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J. R. R. Tolkien – Herr der Ringe 1

Die Filme und was so nicht im Buch steht

Viele Jahre galt das Buch »Der Herr der Ringe« als unverfilmbar.
Dann plötzlich, Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts sollte sich das ändern. Ein Mann von hobbitähnlicher Statur mit Namen Peter Jackson hatte erkannt, dass die Technik soweit fortgeschritten war, dass er es wagen konnte, die Geschichte in Bilder umzusetzen.

Was daraus geworden ist, dürfte unterdessen jedem Kinobesucher und Filmliebhaber bekannt sein. Doch kennt auch jeder, der die Filme gesehen hat, die Romanvorlage?

Inwieweit wurde das geschriebene Wort tatsächlich auf die Leinwand gebracht?

Anhand einiger Beispiele möchte ich versuchen zu erläutern, was so nicht bzw. wie es im Buch steht. Dabei liegt es mir fern, jede noch so kleine Veränderung herauszuarbeiten, denn dass es bei der Verfilmung einer Romanvorlage zu Veränderungen und Anpassungen kommen muss, dürfte jedem Leser klar sein. Fazit ist jedoch, dass alle Veränderungen im Sinne der Geschichte vorgenommen wurden, alle wesentlichen Bestandteile erhalten geblieben sind und dass die Veränderungen zum allgemeinen Verständnis der Zuschauer beigetragen haben.

Teil 1: Die Gefährten

Der Film beginnt mit einem Rückblick auf die letzte große Schlacht gegen Sauron, als es zum Letzten Bund zwischen Menschen und Elben kam und sie gemeinsam ihren Feind Sauron besiegt haben. Es wird die Geschichte des Ringes erzählt, bevor er in die Hände Bilbo Beutlins fiel. Alle diese Dinge stehen so nicht am Anfang in der Romanvorlage. Doch für den Zuschauer, der die Bücher nicht kennt, sind diese Teile der Geschichte insofern wichtig, als dass er den weiteren Verlauf verstehen kann. Es wird ebenfalls gleich zu Beginn die Figur Elrond vorgestellt, jener Elb, der im weiteren Verlauf der Filme noch eine entscheidende Rolle spielt und dessen distanziert wirkendes Verhalten Gandalf gegenüber klar gemacht wird.

Das Buch hingegen beginnt mit einer ausführlichen Einführung in das Leben der Hobbits im Auenland. In diese Idylle geht der Film dann auch nahtlos über, doch Jackson arbeitet gerade dieses Idyll weniger mit Worten als mit ausdrucksstarken Bildern heraus. Die friedlich daliegende Gegend des Auenlandes entspricht der Beschreibung Tolkiens, genau wie das Aussehen der Hobbits. Was im Film wiederum verändert wurde, um die Hauptfiguren besser in die Handlung einzuführen, sind kleine Details, anhand derer die Handlungsträger charakterisiert werden.

So lernt man Frodo anfangs lesend kennen, als Gandalf die Szene betritt. Die beiden scheinen sich schon lange gut zu kennen, doch dem ist im Roman nicht so. Im Film wird mit dieser Szene der lange Zeitraum von 17 Jahren überbrückt, der zwar im Buch eine Rolle spielt, im Film aber konsequent ausgelassen wird. Während dieser Jahre bewahrt Frodo den Ring auf, doch Gandalf findet heraus, um welchen Ring es sich tatsächlich handelt. Diese Szene wird dem Zuschauer ebenfalls sehr früh gezeigt, um die Dringlichkeit und Eile für Frodos Aufbruch zu verdeutlichen. Die gesamten Reisevorbereitungen, die Rolle, die Sam, Merry und Pippin dabei spielen, bleiben im Film ebenfalls unerwähnt. Dafür werden die beiden Hobbits Merry und Pippin auf eine ganz andere Art und Weise vorgestellt, nämlich als zwei Lausbuben, die sich an Gandalfs Feuerwerkskörpern vergreifen.

