­ten hier sind am Ende ih­rer Kräf­te und wol­len ein­fach nur schla­fen. Wer weiß, was uns mor­gen noch al­les er­war­tet.«

»Wenn es so­wie­so kei­nen in­te­res­siert …«

Clai­re schüt­tel­te verständ­nis­los den Kopf und starr­te Ken ein­dring­lich an.

»Was soll das Ge­re­de? Über­leg doch mal, seit un­se­rem ers­ten Zeit­sprung aus Kan­sas City sind wir von ei­ner Pa­ral­lel­welt in die an­de­re ge­stürzt, ha­ben uns mit Amei­sen, Au­ßer­ir­di­schen und Zom­bies he­rum­ge­schla­gen und wa­ren nahe da­ran ge­fres­sen, ge­fol­tert oder er­schos­sen zu wer­den. Gott sei Dank ist bis auf die Sa­che mit mei­nem Arm kei­ner von uns bis­her ernst­haft ver­letzt wor­den. In all die­sen Wel­ten hat­ten wir ge­nug da­mit zu tun zu über­le­ben, da­her glau­be ich nicht, dass ir­gend­ei­ner von uns sich noch da­ran er­in­nern kann, was für ei­nen Tag wir heu­te ha­ben. Die Uh­ren ti­cken in je­der Welt an­ders. Was für ein Da­tum meinst du denn, das von die­ser Welt, von un­se­rer Welt oder von der vo­ran­ge­gan­ge­nen Welt? Al­lein schon die­se De­fi­ni­ti­on be­rei­tet mir Kopf­zer­bre­chen, ganz zu schwei­gen da­von, dass wir nicht wis­sen, ob hier und heu­te Mitt­woch, Frei­tag oder Sonn­tag ist.«
Re­sig­nie­rend ließ Ken die Schul­tern hän­gen und starr­te zu Bo­den. In die­sem Mo­ment be­gann Mar­kus da­mit, den aus­ge­streck­ten Zei­ge­fin­ger sei­ner Rech­ten schein­bar völ­lig sinn­los nach­ei­nan­der auf die Fin­ger­kup­pen sei­ner Lin­ken zu tip­pen, ganz so, als ad­die­re er im Geist ir­gend­wel­che Zah­len­fol­gen. Kurz da­rauf husch­te ein wis­sen­des Lä­cheln über sein Ge­sicht.

Mit vor­ge­rück­tem Kinn deu­te­te er auf Ken, als er flüs­ter­te: »War­um zum Teu­fel ist der 30. Ok­to­ber so wich­tig für dich?«»Wo­her weißt du …?«

»Hal­lo«, un­ter­brach ihn Mar­kus. »Ich bin Phy­si­ker, au­ßer­dem kann ich rech­nen. Also, was ist so be­son­de­res an die­sem Tag?«

»Hast du der 30.10. ge­sagt?«, misch­te sich Dan in die Un­ter­hal­tung ein, leg­te sein Ge­sicht in Fal­ten und schien an­ge­strengt zu über­le­gen. Kurz da­rauf knall­te er sich mit ei­nem Aus­druck to­ta­ler Er­leuch­tung die fla­che Hand vor die Stirn. Irr­itiert flo­gen die Bli­cke von Mar­kus und Clai­re zwi­schen den bei­den Män­nern hin und her.»Na klar, wie konn­te ich die­sen Tag auch nur ver­ges­sen?«
Der Sport­stu­dent er­hob sich, ging auf Ken zu und klatsch­te ihn ab, wie ein Foot­ball­spie­ler sei­nen Mann­schafts­ka­me­ra­den, weil die­ser so­eben den töd­li­chen Pass zum Matchge­winn ge­schla­gen hat­te. Die Ge­sich­ter von Mar­kus und Clai­re wur­den in­des im­mer nach­denk­li­cher.
»Tja, Leu­te«, er­wi­der­te der Sport­stu­dent. »Es gibt tat­säch­lich noch ge­wis­se Din­ge zwi­schen Him­mel und Erde, die nur wah­re Män­ner ver­ste­hen!«»Na, dann klär uns doch mal auf, du Hel­den­va­ter!«, er­wi­der­te Clai­re schnip­pisch.

