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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen der mittleren Werra 25

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Vom Stahlberg bei Seligenthal

Einige Bergleute von Seligenthal hatten sich zusammengetan, um auf dem Stahlberg eine Grube auf Eisenstein anzulegen. Sie waren aber unglücklich und verloren durch das Unternehmen nach und nach ihr ganzes Vermögen. Da glaubte einer von ihnen, noch ein Kleidungsstück entbehren zu können, schlug es los und kaufte einige Talglichter dafür.

Mit diesen machten die Bergleute den letzten Versuch. In der Grube aber wurden sie über die Richtung, die sie einzuschlagen hatten, uneinig, gingen auseinander und ließen aus Versehen die Lichter liegen. Versöhnt kehrten sie am anderen Morgen wieder zur Grube zurück. Zu ihrem Schrecken waren sämtliche Lichter verschwunden.

Nach langem Umhersuchen entdeckten sie endlich eins der Lichter, welches eine Maus in eine enge Kluft geschleppt hatte.

Um nun wieder zu demselben zu gelangen, gingen sie frisch ans Werk, schlugen ein und hieben den schönsten Eisenstein an. Die Stelle aber, an der die Bergleute uneinig geworden waren, wird heute noch das Streitfeld genannt.

 

Von den beiden Burgen bei Seligenthal

Eine Stunde von Schmalkalden liegt das ansehnliche Dorf Seligenthal, ein früherer Wallfahrtsort, in besten Nähe sich ostwärts zwischen den Gebirgen ein von dem Tambacher Wasser durchflossener Grund hineinzieht, welcher zu einem Felsen, dem Falkenstein, führt. Mehrere Merkmale, besonders ein Graben, der um den Stein herumgeht, zeigen, dass hier eine Ritterburg gestanden hatte, die Falkenburg genannt.

Gegenüber auf einem anderen Kopf ließ die Volkssage noch eine zweite Burg, die Tamburg sich erheben. Dort liegt auch eine Waldstrecke, das Haderholz genannt. Um dieses stritten sich, so wird erzählt, einst die beiden Burgherren. Sie hassten sich bis auf den Tod. Anders stand es mit den beiden einzigen Kindern derselben, die waren in heftiger Liebe zueinander entbrannt und sprachen sich trotz des strengsten Verbots ihrer Eltern allabendlich in einer Waldhütte, die auf dem Heinzestein am Bach stand.

Ihre flehentlichen Bitten um die Zustimmung der Eltern zu einem Ehebündnis blieben erfolglos. Die nächtlichen Zusammenkünfte hatten leider ihre Folgen, und so verstieß unter argen Misshandlungen der Falkenburger seine schwangere Tochter. Sie flüchtete zu der Waldhütte und starb hier während der Niederkunft. Ihr Geliebter aber stürzte sich, als er die Tote fand, aus Verzweiflung in sein Schwert.

Die Burgen sind längst verschwunden, an dem Bach jedoch lassen sich alle sieben Jahre die Geister der dort Verstorbenen merken, und ein weißgekleidetes Fräulein beschäftigt sich mit Waschen und bleicht dann ihr Linnen auf der Waldwiese unterm Haderholz.

Ein Schäfer aus Seligenthal fand sie auch einmal dort am Falkensteinborn. Als er näher kam, nieste die weiße Jungfer. Hätte er ihr dreimal Gott helf! zugerufen, so würde sie ihm dankbar um den Hals gefallen sein, denn sie wäre erlöst gewesen. So aber wandte er ihr beim dritten Mal Niesen unmutig den Rücken. Da verschwand die weiße Jungfrau.