Auch Gandalf wird anders vorgestellt als im Buch. Die Eile, die er im Film an den Tag legt, entspricht nicht seinem Wesen, doch für den Film ist genau dieses Tempo das Richtige, um den Aufbruch Frodos glaubwürdig zu machen. Und trotzdem, der Beginn der Reise gestaltet sich im Film dadurch etwas zu einfach. Sam geht ohne Widerrede einfach mit, Merry und Pippin schließen sich, ohne groß zu fragen, einfach wie zufällig an und schon verlassen vier Hobbits das Auenland.

Der erste Teil der Reise unterscheidet sich, aufgrund der fehlenden Passagen um die Planung der Reise, dann auch gravierend vom Buch. Der vorgetäuschte Umzug Frodos nach Krickloch, die Hilfe, die den Gefährten durch Bauer Maggot widerfährt, die ganze Verschwörung, die sich um Frodo entwickelt, wird im Film ausgelassen. Ebenso entfällt die Szene mit Tom Bombadil im Alten Wald. Sicher, Tom Bombadil spielt im Verlauf der weiteren Handlung des Buches keine Rolle mehr, doch anhand dieser Figur und seiner Umgebung wird dem Leser schnell verdeutlicht, dass es außer dem Ring noch andere Mächte in Mittelerde gibt, die älter sind als das Böse und von der Macht des Ringes uneinnehmbar sind. Im Alten Wald spielt sich auch schon die Szene mit der Weide ab, die im Film verschoben wird in den Fangornwald. Da ist es dann Baumbart, der die beiden Hobbits aus den Fängen des Weidenbaumes befreit. Es wird deutlich, dass Baumbart, genau wie Tom Bombadil, über der Macht des Ringes steht, doch diese Szene wird letztendlich nur der aufmerksame Leser des Buches richtig zu deuten wissen. Für den Zuschauer des Filmes wird anhand dessen lediglich die Vielfalt der Mysterien in Mittelerde veranschaulicht. Dieser Hoffnungsfunke am Anfang der Reise entfällt im Film. Durch dieses Auslassen fällt allerdings auch eine entscheidende Szene weg, die für die weitere Geschichte von Bedeutung ist. Beim Verlassen des alten Waldes gelangen die vier Hobbits in die Hände der Gräberunholde bei den alten Hügelgräbern, vor denen sie von Tom Bombadil gewarnt wurden. Und in eben diesen Hügelgräbern kommen die Hobbits in den Besitz ihrer Waffen, alter numenorischer Schwerter, die sie im Film später auf der Wetterspitze von Aragorn erhalten. Einfach so. Es gibt im Film keine Erklärung, doch dass Merry am Ende mit dieser Waffe den Hexenkönig von Angmar verletzen kann und das auch überlebt, liegt an der besonderen Macht dieser alten Waffen.

Was im Film jedoch auch von Anfang an berücksichtigt wird, weil es großen Einfluss auf die weitere Handlung hat, ist das Erscheinen der Schwarzen Reiter. Jedoch ist es im Film viel dramatischer dargestellt als im Buch und der Film bekommt somit von Anfang an mehr Spannung und Tempo verliehen.

Mit der Ankunft der Hobbits in Bree beginnt dann im Film die eigentliche Reise der Hobbits.
Die Ereignisse in Bree werden im Film dramatischer umgesetzt, indem die Hobbits dort bei Nacht und Regen eintreffen. Auch hier gibt es wieder Kürzungen im Film. Besonders erwähnenswert ist die Szene, in der die Hobbits auf Streicher, den Waldläufer, treffen. Da im Film keine Rede von einem Brief Gandalfs ist, muss der Waldläufer das Vertrauen der Hobbits auf eine andere Art gewinnen. Doch auch das zerbrochene Schwert Narsil steht dem Waldläufer im Film dafür als Beweis nicht zur Verfügung, denn das hat der Regisseur nach Bruchtal verlegt. Im Buch trägt Aragorn das Schwert jedoch bei sich und überzeugt damit die Hobbits, besonders Sam, von seiner Wahrhaftigkeit. Ohne Schwert wäre der Kampf auf der Wetterspitze nicht in solche Bilder umzusetzen gewesen, die letztendlich aber zeigen, dass Aragorn oder Streicher, wie er da noch heißt, den Hobbits absolut treu ergeben ist. Das räumt beim Zuschauer sowie bei den Hobbits die letzten Zweifel aus.

