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Captain Concho – Band 17

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 17
Umzingelt von allen Seiten

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extras: Karte mit Kurzinformationen über die »Sieben-Tage-Schlacht«

Kurzinhalt:
Unerbittlich werden Captain Concho und seine Männer von den Yankees gejagt und umzingelt. Nach keiner Seite gibt es noch eine Ausbruchsmöglichkeit. Um jeden Preis müssen die Yankees verhindern, dass Concho die Nachricht von General McClellans geplantem Angriff ans Hauptquartier melden kann. Der Nordstaaten-General McClellan hat nämlich zum großen Angriff auf Richmond geblasen, die Hauptstadt der Konföderierten. In einem einzigen Sturmlauf will er den Feind überraschen und dessen wichtigste Bastion einnehmen.

Doch als Captain Concho sich in der Zange befindet, fällt ihm ein gewagter Trick ein …

Leseprobe:

Sam Concho stieg vorn Pferd. Auch Sergeant Dandry und Molden saßen ab. Sie ließen die Pferde im Gestrüpp stehen und liefen gebückt zu den Erlen, die dicht am Ufer standen. Auf der anderen Seite befand sich, was sie suchten. Am Ufer vertäut tagen dort drei lange Nachen. Die mussten nur herübergeholt werden.

Captain Concho nahm den Feldstecher an die Augen. Der Sergeant und Molden spähten ebenfalls angestrengt hinüber.

Als Molden nach rechts blickte, nahm er in einer Viertelmeile Entfernung drüben am anderen Ufer, ungefähr sechshundert Fuß hoch in der Luft, ein seltsames Gebilde wahr. Wie eine kurze, sehr dicke Zigarre sah dieses Ding aus.

»Da! Was zum Teufel ist das?«, raunte er und stieß dem Sergeanten den Ellenbogen in die Seite.

Dandry blickte in die gewiesene Richtung und erschrak.

»Captain! Da drüben! Am anderen Ufer. Ein Beobachtungsballon.«

Captain Concho ließ das Glas sinken und sah hinüber. »0 verdammt!«

Molden raufte sich den krausen Bart. »Was ist das, Dandry?«, fragte er leise. »So etwas habe ich noch nie gesehen, auch nicht, wenn ich bis über den Eichstrich voll gewesen bin.

»Der Kerl wird uns bestimmt gesehen haben!«, stieß Captain Concho hervor und schaute durch den Feldstecher hinüber.

»Da ist ein Mann drin?«, fragte Molden erstaunt. »Wie kann der uns beobachtet haben? Von einem Fenster ist doch gar nichts zu sehen.«

»Unten, du Pfeife!«, raunte Dandry. »Der Kerl steht in dem Korb, der darunter hängt.«

Molden kniff die Lider zusammen.

Den Korb hatte er gesehen, auch die Leinen, die vom Boden aus bis zu dieser riesigen Hülle hinauf reichten. Nun bemerkte er auch die Gestalt. Unwillkürlich presste er die Hand auf den Magen. »Wird dem nicht schlecht so hoch oben?«

»Molden!«, sagte Concho. »Gehen Sie zu Fuß zurück! Der Lieutenant sofort mit allen Männern hierher. Ebenfalls zu Fuß. Volle Deckung, dass die Männer von diesem Beobachter da drüben nicht gesehen werden können.«

Gebückt nahm Molden Haltung an. »Aye, Sir! Alle Mann zu Fuß nach vorn und volle Deckung.«

»Vor dem Kerl da drüben sollen sie sich in acht nehmen«, sagte Captain Concho, den Feldstecher schon wieder vor den Augen.

»Aye, Sir! Melde mich ab.«

Molden machte gebückt kehrt und stapfte davon.

»Der Yankee schon hier am Chickahominy River, Sir?«, fragte der Sergeant und verzog dabei bekümmert das Gesicht.

»Genau das bedeutet es, Dandry!« »Dann kommen wir aber hier nicht hinüber, Sir!«

»Abwarten und Tee trinken!«

»Ob uns der Mann gesehen hat?«

»Das werden wir sehr bald erfahren, denke ich.« Captain Concho spähte wieder durch den Feldstecher und beobachtete den breiten Uferstreifen auf der anderen Flussseite. Nur Gras wuchs da. Doch dahinter begann das Gestrüpp. Der Teufel mochte wissen, was sich alles da ritt verbarg.

Es knackte hinter ihnen. Benson trat mit den Männern aus dem Gebüsch.

Concho winkte. »Alles her zu mir!«

Während sich die Männer hinter dem Captain auf die Knie niederließen, zeigte Molden zum anderen Ufer auf den Ballon.

»0 verdammt!«, raunte Lieutenant Benson, als er sich neben Captain Concho duckte. »Da sind die Burschen schon bis hierher vorgestoßen. Und die Augen haben sie sich gleich so hoch gehängt.«

»Da drüben stehen Kähne«, sagte Concho.

»Der Kerl wird doch sofort eine Meldung abwerfen, wenn auch nur einer von uns hinüberschwimmt.«

»Den holen wir vorher herunter!«, erwiderte Captain Concho und wandte sich um. »Mal kurz herhören!«

Die Männer sahen den Captain an.

