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Fashion Beast 1 – Gefeuert

Alan Moore, Malcolm McLaren, Anthony Johnston
Fashion Beast 1
Gefeuert

Originaltitel: Fashion Beast 1-5
Avatar Press

Comic, Softcover mit Klappenbroschur, Paninicomics, Stuttgart, Juli 2013, 132 Seiten, 13,95 Euro, Zeichnungen und Covermotiv von Facundo Percio, aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff, Extras: Covergalerie
haltercomicspercio.blogspot.de
www.paninicomics.de
hernancabreracolor.com

London in einer nicht weit entfernten Zukunft: Der Transvestit Doll arbeitet im Marilyn Monroe-Outfit an der Garderobe des Tanzklubs »Catwalk«, um seinen Träumen von einer Karriere im Glambiz zumindest etwas nahe zu sein. Eines Abends verwüstet ein unfreundlicher Kunde namens Jonni die Garderobe, als Doll sich unerlaubt entfernt hat, um im Klub zu tanzen. Der Rausschmiss im »Catwalk« bedeutet für Doll zugleich eine neue Chance, denn der zurückgezogen lebende und angeblich entstellte Superstar-Designer Celestine sucht Mannequins für seine neue Kollektion. Dolls Probelaufen überzeugt den publikumsscheuen Maestro und er wird sofort als neues Hauptmodel verpflichtet. In Celestines Fabrik trifft Doll Jonni wieder, der ebenfalls für Celestine arbeitet und Doll nun Celestines Kleider für den Laufsteg anstecken soll. Doch Jonni hat eigene Ambitionen als Designer. Er erwähnt Doll gegenüber, wie er Celestines Kleider verbessern würde. Doll gibt Jonnis Ideen Celestine gegenüber als seine eigenen aus. Es kommt zum Streit zwischen Doll und Jonni.

Fashion Beast spielt in einer nicht näher bezeichneten Zukunft, in der ein radioaktiver Fallout droht. Viel mehr erfährt man nicht über den gesellschaftlichen Hintergrund, vor dem diese ungewöhnliche Die Schöne und das Biest-Variante spielt. Da demonstrieren uniform gekleidete Feministinnen vor Celestines Fashion-Fabrik, in dem Metropolis-artig riesige Maschinen betrieben werden, doch eine Erklärung dafür erfolgt (noch?) keine. Ein leicht dystopisches Umfeld also, das in Stil und Stimmung stark an Alan Moores V wie Vendetta erinnert. Selbst beim Cliffhanger, der diesen ersten Band in der Hälfte der Geschichte (fünf von zehn Bänden sind hier enthalten) abschließt ist nicht klar, wo die die Erzählung letztendlich hinführen soll.

Also konzentriert man sich als Leser auf Doll, der mit seinen zerbrechlichen Träumen von Anfang an die Sympathien erringt und auf das zwiespältige Verhältnis zu seinem Garderobiere. Aus seinem lichtlosen Zimmer heraus agiert zudem der mysteriöse Tarotkarten legende Designer Celestine, dem nichts verborgen bleibt, was in seinem Salon vor sich geht und der hier die Rolle des vermeintlichen Biestes einnimmt.

Mit diesem Sujet ist Fashion Beast nicht gerade das, was der gemeine Comic-Aficionado sich so Monat für Monat einverleibt, doch das waren Alan Moores Geschichten schließlich noch nie.

Konzipiert war Fashion Beast ursprünglich als Filmdrehbuch, das Alan Moore (V wie Vendetta, LXG) Mitte der 1980er Jahre, als er an seinem Opus Magnum Watchmen arbeitete, in Zusammenarbeit mit Musiker und Designer Malcolm McLaren (New York Dolls (!), Sex Pistols) – sein kleiner 1989er Solohit Deep in Vogue hat hier auch einen Auftritt – schrieb. Der Film wurde nie realisiert und das Buch verschwand in der Schublade, bis Avatar Press mit der Idee einer Graphic Novel auf Alan Moore zukam. Die Comicadaption erfolgte schließlich durch Anthony Johnston in enger Zusammenarbeit mit Moore. Die Zeichnungen übernahm der Argentinier Facundo Percio, der sich mit Warren Ellis Anna Mercury einen Namen gemacht hatte. Nach der Lektüre von Fashion Beast fällt es schwer, sich hier einen anderen Künstler vorzustellen. Im Zusammenspiel mit der grandiosen Kolorierung von Hernán Cabrera vermittelt Percio gekonnt die Tristesse des Umfelds und den Kontrast zur Farbenpracht der Modewelt. Ebenso beeindruckend fängt Percio die immens wichtige Mimik der Figuren ein.

Als Bonus ist in der Paniniausgabe noch eine umfangreiche Covergalerie enthalten. Insgesamt müssten in dem Band alle verfügbaren Covervarianten enthalten sein. Jedes Fashion Beast-Heft erschien im Original außer mit dem regulären Cover in einem Haute-Couture-Variant, einem Tarot-Variant und mit Wraparound-Cover.

Fazit:
Alan Moores ungewöhnliche Die Schöne und das Biest-Variante, die in einem übersteigert gezeichneten Modezirkus spielt, atmet das Flair der 1980er Jahre, kann aber auch 30 Jahre nach ihrer ursprünglichen Entstehung noch fesseln.

(eh)