Ein weiteres wichtiges Ereignis, welches sich in Bree zuträgt, bleibt dem Zuschauer des Filmes verborgen. Die Geschichte, wie die Gefährten zu ihrem Pony kommen.
Im Wirtshaus »Zum tänzelnden Pony« werden zwar einige finstere Gestalten eingeblendet, doch von deren Wirken erfährt man so gut wie nichts. Lutz Farning, der dem Bösen schon verfallen ist, wie Merry bei seinem, im Film ebenfalls gestrichenen, Erkundungsgang durch die Stadt erfährt und dabei auch einem schwarzen Reiter begegnet, verkauft den Hobbits für eine immense Summe ein altes, klappriges Pony. Das letzte, welches in Bree zu haben ist. Sam tauft dieses auf den Namen des Vorbesitzers Lutz und schließt fast so etwas wie eine tiefe Freundschaft zu dem Tier. Das Weglassen dieser Szene macht die Verabschiedung Sams von dem Pony vor dem Tor Morias eigentlich überflüssig.

Die Reise von Bree zur Wetterspitze erfolgt im Film relativ unproblematisch und schnell. Das Durchqueren der Mückenwassermoore, was sich im Buch als sehr beschwerlich erweist, wird stark verkürzt. So behält der Film sein Tempo bei und wendet sich schnell den nächsten bedeutenden Ereignissen zu, welches dann schon der Kampf auf der Wetterspitze mit den Nazgul ist. Dieser Kampf wird im Film dann auch viel dramatischer und actionreicher dargestellt als im Buch. Streicher wird wieder einmal zum Retter der Hobbits und vertieft so seine Rolle als heroischer Kämpfer, der viel mehr in sich birgt, als die Hobbits und die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt wissen. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Waldläufers werden erst im Lauf der Handlung immer weiter offenbart. Während des Kampfes mit den Ringgeistern wird Frodo durch die Morgulklinge des Hexenkönigs von Angmar verletzt. Nun ist in Buch und Film Eile geboten, denn nur Streicher weiß zu diesem Zeitpunkt, was diese Verletzung bewirken könnte. Diese Eile wird im Film durch ein erhöhtes Tempo der Reisenden und durch Frodos Veränderung veranschaulicht.

In der Szene, während die Gefährten in aller Eile den Weg nach Bruchtal zurücklegen und dabei die ganze Zeit von den Schwarzen Reitern verfolgt werden, kommt es im Film zu einer wirklich drastischen Veränderung zur Romanvorlage.
Im Buch betritt der Elb Glorfindel die Handlung und überlässt Frodo sein schnelles Ross Asfaloth, dadurch schafft Frodo es allein auf dem Rücken des Pferdes über die Bruinenfurt.
Die Flut, welche die Schwarzen Reiter mit sich reißt, wird von der Macht Elronds ausgelöst. Arwen befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Bruchtal.

Im Film wurde diese Szene genutzt, um Arwen vorzustellen. Sie betritt das Geschehen, als Streicher nach Königskraut für Frodos Wunde sucht, und nimmt den verletzten Frodo, der zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr Herr seiner Sinne ist, auf ihr Pferd und reitet mit ihm in Windeseile davon, die Schwarzen Reiter folgen ihr dicht auf den Fersen. Arwen schafft es im letzten Moment durch die Furt und im Film ist sie es, die die Flutwelle heraufbeschwört. Elronds Macht beschränkt sich hier nur auf die Heilung von Frodos Wunde.

Für das Verständnis des Zuschauers ist die Veränderung dieser Szene nachzuvollziehen, für den Kenner der Buchvorlage sicher eine der schwerwiegendsten Veränderungen überhaupt. Denn an dieser Stelle wird im Buch Elronds ganze Macht offenbart, woraus sich seine Entscheidungen im weiteren Verlauf der Handlung für den Leser nachvollziehen lassen.

Während der Reise von Bree nach Bruchtal werden die Hobbits nur von Streicher begleitet.