»Ein Beobachtungsballon ist das!«, erklärte er. »Eine Stoffhülle voller Gas, das leichter als Luft ist, also aufwärts steigt und leicht genug, um die Hülle, den Korb und einen Mann mit nach oben zu nehmen. Sicherheitsleinen halten den Ballon an der gewünschten Stelle und in der geforderten Höhe. Wir holen das Ding jetzt herunter. Und zwar zielt jeder genau auf die Mitte. – Ist das allgemein verständlich?«

»Aye, Sir!«, raunten die Männer. »Karabiner durchladen und entsichern!«‚ befahl Captain Concho.

Sekundenlang war das metallische Rasseln zu vernehmen.

»Legt an!«

Die Karabiner flogen hoch. Einige Männer rückten nach links und rechts, um besseres Schussfeld zu haben.

»Habt ihr ihn im Visier?«

»Aye, Captain!«, raunten die Männer im Chor.

»Salve – Feuer!«

Die Karabiner dröhnten. »Durchladen!«

Die Männer hebelten die Karabiner durch und spähten über die Läufe hinweg angestrengt hinüber. Da tat sich aber nichts.

»Legt an!«

Die Männer zielten wieder direkt auf den Mittelpunkt der großen schwarzen Hülle.

»Salve – Feuer!«

Wieder krachten die vierzehn Karabiner der Männer, und die Echos hämmerten über das Wasser hinweg und wetterten in den nahen Hügeln weiter.

Der Fesselballon begann zu sinken.

»Wir holen ihn runter!«, rief Forscreek aufgebracht. »Noch eine Salve, Captain?«

»Durchladen und anlegen!«

Der Ballon sank schneller.

»Fertig – Schuss!«, rief Captain Concho.

Die vierzehn Sattelkarabiner donnerten. Der Ballon fing Feuer. Die Männer ließen die Gewehre sinken und sprangen auf. In Flammen und Rauch gehüllt und schnell erschlaffend, stürzte der Beobachtungsballon ab. Wie ein Stein stürzte er die letzten dreihundert Fuß erdwärts und verschwand hinter den Bäumen, über denen schwarzer Rauch emporstieg.

»Hurra!«, schrien die Männer begeistert und rissen die Karabiner hoch.

»Alles in Deckung!«, rief Captain Concho mit Schärfe in der Stimme.

Rasch zogen sich die Männer unter die Erlen zurück.

Captain Concho und der lange Lieutenant suchten mit den Feldstechern das andere Ufer ab. Aber da rührte sich nichts. Doch hinter den Bäumen, hinter denen der Ballon aufgeschlagen war, krachte es plötzlich.

Die Männer sahen sich an. Dann pfiff es schon jaulend heran, und alle warfen sich zu Boden. Die Granaten rasierten die Wipfel der Erlen. Keine hundert Yards hinter ihnen schlugen sie ein. Es dröhnte, und der Boden vibrierte unter ihnen. Äste und Zweige fielen auf sie herab. Ein wahrer Blattregen rieselte nieder.

»Auf und zurück, marsch, marsch!«, befahl Captain Concho.

Die Männer schnellten hoch und rannten in langen Sätzen in das Gebüsch hinein. Concho, Dandry und Molden liefen zu ihren Pferden, ergriffen sie an den Zügeln und folgten den Männern. Es krachte und knackte, und Äste und Zweige schlugen den Männern in die Gesichter.

Da dröhnten die Geschütze der Yankees am anderen Ufer wieder auf. Waren es zuvor vier Geschütze gewesen, so schickte ihnen der Yankee jetzt den Segen von acht herüber und machte ihnen damit Beine. Wie vom Teufel getrieben stürzten die Männer vorwärts — bis dieses helle Fauchen zu hören war.

»Volle Deckung!«, rief Captain Concho und ließ sich fallen. Die meisten Männer lagen schon am Boden.

Mitten zwischen den Erlen schlugen die Granaten ein, warfen Fontänen aus Feuer, Rauch und Erde aus dem Boden und schlugen eine Bresche in die Erlen. Ein halbes Dutzend der Bäume stürzte entwurzelt um.

Die Männer schnellten hoch und rannten weiter. Jeder so schnell er nur konnte. – Die Yankees quittierten den Abschuss ihres Beobachtungsballons postwendend!

Beobachteten sie den Rückzug der konföderierten Kavalleristen? Saßen die Kerle da drüben in den Bäumen?

Die Abschüsse dröhnten über den Fluss, und die Erdfontänen der Einschläge deckten die letzten Männer fast zu.

»Sprung auf, marsch, marsch!«, schrie Lieutenant Benson mit sich überschlagender Stimme.

Wie Hasen liefen die Männer ums Leben.

Wieder hallte das harte Bellen der Abschüsse über das Wasser. Während die Granaten nur zweihundert Yards hinter dem Biwak Erdreich und Gestrüpp umpflügten, stürzten die Männer zu den Pferden; und alle saßen auf.

Captain Concho stellte sich in die Bügel und reckte die rechte Faust empor,

»Mir nach, im Galopp!«

Hart peitschten die Männer die Pferde vorwärts. In dichtem Pulk jagten sie nach Norden.

Sie hatten Glück! Die Yankees verlegten das Feuer am Ufer entlang in die andere Richtung.

Captain Concho nahm das Pferd sofort auf. Auch die Männer fielen den Tieren in die Zügel. In flottem Schritttempo ritten sie weiter und formierten sich dabei zur Doppelreihe.

Ein paar Salven noch; dann stellten die Yankees das Feuer ein.

Concho führte die Männer allmählich an den Fluss zurück. Er nahm den Braunen auf und hielt an. Sandbänke ragten aus dem Chickahominy River, und vom Ufer aus führten Wagenspuren ins Wasser. – Eine Furt!

(wb)