»Das macht am bes­ten Ken, schließ­lich war er es auch, der sich ge­ra­de an die­se Ge­schich­te er­in­nert hat.«»Dann schieß los, Ken. Ich bin echt ge­spannt, was da für eine Ge­schich­te ans Ta­ges­licht kommt.«

»Seid lei­se«, mahn­te Clai­re er­neut, nach­dem sie bei ei­nem ra­schen Sei­ten­blick fest­ge­stellt hat­te, dass hier und da ei­ni­ge der Schla­fen­den kurz den Kopf ge­ho­ben hat­ten und an­de­re sich un­ru­hig hin und her wälz­ten.»Wir soll­ten ent­we­der et­was lei­ser re­den oder ein Stück weg­ge­hen.«Kur­ze Zeit spä­ter setz­ten sich die vier Freun­de ei­nen Stein­wurf vom ei­gent­li­chen La­ger ent­fernt un­ter die weit aus­la­den­den Äste ei­ner ge­wal­ti­gen Fich­te und starr­ten Ken er­war­tungs­voll an. Ob­wohl die Ster­ne am Him­mel nur ein schwa­ches Licht spen­de­ten, war zu er­ken­nen, dass der Ja­pa­ner von der Si­tu­a­ti­on jetzt doch et­was über­rascht war.»Ihr seid schon selt­sa­me Freun­de. Erst in­te­res­siert sich kei­ner für das, wor­auf ich an­ge­spielt habe und jetzt hockt ihr im Dun­keln wie ein paar pu­ber­tie­ren­de Teen­ager vor mir und je­der von euch platzt fast vor Neu­gier­de.«

»Dann spann uns nicht län­ger auf die Fol­ter, son­dern fang ein­fach an zu er­zäh­len«, for­der­te Clai­re.

»Wie du willst«, sag­te Ken, hol­te Luft und be­gann zu re­den.

»Ich hass­te Re­verend McBain. Schon von dem Mo­ment an, als ich ihn zum ers­ten Mal sah, konn­te ich ihn nicht lei­den. Den an­de­ren er­ging es eben­so. Der Kerl war ein ech­ter Kotz­bro­cken.«

»Mo­ment mal, wer sind die an­de­ren?«, frag­te Clai­re da­zwi­schen.

»Ken, ich und noch zwei an­de­re Jungs aus der Stra­ße«, ant­wor­te­te der Sport­stu­dent spon­tan und starr­te die Frau ir­gend­wie selt­sam an.

»Und war­um er­zählt Ken dann nur von sich? So wie ich das jetzt mit­be­kom­men habe, spielst du in die­ser Ge­schich­te schließ­lich auch eine Rol­le.«»Ken war die Haupt­per­son bei der gan­zen Sa­che, des­halb wird er uns die­se aus­schließ­lich mit sei­nen Wor­ten er­zäh­len«, füg­te Dan hin­zu. Clai­re öff­ne­te schon den Mund zur nächs­ten Fra­ge, als Dan noch er­gänz­te: »Hör ein­fach zu.«

»Könnt ihr jetzt viel­leicht mal den Mund hal­ten und Ken wei­ter er­zäh­len las­sen? Mich in­te­res­siert die Ge­schich­te näm­lich wirk­lich«, fauch­te Mar­kus und starr­te die Grup­pe är­ger­lich an.

Im nächs­ten Au­gen­blick wur­de es mucks­mäus­chen­still, dann be­gann der Ja­pa­ner, die Ge­schich­te je­nes 30. Ok­to­ber zu er­zäh­len.


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