Doch was ist mit Gandalf?
Gandalf verlässt Frodo und Sam gleich am Beginn ihrer Reise und reitet direkt nach Isengart. Diesen direkten Weg nimmt er aber nur im Film, da dort ein weiterer Zauberer, Radagast der Braune, verschwiegen wird. Im Buch ist es Radagast, der Gandalf mitteilt, dass Saruman ihn erwartet. Von Gandalfs Besuch in Isengart erfährt der Leser des Buches allerdings erst viel später, nämlich bei Elronds Rat. Von einem Zaubererduell, wie es im Film gezeigt wird, ist da jedoch keine Rede. Auch dass sich Saruman offen als Diener Saurons offenbart, steht so nicht im Buch. Für das Verständnis des Filmes ist dies jedoch sicher von Vorteil. Genau wie die Szene der Erschaffung der Uruk-hai. Ein Uruk-hai namens Lurtz findet im Buch keine Erwähnung und unter einer neuen Züchtung verstand Tolkien nicht eine solche, wie im Film gezeigte, Produktion. Anhand eines einzelnen Uruk-hai lässt sich diese Rasse bildlich aber viel besser demonstrieren.

Was in Film und Buch erwähnt wird, ist Gandalfs Gefangenschaft auf dem Ortanc. Jedoch unterscheidet sich seine Befreiung wieder grundlegend. Von einer Motte als Vermittler hat Tolkien nichts geschrieben, der Adler Gwaihir rettet Gandalf, weil er ihn entdeckt. Die Macht der Adler ist im Film schwierig umzusetzen, und man kann nicht davon ausgehen, dass alle Zuschauer das Mysterium um die Adler kennen, welche seit dem 1. Zeitalter eine wichtige Rolle in Mittelerde spielen. (siehe dazu Tolkien Beitrag in den Wunderwelten, Das 3. Zeitalter)

In Bruchtal, in Elronds Haus, treffen die Hobbits Gandalf wieder.
Er ist der Erste, den Frodo nach seiner Genesung hört und sieht.
Der Aufenthalt in Bruchtal wird im Film allerdings dann etwas anders dargestellt als im Buch. Von der Schönheit Bruchtals überwältigt, genießen die Hobbits die Zeit dort. Und es ist eine wesentlich längere Zeit, die sie dort verbringen, welche im Film aber stark verkürzt wirkt.

Die Einberufung von Elronds Rat scheint im Film in nur wenigen Stunden stattzufinden, so bleibt auch während der vermeintlichen Ruhezeit das Tempo im Film erhalten.

Die Szene, in der sich Boromir und Aragorn in der Halle, in welcher die Bruchstücke des Schwertes Narsil aufbewahrt werden, begegnen, existiert im Buch nicht. Für den Film wird sie genutzt, um die beiden unterschiedlichen Charaktere vorzustellen bzw. zu vergleichen. Besonnenheit und Unschlüssigkeit gegen Stolz und Kraft.

Ebenso die kurze Liebesszene zwischen Arwen und Aragorn wurde für den Film erfunden. Was wiederum stimmt, ist, dass Aragorn den Elbenstern erhält, jedoch nicht zu diesem Zeitpunkt von Arwen, sondern erst später in Lothlorien von Galadriel als ein Zeichen der Hoffnung.

Die Liebe zwischen Arwen und Aragorn wurde der Glaubwürdigkeit wegen im Film deutlicher herausgearbeitet als im Buch, was dem Film insgesamt ein wenig Romantik verleiht. Ohne diese zusätzlichen Szenen würden Zuschauer die Stärke dieser Liebe zwischen Mensch und Elb wohl gar nicht verstehen können.

Elronds Rat wird im Film auf das Wesentliche zusammengekürzt, nämlich auf die Frage, was mit dem Ring geschehen soll. Viele andere Informationen, die der Leser des Buches erst während des Rates von Gandalf erfährt, kennt der Zuschauer schon aus eingefügten Szenen, z.B. Gandalfs Gefangenschaft oder die Geschichte von Bilbo Beutlin und wie er in den Besitz des Ringes kam. Im Buch nimmt Bilbo am Rat teil, genauso wie Sam. Lediglich Merry und Pippin sind nicht dabei und sie lauschen auch nicht heimlich.

Was im Film an dieser Stelle keinerlei Erwähnung findet, ist Boromirs Motiv für seine Anwesenheit. Dieser Traum, aufgrund dessen er Bruchtal aufsucht, wird erst viel später in einem Rückblick und auch nur in der Special Extended Edition erwähnt.

Auch alle Vorschläge, die als Alternativen zur Vernichtung in Erwägung gezogen werden, spielen im Film keine Rolle. Gerade der Vorschlag, den Ring Tom Bombadil zu übergeben, ist natürlich hinfällig geworden, weil er im Film gar nicht erwähnt wird. Dafür wird die Unterschiedlichkeit der beiden menschlichen Charaktere weiter ausgebaut. Und die neuen Charaktere, der Elb Legolas und der Zwerg Gimli, werden dem Zuschauer anhand ihres Auftretens in Elronds Rat vorgestellt. Gimli schreitet sofort zur Tat und will den Ring mit seiner Axt zerstören, eine Szene, die keine Erwähnung im Buch findet.

Letztendlich führt die Szene im Film dahin, dass sich alle Gefährten relativ schnell und freiwillig für die Reise melden. Das ist zwar gut für das Tempo des Filmes, aber es untergräbt auch Elronds Rolle, die er im Buch bei dieser Entscheidung spielt. Der Elbenfürst, dessen Rolle und Wichtigkeit ganz am Anfang des Filmes betont wird, wählt im Buch die Gefährten erst Wochen nach dem Rat aus.

 

In Film und Buch brechen neun Gefährten aus Bruchtal auf.
Der erste Abschnitt der Reise zeigt im Film eine Szene, in der die Hobbits von Boromir im Kampf unterrichtet werden. Davon steht nichts im Buch, doch es erklärt dem Zuschauer, warum die Hobbits mit ihren Waffen, die sie ja erst kurz vorher erhalten haben, umgehen können. Und Boromir, der bis dahin als unnahbar und stolz galt, darf seine menschliche Seite in dieser Szene offenbaren.

Doch schon kurze Zeit später erkennt der Zuschauer die andere Seite Boromirs. Dazu wurde im Film die Szene im Schnee eingefügt, als Frodo während eines Sturzes den Ring verliert und Boromir ihn aufhebt und in den Händen hält. Diese Szene verdeutlicht zwar Boromirs Verlangen nach dem Ring, wird aber im Buch so nicht dargestellt. Es sieht danach aus, dass der Ring selbst versucht, in Boromirs Hände zu gelangen, da er sich doch immer einen neuen Träger gesucht hat. Doch dem ist nicht so. Nicht der Ring wollte zu Boromir, sondern Boromir wollte den Ring.

Der Weg führt die Gefährten weiter zum Pass von Caradhras. In der Romanvorlage ist keine Rede davon, dass Saruman für den Schneesturm und die Späher verantwortlich ist. Im Film jedoch wird der Weiße Zauberer dafür allein verantwortlich gemacht. Zu diesem Zeitpunkt wird im Film Saruman zum Hauptfeind der Gefährten und Saurons Rolle dadurch etwas in den Hintergrund gerückt. Anhand der Figur Saruman wird damit ein Feind personifiziert, was für die Spannungshaltung wesentlich ist, doch leider wird damit auch die mystische Vielschichtigkeit Mittelerdes untergraben. Mittelerde wurde von Tolkien genauso mystisch beschrieben, wie die Wesen, die es bevölkern.

Während des Schneesturmes muss Frodo die Entscheidung fällen, welchen Weg die Gefährten nun einschlagen. Damit wird im Film Frodos Rolle als Ringträger hervorgehoben. Im Buch trifft er diese Entscheidung nicht, genauso wenig wie Gimli zu dem Weg durch Moria drängt. Es sind tatsächlich die Warge, die in der Nacht heulen, welche den Gefährten die Entscheidung abnehmen, ob sie Moria betreten sollen oder nicht.

 

Auch des Rätsels Lösung um die Öffnung des Tores nach Moria unterscheidet sich im Film von der Romanvorlage. Frodo hatte im Film die Entscheidung über den weiteren Weg zu treffen und er ist es auch, der das Rätsel löst, welches das Tor öffnet. Tatsächlich kommt Gandalf im Buch allein auf die Lösung, nachdem Merry die Frage nach der Bedeutung des Spruches auf dem Tor richtig gestellt hat. Frodo wird im Film eine größere Rolle zugedacht als im Buch und leider ist es in dieser Szene so, dass Gandalfs Weitsicht und Wissen damit deutlich herabgesetzt werden.

Frodos Rolle im Film wird ebenfalls anhand von Morias Torwächter im See weiter herausgearbeitet. Der Angriff des Ungeheuers auf den Ringträger wird stark dramatisiert, es bedarf aller Gefährten, um den Hobbit aus den Fängen des Torwächters zu befreien. Es ist aber eigentlich nur Sam, der auf das Ungeheuer einsticht.

Dass dieser Torwächter das Tor letztendlich zum Einsturz bringt, steht auch in der Romanvorlage, doch da wissen die Gefährten, was sie erwartet. Im Film sehen sie erst nach dem Einsturz, was tatsächlich auf sie wartet, und dass sie nun keine Wahl mehr haben umzukehren, das verleiht dem Film mehr Spannung.

 

Der Weg durch Moria wird im Film etwas geraffter gezeigt als im Buch beschrieben. Gollums ersten Auftritt im Film benutzt Peter Jackson an dieser Stelle, um ihn als Figur vorzustellen. Im Buch behält Frodo die Entdeckung dieses Verfolgers zunächst für sich, was die Spannung im Buch erheblich mehr vertieft. Der Dialog zwischen Gandalf und Frodo über dieses Geschöpf findet im Roman im Auenland statt.

Mit den »Trommeln in der Tiefe« wird im Film dann auch wieder mehr Tempo ins Geschehen gebracht als in der Romanvorlage. Im Buch wirft Pippin einen Stein in einen Schacht eines ehemaligen Wachraumes, in dem die Gefährten übernachten wollen. Als Strafe dafür muss er die erste Wache übernehmen. Das Trommeln begleitet die Reisenden von da ab mehrere Tage, erst dann erfolgt der Angriff durch die Orks. Die Handlung im Film wird durch das schnelle Erscheinen der Orks temporeicher, doch die düstere Spannung des Buches geht hier leider etwas verloren.

Der Kampf mit den Orks und dem Höhlentroll erfährt im Buch nicht ganz die Dramatik, wie sie im Film gezeigt wird. Frodo wird von einem Ork verletzt, nachdem er mit seinem Schwert dem Troll eine Wunde zufügen konnte. Die Veränderung dieser Szene muss man dem Regisseur insofern zugutehalten, dass er auch die Hobbits in das Kampfgeschehen eingreifen lässt und damit aufzeigt, dass auch Hobbits durchaus kampffähig sind. Ich halte gerade diese Szene für einen Ausgleich zu der Bedeutung der Schwerter, die die Hobbits im Film ja nicht aus den Hügelgräbern erhalten haben.

Die Flucht aus Balins Grab erfolgt im Film durch die Halle, aus der heraus die Gefährten das Grab betreten haben. Es ist aber so, dass sie – ohne ihre Feinde wirklich zu besiegen – durch einen Seitengang das Grab verlassen. Der Sieg, wie er im Film dargestellt wird, bringt für den weiteren Verlauf der Handlung natürlich wieder mehr Dramatik ins Geschehen. Als sie glauben, dass sie es fast geschafft haben, betritt der Balrog das Geschehen. Dabei wird im Film die ganze Szene anhand der Treppen von Moria spannender und beeindruckender dargestellt. Die vielen kleinen Szenen, wo sich die Gefährten gegenseitig helfen und zum Teil das Leben retten, stehen so nicht im Buch. Für den Film aber eine gute Gelegenheit, Boromirs Stärke oder die Freundschaft zwischen Legolas und Gimli zu veranschaulichen. Dass der Elb den Zwerg rettet, indem er ihn an seinem Bart packt, ist für den Film völlig frei erfunden, doch es macht die ganze Spannung und Dramatik für den Zuschauer gerade an dieser Stelle erträglicher.

Als die Gefährten Moria endlich verlassen haben, führt sie ihr Weg nach Lothlorien. Auch hier wird die Handlung im Film wieder auf das Wesentliche beschränkt, um das Tempo zu halten. Ebenso gekürzt wurde die Ankunft in Lothlorien und die erste Begegnung mit den Elben. Dass diese ein Problem mit dem Zwerg haben, wird mit dem Auftreten Haldirs verdeutlicht, der an dieser Stelle dem Zuschauer vorgestellt wird. Leider fehlen dem Film all die Kleinigkeiten, anhand derer Tolkien z.B. die Fletts beschreibt, die vielen Details, was mit dem Gepäck der Hobbits passiert, die Weigerung der Elben, einen Zwerg in ihr Reich zu lassen usw., was dem Film die Bedeutung, als weiteren Ort relativer Sicherheit nach Bruchtal für die Gefährten, zugunsten des Tempos etwas vernachlässigt.

Galadriels Spiegel wird im Film natürlich nicht ausgelassen. Doch auch hier gibt es Veränderungen. Im Buch dürfen Frodo und Sam in den Spiegel schauen, und Sam ist es, der die Zerstörung des Auenlandes sieht. Frodo erblickt den Zerfall des Bundes und das Auge Saurons. Dass er im Film auch noch die Zerstörung seiner Heimat mit ansehen muss, vertieft für den Ringträger seine Bedeutung. Wenn man an dieser Stelle nun schon weiß, dass im Film diese Zerstörung gar nicht stattfindet, dann ist es eben auch sinnlos, dass Sam davon durch den Spiegel in Kenntnis gesetzt wird. Die Erinnerung an das Auenland und die Hoffnung, dorthin wieder zurückkehren zu können, geben Sam die Kraft, dieses Abenteuer zu überstehen. Und genau diese Kraft wurde im Film herausgearbeitet.

 

Als die Gefährten Lorien wieder verlassen, erhalten sie von Galadriel Geschenke. Diese Szene wird allerdings nur in der Special Extended Edition gezeigt. Die meisten Geschenke haben nur wenig Einfluss auf den weiteren Verlauf der Handlung, deshalb wurde auch hier im Film wieder drastisch gekürzt. Neben den Elbenumhängen mit den Spangen wird auf das Elbenseil und die Phiole mit dem Licht von Earendils Stern Schwerpunkt gelegt, denn genau diese Dinge spielen in der weiteren Handlung eine Rolle.

Die folgende Reise auf dem Anduin wird im Film auch wieder drastisch verkürzt und damit auf das Wesentliche beschränkt. Es ist im Film ein Moment der Ruhe und relativen Sicherheit, die dann natürlich wieder in große Tragik und Dramatik übergeht.

Und diese Dramatik arbeitet der Regisseur im Film auch an dieser Stelle besonders heraus. Beginnend mit dem plötzlichen Angriff der Uruk-hai, als Frodo Aragorn über seine Pläne berichtet, bis hin zu Merrys und Pippins Opfer, als sie die Orks von Frodo ablenken, sind Szenen, die nicht im Buch stehen. Tatsächlich weiß Frodo nichts von den Orks, jedoch weiß Sam sehr wohl von Frodos Plänen, die Gemeinschaft zu verlassen.

Über Boromirs Tod berichtet Tolkien erst am Beginn des 2. Bandes. Jackson nutzt ihn für das Finale des ersten Filmes, denn Boromirs Tod und als Folge davon auch Lurtz` Tod bergen Trauer aber auch Hoffnung, und bringen den ersten Film so zu einem abgerundeten Abschluss.


Bilder: Archiv der Autorin, Quellen nicht mehr bekannt

Quellen:

  • J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe, Klett Cotta Verlag
  • DVD »The Lord of the Rings«, Special Extended Edition

Copyright © 2008 by Anke Brandt


Der vollständige Artikel steht als PDF-Download zur Verfügung.

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